Bad Oldesloe. Drei Unternehmen sind an Mitgliedschaft in Stormarner Wohnbaubündnis interessiert. Sie müssen aber gewisse Bedingungen erfüllen.

36 Städte und Gemeinden, der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Nord (BFW) sowie acht Bauunternehmen gehören dem Stormarner Bündnis für bezahlbares Wohnen an. Ziel ist es, pro Jahr rund 500 Einheiten im Kreis zu schaffen, vor allem mit günstigen Mieten. Jetzt deutet sich an, dass die im April 2018 gegründete Allianz wächst. Drei weitere Firmen sind an einem Beitritt interessiert.

"Ich bin sicher, dass unser Bündnis größer wird", sagt Wolfgang Gerstand, CDU-Kreistagsabgeordneter aus Bad Oldesloe. Der 72-Jährige ist auch Vorsitzender des Wirtschafts-, Planungs- und Bauausschusses sowie ein Mitinitiator der Kooperation. Und er führt diesbezüglich nach wie vor viele Hintergrundgespräche, ist also bestens informiert über die aktuellen Entwicklungen. Mit Landrat Henning Görtz besuchte er in der Vergangenheit wegen der Anlaufschwierigkeiten Ausschüsse in zahlreichen Kommunen, um die örtlichen Politiker an die Dringlichkeit von neuen Wohnungen zu erinnern und sie zu ermutigen, Bebauungspläne zügig abzusegnen.

Keiner hat Einwände gegen Erweiterung der Allianz

"Die Anfragen von Interessenten sind erstmal zurückgestellt, weil die Firmen gerade mit den B-Plänen beschäftigt sind, so Gerstand. Diese seien noch nicht beschlossen. Mit einer Aufnahme ins Bündnis zum jetzigen Zeitpunkt fürchte er, dass damit Druck auf die Politiker ausgeübt werde. So eine Situation solle verhindert werden. Das bedeutet also: Ist ein Projekt in einer Kommune gesichert, steht einem Beitritt nichts mehr im Weg. Die Mitgliedsunternehmen der Allianz wurden auch schon gefragt, ob sie sich gegen eine Erweiterung sperren. Das ist nicht der Fall.

Firma Wohnbauer aus Reinbek ist ein Kandidat

Ein Kandidat ist zum Beispiel die Firma Wohnbauer aus Reinbek. Sie plant im Holzvogtland in Stormarns zweitgrößter Stadt auf einem 5,3-Hektar-Acker ein neues Quartier mit 200 Mietwohnungen, 25 Prozent davon sollen öffentlich gefördert sein. Außerdem will Geschäftsführer Kai Dusenschön Grundstücke für rund 45 Einzel- und Doppelhäuser verkaufen. Es soll betreutes Wohnen geben, Carsharing und E-Ladestationen plus Lastenradverleih. In einem Gebäude sind eine Kita, ein Café, Arztpraxen, Home-Working-Bereiche sowie ein Bürgertreff angedacht. Im frei finanzierten Segment sollen 80-Qudratmeter-Wohnungen mit vier Zimmern für Familien nicht mehr als 1000 Euro kalt kosten.

Geschäftsführer: "Viele Schnittstellen festgestellt"

Vor geraumer Zeit hatten Dusenschön und sein Geschäftspartner Janno Krieger ein Gespräch mit dem Landrat, Verwaltungskräften und Kreistagsabgeordneten. Unter anderem ging es um einen Bündnisbeitritt. "Zu einem späteren Zeitpunkt ist das möglich, wir haben viele Schnittstellen festgestellt", sagt Dusenschön. Der Reinbeker Landwirt zieht es allerdings nicht in Erwägung, ein Großprojekt nach dem anderen anzugehen. Er will sich auf das Quartier mit dem Namen Kampsredder fokussieren. Außerhalb seiner Heimat wird er in kleinerem Umfang in Schwarzenbek im Kreis Herzogtum Lauenburg aktiv, wo sechs Doppelhaushälften entstehen. Ob diese zum Kauf offeriert oder vermietet werden, ist noch nicht entschieden.

Dusenschön und Krieger lassen gerade ein Gutachten über die Infrastrukturfolgekosten ihres Vorhabens in Reinbek anfertigen. Sie wollen dadurch Transparenz schaffen und die Politik mit ins Boot holen, denn ein Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan ist noch nicht gefasst. Wolfgang Gerstand bestätigt, dass zwei weiteren Unternehmen in Aussicht gestellt wurde, Mitglied der Allianz zu werden. Namen will der Christdemokrat nicht nennen.

Stormarn benötigt laut Gutachtern pro Jahr 1000 neue Wohneinheiten

Laut dem Oldesloer sind derzeit 250 neue Wohnungen über das Bündnis im Bau oder in der Planung. Hinzu kommen solche, die ohne Vermittlung der Kreisbehörde auf den Weg gebracht worden sind. Dazu zählen zum Beispiel 80 Seniorenwohnungen in Oststeinbek gegenüber der Feuerwache, wo die Erschließung vor Kurzem begonnen hat. Oder auch 37 Sozialwohnungen, die der Investor D.R.S. Bauregie Dresden ab diesem Frühjahr in Glinde erstellt.

Laut Gutachtern fehlen in Stormarn jährlich 1000 Einheiten. Sie werden zum Beispiel für ältere Menschen benötigt, die sich verkleinern wollen, weil sie ihr Haus nicht mehr bewirtschaften können. Zudem soll es ein Angebot für Fachkräfte vor Ort geben, um Abwanderungen zu verhindern. Die fünf Genossenschaften Neue Lübecker, Walddörfer, Bergedorf-Bille, Wohnstätten Bad Oldesloe und Sachsenwald sowie die Firmen Semmelhaack, Plambeck und Frank-Gruppe wollen pro Jahr bis zu 80 Millionen Euro in den Stormarner Wohnungsbau investieren. Die Kommunen können potenzielle Bauflächen der zentralen Geschäftsstelle beim Kreis Stormarn melden. Es werden unter anderem Grundstücksgröße, Mindestpreis und gewünschte Zielgruppen erfasst. Danach geben die Partner aus der Wirtschaft ihre Konzepte und Gebote ab.

Mitte Februar ist ein Treffen mit Gerstand, Landrat Görtz, Thorsten Kuhlwein, der auf der Geschäftsstelle für die Koordination zuständig ist, sowie Kreisbauamtsleiter Thilo Scheuber verabredet. "Wir überlegen dort, was zu tun ist, um das Bündnis weiter voranzubringen", sagt Wolfgang Gerstand.