Bad Oldesloe. Neue Produktionshalle kommt. Das Pharma-Werk zählt mit mehr als 400 Beschäftigen zu den größten Arbeitgebern. Einstellungen geplant.

Der südafrikanische Pharmakonzern Aspen baut seinen Standort an der Ecke Industriestraße/Bundesstraße 208 in Bad Oldesloe weiter aus. Das Werk, das mit mehr als 400 Beschäftigten zu den fünf größten Arbeitgebern in der Stormarner Kreisstadt zählt, bekommt eine zusätzliche Produktionshalle für rund 3,5 Millionen Euro. „Dies ist für unsere Standortperspektive ein tolles Ergebnis“, sagt Roland Suck, seit April neuer Werkleiter in Bad Oldesloe, über die Entscheidung des weltweit tätigen Unternehmens.

Aspen investierte bereits 40 Millionen Euro

Das neue Gebäude mit einer Produktionsfläche von 520 Quadratmetern wird an eine vorhandene Halle angebaut. „Es gibt uns die Möglichkeit, dort ohne große Einflüsse auf die laufende Produktion eine neue Form-Fill-Seal-Produktionsanlage aufzubauen“, sagt Ulrich Hütz, Leiter Technik. Auf dieser hochmodernen FFS-Maschine (Herstellen, Füllen, Verschließen in einem Prozess) können Medikamente in Ampullen produziert werden. Hütz hat die Erstellung des Konzeptes von Anfang an eng mit seinem Team begleitet.

Familienfreundliches Unternehmen (v. l.): Sabine Monzo (Verpackung Flüssigkeiten), Susanne Blaue (Personalabteilung), Tina Eckhardt (Labor) und Liane Schmechel (Logistik) mit dem Zertifikat vom Audit berufundfamilie.
Familienfreundliches Unternehmen (v. l.): Sabine Monzo (Verpackung Flüssigkeiten), Susanne Blaue (Personalabteilung), Tina Eckhardt (Labor) und Liane Schmechel (Logistik) mit dem Zertifikat vom Audit berufundfamilie. © Michael Kromat

Baubeginn soll noch in diesem Jahr sein. „Wir können mit den im neuen Gebäude installierten Maschinen die Kapazitäten für die Herstellung und Verpackung eines Asthmamedikamentes erweitern“, sagt Christian Hosselmann, Leiter Produktion. „Ein sehr wichtiges Produkt, welches wir bereits in 24 Stunden an sieben Tagen produzieren“. Damit gehe auch die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen einher.

Aspen hat seit dem Kauf des Oldesloer Werks von GlaxoSmithKline (GSK) im Jahr 2009 nach eigenen Angaben dort bereits rund 40 Millionen Euro in neue Maschinen und größere Kapazitäten investiert. Von Stormarn aus werden pro Jahr allein zwei Milliarden Tabletten in ungefähr 150 Länder ausgeliefert. Zur Produktpalette zählen außerdem Flüssigkeiten, sterile Lösungen, Cremes und Salben.

Für Vereinbarkeit von Familie und Beruf ausgezeichnet

Dass Aspen Bad Oldesloe bei allen wirtschaftlichen Überlegungen auch auf eine familienbewusste Personal- und Unternehmenspolitik setzt, hat das Werk jetzt erneut schriftlich bestätigt bekommen. Die Firma hat das Audit berufundfamilie zum dritten Mal erfolgreich bestanden. Für das nachhaltige Engagement für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gab’s ein Zertifikat.

Bei der Prüfung kamen nicht nur die Chefs zu Wort, sondern auch ganz gewöhnliche Beschäftigte. „Der Auditor von berufundfamilie hat viele Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Bereichen interviewt“, sagt Personalleiterin Susanne Blaue.

