Barsbüttel. Coverpiraten geben Live-Streaming-Konzert in der Gaußstraße und sollen das Projekt in der Region bekannt machen.

Viermal seit Beginn der Corona-Pandemie haben die Musiker der Barsbütteler Band Coverpiraten Live-Streaming-Konzerte gegeben, zuletzt im Sommer. Jetzt beglückten sie ihre Fans erneut. Allerdings nicht wie üblich von einer zum Studio umgwbauten Lagerhalle im Ortsteil Wilinghusen aus. Die Künstler waren in Hamburg-Altona. Dort, in der Gaußstraße, eröffneten sie eine Hybrid-Konzerthalle, in der nach Lockerungen Veranstaltungen mit Zuschauern geplant sind, die zeitgleich im Internet übertragen werden. Es handelt sich dabei um die frühere Probestätte des Thalia Theaters. 600 Quadratmeter umfasst die Fläche. Um Kunden zu generieren und auf das Projekt aufmerksam zu machen, wurde die Gruppe ausgewählt, um ein Demo-Video zu drehen.

Vermittelt hat die Coverpiraten Max Schönemann, der mit seiner Agentur IWM events in Barsbüttel beheimatet ist. Er kooperiert mit den United Studios in der Hansestadt sowie einem Technikdienstleister aus Güstrow. Der Unternehmer erschließt in der Krise neue Geschäftsfelder, will die Halle mit seinen Partnern künftig samt Equipment an Bands und Firmen vermieten. Vor dem harten Lockdown waren dort 60 Zuschauer erlaubt. Grundlage ist ein entsprechendes Hygienekonzept. Schönemann hofft, dass dies bald wieder möglich ist, sagt: "Musikgruppen brauchen den Kick, vor Publikum zu spielen. Sonst sind sie nur halb so gut." Außerdem könnten große und global agierende Unternehmen dort Auftaktmeetings abhalten, bei denen nur ein kleiner Teil der Belegschaft an einem Ort und der Rest online zugeschaltet sei. Der Agenturbetreiber denkt dabei zum Beispiel an Beiersdorf.

Schönemann ist eigentlich auf großen Stadtfesten vertreten

Die Veranstaltungsbranche ist von den Einschränkungen besonders hart betroffen. Schönemann hat seit März 100 Prozent Umsatzeinbruch beim klassischen Geschäft. Er ist eigentlich auf großen Stadtfesten in Norddeutschland zugegen mit Getränkeständen, vermittelt dabei auch Künstler und stellt eine 14 Meter breite Rundbogenbühne inklusive 50-Quadratmeter-LED-Leinwand. Zudem bietet Schönemann auf Hochzeiten und Geburtstagsfeiern Cocktailcatering an. Diese Dienste sind derzeit nicht gefragt. Geld verdient er jetzt mit digitalen Aktivitäten, zum Beispiel bei der Kieler Woche im vergangenen September, die in abgespeckter Version organisiert wurde. Die Barsbütteler Firma streamte Konzerte von 30 Bands auf LED-Leinwände, die unter anderem auf dem Rathausplatz, im Schlossgarten und Segelkino installiert waren. Außerdem produzierte sie einen Weihnachtsfilm für den Serengeti-Park im niedersächsischen Hodenhagen mit Schauspielern und Tieren. Schönemann studierte an einer privaten Universität, wurde so Multimedia-Producer und ist natürlich technikaffin. Davon profitiert er gerade in diesen Zeiten.

Bandmitglieder sind auf Einnahmen aus Konzerten angewiesen

Der Firmenchef ist eng befreundet mit Tom Witt, dem Sänger der 2012 gegründeten Coverpiraten. Die Band hat schon vor Tausenden Zuschauern deutschlandweit sowie in Dänemark, Spanien und der Schweiz gespielt, wurde bislang rund 50 Mal pro Jahr gebucht. Sie präsentiert Titel aus den Charts, Schlager und Rock. Es gibt eine Doppelbesetzung, zwölf Personen zählen zum Team. Auf der Zehn-Meter-Bühne der neuen Hybrid-Halle waren die Barsbütteler zu fünft: drei Sänger, ein Schlagzeuger sowie ein Keyboarder. Diesmal also ohne Bass und Gitarre. Die Technik ist dort fest installiert, zum Beispiel die große LED-Leinwand, Licht- und Tonanlage, sechs TV-Kameras und drei Regiepulte im Wert von rund einer Million Euro. Das Konzert ist auf der Facebook-Seite der Band zu sehen. All ihre digitalen Auftritte sind gratis, Spenden aber willkommen. "Die Lage ist katastrophal bis furchtbar", sagt Witt. Für 2021 habe er nur eine Anfrage. "Normalerweise haben wir zu diesem Zeitpunkt 40 bestätigte Verträge." Der 46-Jährige hofft, dass Ende kommenden Jahres alles wieder normal läuft mit den Auftritten vor Publikum und den Buchungen.

Viele Bandmitglieder sind auf die Einnahmen durch die Konzerte angewiesen, bestreiten dadurch nahezu den Lebensunterhalt. "Drei Kollegen versuchen durch Online-Musikunterricht Geld zu verdienen, einer hat im Sommer als Dachdecker gearbeitet", berichtet Witt. Und die Sängerin sei inzwischen zur Synchronsprecherin umgeschult. Er habe Freunde aus anderen Gruppen, die derzeit im Supermarkt Regale auffüllten. Die Coverpiraten proben momentan einmal pro Monat in der Willinghusener Lagerhalle, weitere Streaming-Konzerte sind derzeit nicht geplant. "Aber wird sind da spontan", sagt Witt.

Bei der Premiere im April waren 535 Menschen live vor ihren Bildschirmen oder auf Smartphones dabei, zwei Wochen später hatten 12.000 Personen den Auftritt gesehen. 600 Zuschauer schrieben Kommentare, lobten die Künstler und bedankten sich. Die Coverpiraten spielten seinerzeit ohne direkten Blickkontakt, das Studio war in sechs Bereiche unterteilt: getrennt durch eine ein Meter dicke Holzwand samt Bauzaunplane. Das Abteil des Schlagzeugers war noch einmal extra mit Dutzenden Eisboxen für den Schallschutz isoliert. So konnte eine Ansteckung mit dem Coronavirus ausgeschlossen werden. Weil das Projekt auf viel Interesse stieß, veranstalten die Coverpiraten weitere Streaming-Konzerte.