Grosshansdorf. Kirche möchte Immobilie zum modernen Tagungsort umbauen. Sechs Architekten-Büros sollen Ideen einreichen.
Der Bestandsbau ist verwinkelt und dunkel, wird dem Raumbedarf der mehr als 3000 Mitglieder nicht mehr gerecht: Seit Jahren diskutiert die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Großhansdorf-Schmalenbeck über die Sanierung ihres Gemeindehauses. Nun werden die Planungen konkret. An der Alten Landstraße soll ein moderner Begegnungsort entstehen. Dazu soll das Bestandsgebäude umgebaut und erweitert werden.
Großer Bedarf an Räumen für Gruppen und Initiativen in Großhansdorf
„Das Thema Gemeindehaus beschäftigt uns nun schon seit drei Legislaturperioden“, sagt Bettina Wache-Möhle, Vorsitzende des Kirchengemeinderates (KGR). „Jetzt haben wir den Mut gefasst, das Projekt anzugehen.“ Der KGR plant, das Gebäude zu einem modernen Ort der Begegnung umzugestalten, der nicht ausschließlich von der Gemeinde genutzt werden kann, sondern auch von anderen Bildungs- und Kulturanbietern. „Es gibt einen Bedarf an Räumen für Gruppen und Initiativen in Großhansdorf“, sagt Wache-Möhle und verweist auf die Integrierte Entwicklungsstrategie für die Waldgemeinde. Glaube, Kultur und Wissenschaft könnten unter einem Dach zusammenfinden.
2016 hatte ein Planungsbüro ein Konzept mit Zielsetzungen für die Zukunft des Ortes erarbeitet, Bürger konnten bei Workshops ihre Wünsche und Anregungen einbringen. Bei den Beteiligungsveranstaltungen wurde nach einem zentralen Ort gesucht, an dem sich Großhansdorfer Bürger und Vereine treffen können. Dafür gibt es kaum noch geeignete Flächen“, sagt die KGR-Vorsitzende. Darüber hinaus könne das neue Gemeindehaus ein attraktiver Standort für Seminare und Fortbildungen des Kirchenkreises Hamburg-Ost sein, die bislang in der Hamburger Innenstadt stattfinden.
Renovierung des Gebäudes ist längst überfällig
Seit Sommer 2019 befasst sich eine Projektgruppe unter der Leitung von Pastorin Anna Cornelius mit dem Vorhaben. Auf der Internetseite www.raum
fuergrosshansdorf.de stellt die Gemeinde ihre Pläne unter dem Motto „Begegnung braucht Raum“ vor. „Als Kirchengemeinde möchten wir mit unseren Räumen eine nachhaltige Brücke bauen zwischen Himmel und Erde, zwischen Verantwortung der Schöpfung und menschlichem Schöpfen“, heißt es dort. Dazu bedürfe es eines Ortes der Begegnung, der Bildung, des Austauschs und der Kommunikation.
„Eine Renovierung des Gemeindehauses ist längst überfällig“, sagt Cornelius. Das 1977 errichtete Bestandsgebäude ist stark in die Jahre gekommen. „Der Investitionsstau ist erheblich“, so die Pastorin. Während der vergangenen 40 Jahre war das Haus immer wieder erweitert worden. Das Ergebnis ist ein L-förmiger Grundriss mit dunklen, engen Fluren, kleinen, verwinkelten Räumen und Provisorien. Die Evangelische Jugend etwa nutzt derzeit die umgebaute ehemalige Garage als Versammlungsraum.
