Ahrensburg/Grosshansdorf. Großhansdorf bemängelt das Havariekonzept für die Anlage in Stapelfeld. Ahrensburg fordert strengere Emissionsgrenzwerte.

Die Stadt Ahrensburg und die Gemeinde Großhansdorf melden hinsichtlich der Pläne für den Neubau der Müllverbrennungsanlage (MVA) und einer Klärschlammverbrennung in Stapelfeld Bedenken an. In beiden Nachbarorten haben sich jetzt Umweltpolitiker dafür ausgesprochen, im Genehmigungsverfahren beim Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) Einwände gegen den eingereichten Antrag des Betreibers EEW Energy from Waste zu erheben.

Bei einem Brand würden 28 Abzüge im Dach geöffnet

In Großhansdorf folgte der Bau- und Umweltausschuss einstimmig der Einschätzung der Verwaltung, dass das Konzept für den Havariefall mangelhaft sei. „Im Falle eines Brandes in dem der Verbrennung vorgeschalteten Mülllager ist vorgesehen, dass 28 Rauch- und Wärmeabzüge im Dach des Bunkers geöffnet werden, um diesen zu entrauchen“, sagt Großhansdorfs Bauamtsleiter Stefan Kroll. „Dabei gelangen Rauchgase mitsamt den normalerweise herauszufilternden Schadstoffen in die Außenluft.“ Bei ungünstiger Witterung könne die Rauchwolke bis in die Waldgemeinde getragen werden.

Es geht um den Einsatz der „Besten Verfügbaren Technik“

„Da sollte nachgebessert werden“, sagt Kroll und verweist auf den Brand am 3. Dezember in der MVA. Damals war es nach einem Kurzschluss zu einem unkontrollierten Feuer in einer Verbrennungslinie gekommen. Zusätzlich will die Gemeinde erneut ihre Forderung bekräftigen, dass die neue MVA und die zusätzlich geplante Klärschlammverbrennung nicht mehr Emissionen verursachen sollen als die Bestandsanlage.

Dieser Aspekt spielte auch im Ahrensburger Umweltausschuss die zentrale Rolle. „Die neuen Anlage sollte so wenig schädliche Einflüsse wie möglich auf die Umgebung haben“, sagt der Ausschussvorsitzende Christian Schmidt (Grüne). Laut einem Gutachten werde aber nicht in allen Bereichen die sogenannte „Beste Verfügbare Technik“ (BVT) eingesetzt. „Dieser Standard muss eingehalten werden“, so Schmidt.

Unterstützung erwartet Ahrensburg vom Kreis Stormarn. Dieser werde aufgefordert, noch einmal auf seinen einst mit EEW abgeschlossenen Vertrag zu drängen. Schmidt: „Damals wurden Emissionsgrenzwerte vereinbart, die niedriger waren als die gesetzlich vorgeschriebenen. Das sollte so bleiben.“

Genehmigungsbehörde hat vorzeitigen Baubeginn erlaubt

Der Betreiber, das zum chinesischen Konzern Beijing Enterprises gehörende Unternehmen EEW Energy from Waste, will für schätzungsweise 150 Millionen Euro in unmittelbarer Nähe zum Bestandsbau ein neues Müllheizkraftwerk (Jahreskapazität bis zu 350.000 Tonnen) und zusätzlich eine Mono-Klärschlammverbrennung (32.500 Tonnen Trockensubstanz plus 2500 Tonnen Reserve) errichten. Die alte, 1979 eingeweihte MVA soll danach stillgelegt werden.

Bis zum 8. Februar waren die 3627 Seiten umfassenden überarbeiteten Planunterlagen (www.uvp-verbund.de/freitextsuche) ausgelegt, unter anderem in den Rathäusern von Ahrensburg und Barsbüttel sowie im Amt Siek. Noch bis zum 9. März können Einwendungen eingereicht werden, allerdings ausschließlich gegen die Änderungen in den Unterlagen. Die erneute Auslegung war notwendig geworden, weil EEW Teile des Genehmigungsantrags überarbeitet hatte. So wurde für die Bauphase ein zusätzliches Grundstück einbezogen.

Behörde hat den vorzeitigen Baubeginn genehmigt

Im vergangenen Oktober erlaubte die Genehmigungsbehörde einen vorzeitigen Baubeginn. Dieser erlaubt Vorarbeiten, wenn mit einer Genehmigungsentscheidung zugunsten des Antragstellers gerechnet werden kann. Bis Ende Januar waren in Stapelfeld Bagger im Einsatz, um das Gelände zu nivellieren.

Über die Einwendungen entscheidet das LLUR, das dem Landesumweltministerium angegliedert ist. Ob es wie beim ersten Mal einen öffentlichen Erörterungstermin gibt – im Dezember 2019 waren es drei Tage im Großhansdorfer Waldreitersaal –, steht noch nicht fest.

Ursprünglich wollte EEW seit gut einem Jahr bauen, um Mitte 2022 den Probebetrieb aufzunehmen. Dieses Datum wird sich bei einem Projekt dieser Größenordnung nicht mehr halten lassen. EEW hat mehrfach zugesichert, die neuen BVT-Schlussfolgerungen umzusetzen. Bürgerinitiativen und Umweltverbände kritisierten, dass mit der vorhandenen Technik noch sehr viel niedrigere Emissionen möglich wären.