Elmenhorst. Philipp Özren und Julian Risse aus Elmenhorst sahen Lücke im Angebot für Schulabgänger. Sie wollen diese bei Jobfindung unterstützen.

Ausbildung, Studium – und dann? Diese Frage treibt zahlreiche Schulabsolventen um. Doch obwohl es verschiedene Programme gibt, um Jugendliche und junge Erwachsene auf die Welt der Berufe vorzubereiten, fühlen sich viele unzureichend beraten, sagt Philipp Özren. Der 18 Jahre alte Elmenhorster Abiturient entwickelt derzeit zusammen mit seinem Freund und zukünftigen Geschäftspartner Julian Risse (18) eine App zur Berufsorientierung. Unter dem Namen StickTo, was so viel wie zusammenfinden heißt, hat es die Idee beim Plan-Wettbewerb der digitalen Bildungsplattform Startup Teens per Online-Voting unter die ersten 35 von 672 Teilnehmern geschafft. Beim Finale in Berlin winken dem Gewinnerteam 10.000 Euro.

Jugendliche nutzen lieber virtuelle Plattformen

Sechs Monate vor dem Abitur, als die Frage nach dem „Danach“ immer lauter wurde, sei ihnen die Idee beim gemeinsamen Spaziergang gekommen. „Natürlich haben wir am Kopernikus-Gymnasium einen Berufsberater“, sagt Philipp Özren. „Aber der kann einem nur mit Adressen und Unternehmensempfehlungen weiterhelfen, wenn man eine erste Idee hat.“ Der 18-Jährige machte online einen Test, setzt sich dort mit seinen Stärken und Interessen auseinander. Und war von dem Ergebnis ernüchtert. „Auch andere Angebote wie Jobzeitschriften oder Messen haben uns nicht weitergeholfen“, sagt Julian Risse, der ähnliche Probleme kennt. „Das Leben ist heute viel schnelllebiger und die Formate nicht für unsere Generation gemacht.“

Sie schauten sich an, was junge Leute heutzutage anspricht und kamen dabei schnell auf virtuelle Plattformen wie Instagram oder auch Tinder, die per Handy bedient werden können. Soziale Netzwerke, in denen sich Menschen treffen, präsentieren und vernetzen. Auch für Berufe gibt es dementsprechende Angebote wie Xing und LinkedIn, die sich jedoch mehr an Studienabsolventen wenden, die bereits auf der Suche nach einem passenden Job sind. „Zwischen Schule und Berufswahl haben wir eine Lücke gesehen“, sagt Philipp Özren. „Zumal die Suche nach einem Job nicht nach einem einzigen Tag oder Test erledigt ist.“ Es sei ein Prozess, der am besten im Alter von 14 Jahren anfange, sagt Julian Risse. Eine Idee entstehe meist während des ersten Schulpraktikums, dies bestätigte auch eine Umfrage, die die beiden Elmenhorster mit etwa 200 Schülern durchgeführt haben.

App-Nutzer sollen miteinander vernetzt werden

Genau dort wollen die beiden mit ihrer Idee anknüpfen und einen Raum schaffen, in dem Nutzer sich kostenlos an Jobkarten orientieren und mit anderen Schülern vernetzen können. Schulabsolventen seien viel mehr an ihrem potenziellen späteren Tagesablauf als an gefilterten Informationen von Firmenwebsites interessiert, sagt Philipp. „Sie wollen wissen, was der Ingenieur bei Dräger macht und dadurch eine Richtung finden. Das Unternehmen ist zunächst zweitrangig.“ Es sei spannend, über diese Fragen mit Gleichgesinnten in den Austausch zu kommen. Zusätzlich könnten Unternehmen Ausbildungs- oder Praktikumsgesuche auf der Plattform schalten und damit ein großes Publikum anzusprechen, weshalb die App für beide Seiten vielversprechend sei.

Noch während der Klausurenphase des Abiturs im Mai schrieben sie ihren Businessplan, nutzten die Zeit zu Hause, um sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Durch die erste Bewerbungsphase bei Startup Teens kamen sie in Kontakt mit verschiedenen Mentoren, die sie vor allem eines gelehrt hätten: Groß zu denken. Um noch vor dem Finale im Juni 2021 eine erste Version auf den Markt zu bringen, haben sie die Arbeit aufgeteilt. Julian Risse kümmert sich um das Design, die visuelle Hülle der App. Philipp Özren bedient die Technik. Zudem gibt es noch ein kleines Entwicklerteam, das die Programmierung übernimmt. „Bisher hatten wir zum Glück noch nicht viele finanzielle Ausgaben, da alle an das Projekt glauben und uns ohne Gegenleistung unterstützen“, sagt Julian Risse. „Dennoch suchen wir natürlich in allen Bereichen Hilfe.“

Die Eltern und Lehrer sollen draußen bleiben

Da sie bereits diesen Sommer mit ihrem Studium angefangen haben - Julian Risse hat sich für BWL entschieden und Philipp Özren für Jura - müssen sie ihre Zeit genau einteilen. Dennoch sind sie zuversichtlich, den Plan einhalten zu können. Bis zum Jahresanfang sollen die Grundfunktionen stehen und Interessierte die erste Version im Anschluss testen können. Wer sich unter stick-to.de für den Newsletter anmeldet, könnte schon bald zu den ersten Nutzern gehören. Hier können sich auch potenzielle Unterstützer melden. Damit das Netzwerk für Schüler attraktive bleibe, möchten sie ausschließlich diese Altersgruppe für die App begeistern. Eltern und Lehrer sollen draußen bleiben.

„Wir wollen Schülern einen geschützten Raum bieten, in dem sie sich frei bewegen und kommunizieren können“, sagt Philipp. „Die einzige Schnittstelle zu Unternehmen erfolgt dann über mögliche Anzeigen.“ Das Preisgeld von 10.000 Euro würden sie in die weitere Entwicklung der App stecken. Doch bis es dazu kommt, muss die Idee zunächst vor einer Jury präsentiert werden. „Damit die Daten auch nach der Zeit der Berufsorientierung nicht verloren gehen, könnten wir uns später eine Kooperation mit Xing oder LinkedIn vorstellen“, sagt Julian. Groß zu denken, haben sie schließlich beim Wettbewerb gelernt.