Gemeindehaus soll um etwa 110 Quadratmeter wachsen
„Der Grundriss spiegelt in keiner Weise die heutigen Raumbedarfe wider“, sagt Cornelius. Darüber hinaus herrsche Platznot. „Wir haben eine großartige Kantorei mit mehr als 70 Mitgliedern“, so die Pastorin. Der große Gruppenraum sei für die Proben inzwischen zu klein. „Zunächst war der Plan, das Haus einfach zu renovieren“, sagt Cornelius. Im vergangenen Herbst habe sich die Projektgruppe dann jedoch für die „große Lösung“ entschieden. „Wir haben uns gefragt, was wir wollen, was wir brauchen, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein und uns ist klar geworden, dass wir das mit einer Renovierung nicht erreichen können.“
Das Projekt ist ambitioniert. Das 373 Quadratmeter große Bestandsgebäude soll vollständig umgebaut, ein Teil abgerissen werden. Dazu soll am nördlichen Flügel ein 220 Quadratmeter großer Anbau entstehen, in dem später ein großer Gruppenraum für Kantorei, Chor und Jugendgruppen Platz finden soll. Insgesamt soll das Gemeindehaus nach dem Umbau um etwa 110 Quadratmeter größer werden.
Die Kirchliche Kita bleibt unangetastet
Im Inneren des Altbaus soll ein Teil der Wände herausgebrochen werden, um eine flexible Raumaufteilung zu ermöglichen. „Geplant ist ein modulares Raumkonzept mit Wandelementen, durch die sich Räume je nach Bedarf teilen oder erweitern lassen“, sagt Cornelius. Dazu soll das Gemeindehaus vollständig barrierefrei gestaltet werden. Die kirchliche Kindertagesstätte Bei den Rauhen Bergen östlich des Gemeindehauses soll unangetastet bleiben.
Langfristig könnte nach Vorstellung der Gemeinde im Westen des rund 6400 großen Kirchengrundstücks, an der Ecke Alte Landstraße/Bei den Rauhen Bergen, ein Erweiterungsbau entstehen. Bis 1977 stand dort das ehemalige Hotel „Hamburger Wald“, das die Kirche vor dem Bau des heutigen Gebäudes als Gemeindehaus genutzt hatte.
Eine Jury soll Entwürfe bewerten
Heute befindet sich an der Stelle eine Rasenfläche. „Die Idee ist, dass dort ein Kaffee oder Ähnliches einziehen könnte“, so Cornelius. Konkrete Pläne gebe es dafür aber noch nicht. „Das ist kein Projekt für die kommenden fünf Jahre“, betont die Pastorin. Für die konkrete Ausgestaltung des Projektes sollen Architekten jetzt Entwürfe einreichen. Der Kirchengemeinderat hat dazu einen Realisierungswettbewerb ausgelobt und sechs Büros eingeladen, sich mit Konzepten zu beteiligen. Bis Anfang Juli müssen die Entwürfe vorliegen. „Sie werden bei der Bauabteilung des Kirchenkreises gesammelt“, sagt die KGR-Vorsitzende Wache-Möhle.
Eine Jury, bestehend aus Mitgliedern des Kirchengemeinderates, Experten des Landeskirchenamtes und des Kirchenkreises sowie externen Architekten, soll die Entwürfe in anonymisierter Form bewerten. „Anschließend wird der Kirchengemeinderat sich dann für ein Büro entscheiden“, so Wache-Möhle.
Baustart ist frühestens im zweiten Quartal 2022
Welche Summe die Gemeinde in das Projekt investiert, möchte die KGR-Vorsitzende noch nicht sagen. „Ab dem Sommer wird eine Fundraising-Kampagne mit verschiedenen Aktionen und Möglichkeiten starten, das neue Gemeindehaus zu unterstützen“, sagt sie. Auftakt soll das Kirchturmfest im August sein. Denkbar seien etwa Baupatenschaften, sagt Wache-Möhle, und nennt die Orgelpfeifen-Patenschaften als Vorbild. Im Jahr 2015 waren durch die Aktion rund 850.000 Euro für die neue Orgel der Auferstehungskirche zusammengekommen.
Mit einem Baustart rechnet die Kirchengemeinde frühestens im zweiten Quartal 2022. Der B-Plan müsse für das Vorhaben nicht geändert werden, da sich der Anbau im bereits vorhandenen Baufenster befinden werde. „Unser Ziel ist es, dass das neue Gemeindehaus zwischen Ende 2023 und Ostern 2024 fertig ist“, sagt Wache-Möhle.