Homeoffice war für die Mitarbeiter keine Neuheit

Außerdem wurden alle Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie begutachtet und weiterführende Ziele einer familienbewussten Personalpolitik definiert. Unter anderem bietet das Unternehmen flexible Arbeitszeiten, familienbedingte Teilzeit, Notfallbetreuung für kranke Kinder sowie die beiden Netzwerkservices für Pflege & Senioren und Familienhilfe.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) schickte als Schirmherrin über das Audit eine Videobotschaft an die Zertifikatsempfänger. „Gerade in den letzten Wochen hat sich gezeigt, wie wichtig die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist“, sagte sie. „Wenn Schule und Kita fehlen – dann kommt es auf die Flexibilität der Arbeitgeber an.“

Für die Aspen-Personalleitung ist diese Einschätzung eine Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein. Die Erfahrungen mit dem mobilen Arbeiten und den damit verbundenen Prozessen seien in Corona-Zeiten besonders hilfreich. So war es schnell möglich, viele Kollegen ins Homeoffice zu schicken.

Von der IHK zu Lübeck gab’s 2017 den Ausbildungsaward

Das ist auch Roland Suck aufgefallen, der die Werkleitung mitten in der Corona-Krise übernommen hat. „Die zahlreichen Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie hier im Werk finde ich beeindruckend“, sagt er. „Einen solchen Ausprägungsgrad habe ich bisher so nicht kennengelernt.“

Wert legt das Unternehmen auch auf die Ausbildung, unter anderem von Pharmakanten, Mechatronikern und Industriekaufleuten. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck belohnte das außerordentliche Engagement 2017 mit der Verleihung des Ausbildungsawards.

2009 hatte der überraschende Verkauf des Werks an den in Südafrika beheimateten Konzern noch für Verunsicherung unter den Beschäftigten in Bad Oldesloe gesorgt. Es folgten mehrere Betriebsversammlungen. Dabei konnte auch die Sorge der Gewerkschaft, dass der Flächentarifvertrag der chemischen Industrie womöglich nicht mehr gelten könnte, aus dem Weg geräumt werden. Heute steht fest, dass die Ankündigung, die Produktion zu erweitern, tatsächlich in die Tat umgesetzt wurde.

Aspen beschäftigt 10.000 Mitarbeiter in 55 Ländern

Damals gingen die 340 Mitarbeiter in der Produktion zu unveränderten Vertragsbedingungen an den neuen Eigentümer über. 60 Beschäftigte in Vertrieb und Verkauf blieben bei GSK angestellt. Die beiden Konzerne pflegten schon zuvor eine strategische Partnerschaft. Aspen fertigte in Afrika HIV-Präparate aus dem Hause GSK, der britische Konzern wiederum produzierte Generika von Aspen.

Seit 2009 gehört das Oldesloer Werk zum südafrikanische Konzern Aspen Pharmacare. Der Vorbesitzer, der britische Pharmariese GlaxoSmithKline (GSK), erhielt quasi als Kaufpreis 16 Prozent der Aspen-Aktien.

Das Vorgänger-Unternehmen Glaxo Wellcome verlegte seinen deutschen Firmensitz 1973 von Düsseldorf nach Bad Oldesloe. Das erste Gebäude war gerade einmal 3400 Quadratmeter groß. 2000 schlossen sich Glaxo Wellcome und SmithKline Beecham zu GSK zusammen. 2002 wurde eine 15 Millionen Euro teure Produktionshalle eingeweiht. 2004 folgte ein Logistikzentrum für 5,3 Millionen Euro. Das Firmengrundstück ist von 42.000 auf 120.000 Quadratmeter gewachsen.

Aspen Pharmacare ist der größte pharmazeutische Anbieter in Afrika. Das Unternehmen beschäftigt rund 10.000 Menschen in 55 Ländern. Bad Oldesloe ist die einzige Produktionsstätte in Deutschland. Weitere Werke sind in Frankreich, den Niederlanden, Südafrika, Ghana, Kenia, Tansania, Australien, Brasilien
und den Vereinigten Staaten.