Bad Oldesloe. Wenn Bildung wirklich so wichtig und systemrelevant ist, wie immer behauptet, dann sollte der Wiedereinstieg überarbeitet werden.
Die Sorge vor der britischen Virus-Mutante B.1.1.7. wächst mit jedem Tag. An immer mehr Orten wird sie landauf, landab nachgewiesen. Laut Robert-Koch-Institut könnte der Sars-Cov-2-Ableger das nationale Infektionsgeschehen in den kommenden vier Wochen mit bis zu 40.000 Neuinfektionen täglich „massiv dominieren“.
Dass Lehrkräfte angesichts dieser Prognosen einen besseren Schutz und schnellere Impfungen fordern, ist nachvollziehbar. Wenn sie ab Montag in Stormarn wieder 25 Schüler und mehr in teilweise zu engen Klassenräumen unterrichten, steigt das Infektionsrisiko automatisch. Allgemein übliche Abstandsregeln, wie sie selbst auf Rodelhängen und zugefrorenen Teichen vehement eingefordert werden? Fehlanzeige!
Grundschüler haben einen natürlichen Drang zur Kontaktaufnahme
Es ist schlicht weltfremd, gebetsmühlenartig auf die strikte Einhaltung von Hygienebestimmungen zu pochen. Grundschüler haben nun mal einen natürlichen Drang zur Kontaktaufnahme. Sie können nicht stundenlang voneinander und den Lehrkräften ferngehalten werden. So bleibt es erklärungsbedürftig, warum es statt eines schrittweisen Wiedereinstiegs mit Wechselunterricht gleich der Schnellstart in den Vollbetrieb sein musste.
Wenn Bildung wirklich so wichtig und systemrelevant ist, wie immer behauptet wird, dann muss das Wiedereinstiegsszenario dringend überarbeitet werden. Während Einzelhändler, Dienstleister und Gastronomen trotz ausgefeilter Hygienekonzepte mit Hinweis auf den Infektionsschutz ihrer Tätigkeit weiterhin nicht nachgehen dürfen, gilt diese Fürsorge gegenüber Pädagogen offenbar nicht. Deshalb ist die Schulöffnung weder stringent noch logisch.
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