Ahrensburg. Bis Freitag sind die Impfungen mit dem Vakzin ausgesetzt. Alle Termine bis dahin storniert. Keine Kompensation mit anderen Impfstoffen.

Nachdem zuletzt auch in Deutschland bei mehreren Menschen in zeitlicher Nähe zu einer Corona-Schutzimpfung mit AstraZeneca Venen-Thrombosen aufgetreten sind, hat die Bundesregierung am Dienstag den Einsatz des Impfstoffs ausgesetzt. Daraufhin verkündete Landesgesundheitsminister Heiner Garg (FDP) den umgehenden Impfstopp für das Vakzin in Schleswig-Holstein. „Wir halten uns strikt daran, was die zuständigen europäischen und die nationalen Behörden empfehlen“, erklärte Garg.

Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg.
Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg. © Ralph Klingel-Domdey | Ralph Klingel-Domdey

Das zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat bislang sieben Fälle von Sinusvenenthrombosen registriert. Dabei handelt es sich um Blutgerinnsel im Gehirn. Sie können schwere Schlaganfälle auslösen, treten in der Regel aber deutlich seltener auf als gewöhnliche Thrombosen, etwa in Beinen.

Antworten auf die wichtigsten Fragen

Institutspräsident Klaus Cichutek sprach von einer „auffälligen Häufung“ der Sinusvenenthrombosen, die untersucht werden müsse. Nicht zuletzt deshalb, weil neben jüngeren Personen auch Patienten betroffen sind, die zu keiner der bekannten Risikogruppen gehören. In bislang drei Fällen ist die Krankheit tödlich verlaufen.

Welche Auswirkungen hat der AstraZeneca-Stopp auf die Impfstrategie im Kreis Stormarn? Was müssen Geimpfte jetzt beachten und was wird aus den bereits gebuchten Terminen? Das Hamburger Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.


Wie lange darf AstraZeneca nicht eingesetzt werden?

Vorerst bis einschließlich Freitag, 19. März. Bis dahin will die Europäische Arzneimittelbehörde EMA entscheiden, wie die neuen Erkenntnisse im Zusammenhang mit den aufgetretenen Nebenwirkungen zu bewerten sind und wie sie sich auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken. Darüber will die Behörde am kommenden Donnerstag informieren.


Was passiert mit den für diesen Zeitraum bereits gebuchten Terminen?

Soweit es sich um AstraZeneca-Termine handelt, werden sie ausnahmslos storniert und alle Betroffenen per E-Mail darüber informiert.

Gilt das auch für die gleichzeitig terminierten Zweitimpfungen?
Ja, da automatisch jeder Erst- mit einem Zweittermin verknüpft ist. Mit der Absage des Ersttermins ist auch der Zweittermin hinfällig.

Was muss ich beachten, wenn ich die Erstimpfung bereits erhalten habe?
Da die Impfungen mit AstraZeneca erst am 15. Februar begonnen haben, sind die frühesten Zweitimpfungstermine in Schleswig-Holstein ab 26. April terminiert. Die Aussetzung in der laufenden Woche hat also vorerst keine Auswirkungen. Sollte die Aussetzung des Impfstoffs längerfristig andauern und die bereits gebuchten Zweittermine nicht wie geplant durchgeführt werden können, werden betroffene Personen gesondert informieren.

Wann und wie können stornierte Termine neu gebucht werden?
Es wird gemeinsam mit den Organisatoren in den Kreisen und Impfzentren nach einer Lösung gesucht, um alternative Termine anbieten zu können.

Kann für AstraZeneca kein anderer Impfstoff genutzt werden?
Mit den bisher verfügbaren Dosen von Biontech/Pfizer und Moderna können die ausfallenden AstraZeneca-Termine in Schleswig-Holstein nicht abgedeckt werden. Zumal sie zur Absicherung möglicher Lieferschwankungen und der Versorgung von Personen über 80 Jahren gebraucht werden.

Wie viele Impfdosen sind in Schleswig-Holstein bislang verabreicht worden?
Bis einschließlich Montag, 15. März, waren es landesweit 345.899. Davon entfielen auf AstraZeneca 65.247 Erstimpfungen und 14 Zweitimpfungen. Bislang haben 8,5 Prozent aller Schleswig-Holsteiner zumindest die Erstimpfung erhalten. Dabei kam mit 171.939 Dosen am häufigsten das Vakzin von Biontech/Pfizer zum Einsatz.

Wie viele AstraZeneca-Dosen haben die drei Stormarner Impfzentren erhalten?
Seit 15. Februar rund 350 pro Tag. 192 Dosen gehen ins Impfzentrum nach Bad Oldesloe, weil dort die meisten Impfstrecken zur Verfügung stehen. Reinbek erhält 96, Großhansdorf 48. Insgesamt hat der Kreis bislang rund 8500 AstraZeneca-Dosen verimpft.

Wie häufig tritt die Sinusvenenthrombose normalerweise auf?
Diese Art der Thrombose tritt weltweit pandemieunabhängig im Jahr etwa zwei- bis fünfmal pro einer Millionen Personen auf. Laut Prof. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), treten sie in Deutschland einmal pro 100.000 Einwohner und Jahr auf.

Wie sollen sich mit AstraZeneca geimpfte Personen bei Nebenwirkungen verhalten?
Wer sich zwischen dem vierten und 14. Tag nach der Impfung zunehmend unwohl fühlt und starke Kopfschmerzen sowie punktförmige Einblutungen in der Haut hat, sollte unverzüglich einen Arzt aufsuchen, so Klaus Cichutek, der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts. Wer bereits vor 16 oder mehr Tagen geimpft wurde und seitdem weitgehend beschwerdefrei geblieben ist, sollte normalerweise keine impfbedingten Beeinträchtigungen zu fürchten haben.

Hat der Stopp für AstraZeneca Auswirkungen auf gebuchte Impftermine mit den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna?
Nein, diese sind vorerst nicht betroffen. Das könnte sich allerdings ändern, wenn der AstraZeneca-Impfstoff weiterhin nicht verimpft werden darf. Dann will das schleswig-holsteinische Gesundheitsministerium die Folgen für die Impfkampagne in Schleswig-Holstein neu bewerten.