Reinbek/Glinde. Mann aus Syrien wollte von den Schwestern intime Bilder. Amtsgericht Reinbek verurteilt ihn zu einer Bewährungsstrafe.

Wegen sexuellen Übergriffs und Nötigung ist ein 26 Jahre alter Syrer am Mittwoch vom Schöffengericht des Amtsgerichts Reinbek zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte Saad K. (Name geändert) vorgeworfen, versucht zu haben, zwei Frauen im Alter von 29 und 28 Jahren durch Erpressung über eine Chatplattform dazu zu nötigen, sich zu entblößen und ihm Fotos ihres Intimbereichs zu schicken (Az.: 748 Js 116/19).

Der Flüchtling gab sich im Chat zunächst als Frau aus

Am späten Abend des 16. November 2019 soll der 26-Jährige, der 2015 als Flüchtling aus dem Bürgerkriegsland nach Deutschland gekommen war, zunächst die 29 Jahre alte Frau aus Glinde über die Plattform Instagram kontaktiert haben. Dabei soll K. sich als Frau ausgeben haben, die sich in Syrien aufhalte und Hilfe bei familiären Problemen benötige.

Beide hätten länger Nachrichten ausgetauscht und schließlich habe die Frau aus Glinde, eine Kurdin, ihrer vermeintlich gleichgesinnten Chatpartnerin anvertraut, dass sie eine Beziehung mit einem verheirateten Mann führe.

„Daraufhin gab sich der Angeklagte als Mann zu erkennen und forderte von der Geschädigten, sie solle ihm Fotos ihres Intimbereichs senden“, sagt Staatsanwältin Kirsten Lüth. Für den Fall, dass die Glinderin der Forderung nicht nachkomme, habe er gedroht, ihrer Familie Screenshots des Chats zukommen zu lassen, in dem diese ihre Beziehung zu dem verheirateten Mann eingeräumt hatte. „Der Angeklagte tat dies in dem Wissen darum, dass dies in dem Kulturkreis des Opfers die Zerstörung der Familienehre bedeuten würde“, so Lüth. Als die Glinderin ihre ein Jahr jüngere Schwester einweihte und diese K. über den Chat konfrontierte, soll der Mann auch diese genötigt haben, ihm Bilder ihres Intimbereichs zu senden.

Eines der Opfer kämpft seit dem Vorfall mit Selbstmordgedanken

„Er sagte, ich würde meine Familie blamieren“, sagt die Glinderin vollkommen aufgelöst vor Gericht. Sie kämpfe seit dem Vorfall mit Selbstmordgedanken. „Ich muss ständig mit der Angst leben, dass mein Vater oder mein Bruder mich umbringen, um die Familienehre wieder herzustellen“, so die junge Frau. „Dieser Mann hat mein Leben zerstört“, sagt sie. Niemand außer ihrer Mutter spreche in der Familie mehr mit ihr. Sie dürfe kein Internet mehr nutzen, die Wohnung nur noch zur Arbeit verlassen. Bei Telefongesprächen würde sie von ihrer Mutter überwacht. „Ich lebe für den Rest meines Lebens in einem Gefängnis“, sagt die junge Frau weinend.

Für die Richterin ist die Beweislast erdrückend

Saad K. räumt ein, mit der 29-Jährigen Kontakt gehabt zu haben, dabei sei es jedoch nicht um sexuelle Inhalte gegangen. Das Gericht glaubt dem Angeklagten nicht. „Die Beweislast ist erdrückend“, so Richterin Silke Lindberg. Das Vorgehen des 26-Jährigen nennt sie „perfide“. Das Gericht verurteilt K. zu einem Jahr und sechs Monaten Haft auf Bewährung und zu Zahlung von je 1200 Euro Entschädigung an die Schwestern. Die Verteidigung hatte acht bis neun Monate Bewährung gefordert.