Bad Oldesloe. Viele Deutsche planen Urlaub im Inland. Auf dem Weg nach Nord- und Ostsee sollen Reisende Station im Kreis machen.
Die Corona-Krise hat die Ferienpläne Millionen deutscher Familien durchkreuzt. Die Reisewarnungen des auswärtigen Amtes sind inzwischen zwar für viele Länder aufgehoben worden. Die Bedenken vor Urlaubstrips zu weit entfernten Destinationen und einem erhöhten Ansteckungsrisiko, gerade in Flugzeugen, sind aber längst noch nicht gewichen. So stehen Ziele in Deutschland plötzlich hoch im Kurs. Und wer trotz allem auf Sonne und Meer nicht verzichten will, der muss zwangsläufig gen Norden reisen, wo die Strände von Nord- und Ostsee locken.
Nachfrage nach Quartieren hat bereits zugenommen
„Das wollen wir unbedingt nutzen und uns als Sprungbrett auf dem Weg an die Küsten und in die benachbarten Hansestädte Hamburg und Lübeck anbieten“, sagt Stormarns Tourismusmanagerin Rabea Stahl. Dabei müsse die Binnenlage nicht zwangsläufig ein Nachteil sein. „Wir können mit prächtigen Naturerlebnissen punkten, die passionierte Wanderer ebenso anlocken wie Radler. Aber auch Touristen, die gern mit Kanus und anderen Booten auf dem Wasser unterwegs sind“, so Stahl.
Schon jetzt habe die Nachfrage nach Quartieren zwischen Reinfeld und Reinbek deutlich zugenommen. „Stammte das Gros der Gäste, die bei uns in Stormarn Station machen, früher vornehmlich aus dem Norden und Skandinavien, so wächst jetzt kontinuierlich der Anteil von Reisenden aus den südlich gelegenen Bundesländern.“
Tourenvorschläge gibt es schon in großer Zahl
Diesen Trend wollen die Tourismusexperten des Kreises durch gezielte Offerten forcieren. In Vorbereitung sind etwa neue, digitale Angebote im Bereich des Radtourismus, die noch vor dem Beginn der Sommerferien in Schleswig-Holstein präsentiert werden sollen.
Tourenvorschläge, um Stormarn zu erkunden, gibt es indes schon jetzt in großer Zahl. Sie lassen sich nicht nur über die ständig aktualisierte und überaus informative Homepage www.tourismus-stormarn.de finden. Auf ihr werden etwa die drei Touren auf ehemaligen Bahntrassen ausführlich vorgestellt sowie 24 weitere Touren. Verankert sind sie zudem auf www.outdooractive.com, Europas größter Plattform für sportliche Unternehmungen in der Natur. Sie empfiehlt über eine App Touren für Wanderer, Radfahrer, Mountainbiker, Bergsteiger und Skifahrer.
Aktivität in sozialen Netzwerken sei hilfreich
Aktuell sind dort 339 Touren aufgelistet, die entweder ausschließlich durchs Kreisgebiet führen, oder es zumindest teilweise einschließt. Zudem gibt es Informationen zu 46 Stormarner Sehenswürdigkeiten, vom Schloss Ahrensburg bis zur Dorfkirche Zarpen.
„Dass immer mehr Gäste aus ganz Deutschland und anderen Ländern zu uns finden, hat aber sicher auch mit einer deutlichen Ausweitung unserer Aktivitäten in den sozialen Netzwerken zu tun“, glaubt Rabea Stahl. So ist das Tourismusmanagement mit eigenen Channels bei Facebook und Instagram vertreten und mischt inzwischen außerdem in der Bloggerszene mit. Unter anderem mit einem eigenen stormarnblog, den Stahl und ihre Kollegin Emily Meehan mit eigenen Beiträgen füttern.
Eigener Blog mit Top-Five der schönsten Badeseen
„Da wir durch unsere Tätigkeit ohnehin oft im Kreis unterwegs sind, bot es sich förmlich an, mit authentischen Erlebnisberichten Lust auf Entdeckungstouren durch Stormarn zu machen“, sagt Stahl. In ihrem Blog haben sie unter anderem die Top-Five der schönsten Badeseen Stormarns vorgestellt, von den Wonnen des Waldbadens in der Hahnheide und einem Ausflug zu den Wasserbüffeln im Brenner Moor berichtet.
Dass sich neben all diesem digitalen Werben auch die Präsenz auf diversen Touristik- und Radmessen auszahlte, lässt sich nicht zuletzt an gestiegenen Übernachtungszahlen ablesen. Im Februar verzeichnete der Kreis Stormarn ein deutliches Plus in Beherbungsstätten mit zehn und mehr Betten um 14,2 Prozent im Vergleich zum Februar 2019. Überdurchschnittlich beteiligt an dieser positiven Bilanz waren die Südstormarner Städte Reinbek und Glinde mit Zuwächsen von 58,6 und 43,1 Prozent.
Tourismusmanagement bekommt höheres Budget
„2020 hätte womöglich das Jahr mit dem höchsten Zuspruch überhaupt werden können, doch dann machte uns die Corona-Pandemie einen dicken Strich durch die Rechnung“, sagt Rabea Stahl. Andererseits könne man jetzt vielleicht einiges aufholen, wenn mehr Deutsche denn je ihren Urlaub in diesem Jahr im Inland verbringen. „Wir haben neben viel Natur jedenfalls auch jede Menge hübscher Landgasthöfe, Pensionen, Ferienhäuser- und zimmer sowie Campingplätze zu bieten, für die wir auf unserer Homepage ebenfalls werben“, so Stahl.
Die Erfolge des Tourismusmanagements hat jetzt auch die Kreispolitik honoriert. Sie hat jüngst empfohlen, die befristete Assistenzstelle von Emily Meehan auf Dauer anzulegen und das Gesamtbudget um 11.000 auf dann 170.000 Euro zu erhöhen. „Mit ihrer Initiative ,Support Your Locals’ für Gastronomen, Hofläden, Einzelhändler und Dienstleister haben sie auch in der Krise einen super Job gemacht“, sagt Monja Löwer von den Grünen. Laut Frank Schmalowsky (SPD) könne der Kreis mit dem finanziellen Aufschlag zudem einer durch die Krise „am stärksten gebeutelten Branche“ helfen. Generierte der Stormarner Tourismus 2011 noch 175 Millionen Euro Umsatz, so waren es 2019 bereits 275.