Ammersbek. Partei kritisiert Bürgermeister Horst Ansén für Konzept zur Ortsentwicklung. Der Verwaltungschef verteidigt sein Vorgehen.

Die Stellungnahme aus dem Ammersbeker Rathaus zum Entwurf für einen neuen Regionalplan des Landes hat bei den Grünen im Ort ein Horrorszenario ausgelöst. Sie befürchten, dass bis 2040 rund 2400 neue Wohneinheiten "zum allergrößten Teil auf der grünen Wiese" gebaut werden. Die Einwohnerzahl von jetzt knapp 10.000 würde um 50 Prozent nach oben schießen. Bürgermeister Horst Ansén plane, "Ammersbek zu einem Überlaufventil für Hamburg zu machen".

Für den so gescholtenen Verwaltungschef sind das "polemische Vorwürfe". Er sagt: "Zum jetzigen Zeitpunkt geht es einzig darum, Möglichkeiten aufzuzeigen." Daraus zu schließen, dass sämtliche Flächen innerhalb kürzester Zeit komplett bebaut werden, sei Unsinn. "Die Planungshoheit bleibt selbstverständlich in der Gemeinde und damit auch in ihren politischen Gremien", sagt Ansén. Hinzu komme, dass die Grünen Teil der Landesregierung seien und somit direkten Einfluss hätten.

Grüne sehen "im Hinterzimmer entwickeltes" Konzept

Der Grünen-Ortsverband wirft Ansén einen Alleingang vor. Er habe nicht einmal die Politik einbezogen. "Für manche Menschen beschränkt Corona Freiheiten nicht, sondern schafft neue, beispielsweise für Bürgermeister", sagt der Fraktionsvorsitzende Olaf Willuhn. Während in Kreis und Land viel Aufwand getrieben werde, Bürger bei Planungsprozessen anzuhören, laufe es in Ammersbek ganz anders.

Die Grünen sehen keine schlichte Stellungnahme der Verwaltung, sondern ein "im Hinterzimmer entwickeltes" Konzept zur grundsätzlichen städtebaulichen Entwicklung, das die Weichen für neue Baugebiete im
Landschaftsschutzgebiet zwischen den Ortsteilen stellen möchte. Rund 70 Hektar könnten bebaut werden, darunter der Acker am Wolkenbarg, das Erdbeerfeld an der L225 und Pferdeweiden am Bültenbarg. Die Ortsteile Hoisbüttel-Dorf und Lottbek drohten zusammenzuwachsen.

Workshop mit Fraktionen wurde im November abgesagt

Ursprünglich wollte das Rathaus des Konzept im September bei einem Workshop mit den Fraktionen erörtern. Der Termin wurde wegen Krankheit auf November verschoben, dann wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Schon im Herbst hatten die Grünen den ersten Entwurf strikt abgelehnt.

Umso heftiger fällt jetzt der Widerspruch aus. Die von der Verwaltung abgeschickten Vorstellungen seien mit den zuständigen Kommunalpolitikern nicht diskutiert und ihnen vorher noch nicht einmal zur Kenntnis gegeben worden. Sie widersprächen den Zielen der 2010 von den gemeindlichen Gremien beschlossenen und immer noch gültigen Fortschreibung "Leitbild für die Wohnungsentwicklung bis 2025". Der Bürgermeister habe Mitte Dezember lediglich im Bauausschuss kurz berichtet, dass die Verwaltung eine Stellungnahme zur Regionalplanung für den Kreis erarbeitet habe und diese zur Kenntnis weitergegeben werde.

"Eine 180-Grad-Wende in der Gemeindepolitik"

"Ihr Alleingang ist eine 180-Grad-Wende der Gemeindepolitik, sie richtet sich gegen die Ammersbeker Bürger, gegen politische Zielsetzungen des Landes und des Bundes zu geringerem Flächenverbrauch und gegen die Vernunft", sagt der Grünen-Fraktionschef Willuhn in Richtung Bürgermeister. Zwischen Hoisbüttel und Lottbek würden 44 Prozent der unter Landschaftsschutz stehenden Gebiete mit Biotopverbundfunktion verlorengehen.

Das sei eine "sozial und ökologisch unverträgliche Neuausrichtung der bisherigen Gemeindepolitik". Seit zwölf Jahren sei mit behutsamer Nachverdichtung ein vernünftiges Maß an neuem Wohnraum geschaffen worden, ohne gleichzeitig Naherholungsräume, die Kulturlandschaft oder Natur zu zerstören.

Es gebe noch viele Flächen für Nachverdichtung

Das Potenzial für Nachverdichtung durch Aufstockung, Flächenrecycling (beispielsweise alte Garagenhöfe), Teilung sehr großer Grundstücke und Verdichtung im Bahnhofsumfeld sei noch lange nicht ausgeschöpft. Im Übrigen stelle sich die Frage, was den Leiter der Verwaltung dazu berechtige, eine Stellungnahme mit Konzept für die bauliche Entwicklung Ammersbeks in den kommenden 20 Jahren im Namen der Gemeinde ohne Mandat aus der Politik abzugeben.

Horst Ansén hält den Vorgang dagegen keineswegs für ungewöhnlich. "Das Verfahren zum Regionalplan steht erst ganz am Anfang", sagt er. "Wenn der Entwurf aus Kiel vorliegt, haben die politischen Gremien in den Kommunen ausführlich Gelegenheit zur Stellungnahme." Einige Orte hätten die Stadt- und Gemeindevertreter jetzt schon einbezogen, andere noch nicht. "Beispielsweise gibt es auch vom Kreis eine eigene Einschätzung zu Gewerbestandorten", so Ansén.

Zum jetzigen Zeitpunkt gehe es um Möglichkeiten der städtebaulichen Entwicklung. "Was am Ende dabei herauskommt, bestimmen die Kommunen selbst", sagt der Bürgermeister.