Barsbüttel. Der gebürtige Mecklenburger hat in der Gemeinde viel bewegt, erreichte etwa die Gründung der Gesamtschule. Er starb mit 75 Jahren.
„Der grüne Zahnarzt war ein begnadeter alternativer Kommunalpolitiker. Ohne ihn hätten dem Barsbüttel der vergangenen 40 Jahre im grünen Sinne unverzichtbare Impulse und Entscheidungen gefehlt.“ Mit diesen Worten reagiert Joachim Germer, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen in Barsbüttel, auf den Tod von Wulf Jütting. Wie erst jetzt bekannt wurde, war der Mediziner am 26. April im Alter von 75 Jahren verstorben.
„Er mobilisierte die Leute, war im Gegenzug ihr schlagfertiges Sprachrohr“
In seiner Trauerbekundung schreibt Joachim Germer weiter: „Mit Wulf Jütting begann Barsbüttels grüne Ortspolitik. Er war noch nicht lange in Barsbüttel, da gründete er eine Initiative gegen die geplante Umgehungsstraße. Er mobilisierte die Leute, war im Gegenzug ihr schlagfertiges Sprachrohr. Mit Marktständen und Demos verschaffte er gemeinsamen Anliegen Aufmerksamkeit.“ Durch eine „von ihm befeuerte und organisierte Elterninitiative“ habe Wulf Jütting die Gründung der Gesamtschule in Barsbüttel erreicht. Nach Auflösung des Ortsverbandes der Grünen und vor dessen Neugründung zog sich Jütting aus der Politik zurück. „Dennoch“, so Germer, „blieb er seiner ortspolitischen Linie treu, erreichte durch Bürgerbegehren und -entscheide zusammen mit seiner Frau Margarete Hoffmann, dass das Rathaus an seinem Platz bleibt“.
Politik vor Ort war für den gelernten Industriekaufmann am schönsten
Der gebürtige Mecklenburger lernte zuerst Industriekaufmann, arbeitete bei der Hamburger Polizei, als Wachtmeister und im Axel-Springer-Verlag als Angestellter, bevor er an der Abendschule das Abitur nachholte und Zahnmedizin studierte. 1978 machte er sich mit einer Praxis in Barsbüttel selbstständig. Für die SPD, der er ab 1968 angehörte, hatte er den Vorsitz im Sozialausschuss. Doch beim Nachrüstungsbeschluss unter Helmut Schmidt trat er aus und bei den Grünen ein. Später engagierte sich Wulf Jütting in einer Wählergruppe. Ohne Ambitionen auf eine politische Karriere im Land oder im Kreis, wie er im März 2011 in einem Gespräch mit dem Abendblatt sagte. Politik vor Ort sei „am schönsten“, weil es darum gehe, was die Leute brauchen.“