Grossensee. Archäologen schätzen das Alter des Holzkahns auf mehr als 100 Jahre. Untersuchungen jetzt abgeschlossen. Ausstellung geplant.
Archäologen haben im Großensee die Überreste eines weiteren historischen Holzbootes entdeckt. Das Alter des Wracks schätzen die Wissenschaftler auf mehr als 100 Jahre. „Die Bauweise gleicht im Wesentlichen der des ersten Bootes“, sagt Elmar Klemm. Der Unterwasserarchäologe und sein Forschungsteam waren bei einem Tauchgang in dem beliebten Badesee Ende März auf die Überreste gestoßen.
Die Gruppe hatte im vergangenen Herbst bereits das andere Wrack in dem 73 Hektar großen Gewässer untersucht. Es war schon vor Jahrzehnten von Hobbysporttauchern gefunden worden.
Das zweite Wrack ist kleiner und schlechter erhalten
„Auch bei diesem Boot handelt es sich um einen Fischerkahn, einen sogenannten Nachen“, sagt Klemm. Jene Boote seien früher häufig zum Fischfang genutzt worden, fortbewegt worden seien sich mutmaßlich durch Rudern oder Staken. „Das zweite Wrack ist mit 8,75 Metern Länge und 1,35 Metern Breite geringfügig kleiner als das erste“, sagt Klemm. Bei beiden Booten handele es sich um Holzkonstruktionen mit Metallbeschlägen. „Das jetzt entdeckte Wrack ist aber deutlich schlechter erhalten“, so der Experte.
Die Grundstruktur sei deutlich zu erkennen. „Bug- und Hecksteven sind über den Kiel verbunden und stehen aufrecht, auch die Spanten stehen weitestgehend.“ Die Bordwände seien hingegen kaum erhalten. „Die gleiche Bauweise lässt auf einen ähnlichen Entstehungskontext der Boote schließen“, erklärt Klemm. Abschließende Sicherheit über das Alter könne aber nur die Analyse einer Holzprobe bringen, die sehr zeit- und kostenaufwendig sei.
Eigentümer des Boots war wohl ein Fischereibetrieb
Das erste Wrack war 2012 auf das Baujahr 1901 datiert worden. Eigentümer der Kähne war mutmaßlich ein Fischereibetrieb, der bis ins 20. Jahrhundert am Großensee ansässig war. Als die Fischer keine Verwendung mehr für die Kähne hatten, hätten sie sie wahrscheinlich versenkt. „Wir haben noch eine Flasche mit Glasprägung gefunden“, erzählt Klemm. Sie stamme aus einer Ahrensburger Brauerei, die vermutlich in den 1920er-Jahren existiert habe. „Das passt zumindest in den zeitlichen Kontext.“
Überreste des Fischerkahns lagen im Uferbereich
Die Frage nach der Existenz eines zweiten Wracks war das letzte Mysterium, das Elmar Klemm und sein Team lösen wollten. „Die Mitglieder der Tauchsportgruppe, die das erste Wrack entdeckt haben, haben immer behauptet, dass es noch ein zweites gebe“, sagt der Unterwasserarchäologe. Bis jetzt habe davon jede Spur gefehlt. Entdeckt hat Klemms Team, das ehrenamtlich im Auftrag des Archäologischen Landesamtes tätig ist, die Überreste nun ganz in der Nähe des ersten Wracks.
„Es liegt etwa 42 Meter weiter nördlich im Uferbereich.“ Das Wasser sei dort besonders flach, dies könne ein Grund dafür sein, dass das Boot bisher nicht entdeckt wurde. Mit dem Fund des zweiten Wracks sind die Untersuchungen der Forschergruppe im Großensee nun abgeschlossen. Die Ergebnisse möchte Klemm in einer Ausstellung in Großensee präsentieren. „Einen Termin gibt es noch nicht, wir warten das Ende der Corona-Pandemie ab“, sagt er.