Hoisdorf. Das Unternehmen musste auf einem Acker gleich mehrere Kabel deutlich tiefer legen. Problem war seit 2017 bekannt.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge ist Landwirt Stefan Wriggers jüngst von seinem Acker nördlich der Hoisdorfer Teiche zurückgekehrt. Dort hat die Schleswig-Holstein Netz AG (SH Netz) in der Vorwoche durch eine externe Tiefbaufirma die Korrektur einer Glasfasertrasse vornehmen lassen. „Dass die Kabel jetzt endlich liegen wo sie hingehören, ist natürlich erfreulich. Der dabei entstandene Flurschaden wird aber definitiv noch ein Nachspiel haben“, sagte Wriggers unser Redaktion.

Rückblick. Anfang November 2017 war der Entwässerungsgraben Beek 1.19, der Wriggers Feld durchschneidet, mittels eines Kettenbaggers gereinigt worden. Wie bereits berichtet, hatte Peter Griem, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Gewässerpflegeverbandes Ammersbek-Hunnau, anschließend festgestellt, dass im Graben ein Trassenband mit der Aufschrift ,Starkstromkabel’ schwamm und sich an der Grabenüberfahrt mehrere schwarze Kabel zeigten.

Bodendeckung betrug gerade 60 Zentimeter

Wie sich später herausstellte, ruhten die hier verlaufenden drei Starkstromkabel zwar in regelkonformer Tiefe, nicht aber die sechs Glasfaserleitungen. Statt der vorgeschriebenen 1,2 Meter Bodendeckung waren es gerade 60 Zentimeter. „Wir haben deshalb veranlasst, dass der Graben noch einmal geöffnet wird, um die Rohre mit den Leitungen tieferzulegen“, so SH-Netz-Sprecher Ove Struck.

Unklar bleibt unterdessen, warum sich die Trassenkorrektur so lange hingezogen hat. Ende Juli 2018 und Mitte Mai 2019 hatte es bereits zwei Ortstermine gegeben, bei denen Grundeigentümer Hans-Joachim Hack und Pächter Wriggers eine „schnellstmögliche“ Vertiefung zugesagt worden ist.

Eine Million Schadenersatz nach Baggerarbeiten

Was passieren kann, wenn Glasfaserkabel bei Baggerarbeiten beschädigt werden, zeigte sich Mitte Oktober 2014 in Rethwisch bei Bad Oldesloe. Dort hatten Versatel-Kunden Regressansprüche in erheblichem Umfang geltend gemacht, die sich letztlich auf mehr als eine Million Euro summierten. Auch hier war das Kabel deutlich zu flach verlegt worden. Zudem hatte eine korrekte Beschilderung gefehlt.

„Warum bis zur Korrektur der Trasse mehr als drei Jahre vergangen sind und sie nun zu einem Zeitpunkt erfolgt ist, als die Witterungsbedingungen mit Abstand am Ungünstigsten waren, bleibt mir ein Rätsel“, so Landwirt Wriggers. Nach den erheblichen Flurschäden auf einer Länge von 80 Metern werde er in jeden Fall Schadenersatz fordern.

Trassen sind bereits vor 20 Jahren entstanden

Laut Ove Struck ist SH Netz darauf eingestellt. Die Baukosten beliefen sich schon mal auf rund 10.000 Euro. Chancen, das Geld bei der Firma einzutreiben, die für die unsachgemäße Anlage der Trasse verantwortlich zeichnete, sieht er eher nicht. Immerhin seien die Strom- und Glasfasertrassen bereits zwischen 1995 und 2005 entstanden. Mittels bis zu vier Suchgräben soll in dieser Woche die Kabeltiefe im weiteren Trassenverlauf kontrolliert werden.