Lübeck. Der Testbetrieb für Hybridlaster bei Reinfeld läuft seit Januar dieses Jahres. Funktionsfähigkeit der Anlage hat sich verbessert.
Im Vorfeld gab es auch etliche kritische Stimmen zum E-Highway. Doch vier Monaten nach Beginn des Testbetriebs auf der Autobahn 1 zwischen Reinfeld und Lübeck überwiegen die positiven Aspekte des Projekts. „Insbesondere mit der technischen Funktion der Anlage und des ersten eingesetzten Oberleitungs-Lkw sind die Beteiligten sehr zufrieden“, sagte ein Sprecher des Schleswig-Holsteinischen Verkehrsministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Eine betriebswirtschaftliche Bewertung sei hingegen noch nicht möglich.
Stromabnehmer am Lkw fährt automatisch aus
Seit Januar pendelt ein Hybridlaster der Reinfelder Spedition Bode mehrmals täglich zwischen Reinfeld und dem Lübecker Hafen. Dabei versorgt eine Oberleitung das Fahrzeug mit Strom. Weitere Testfahrzeuge sollen voraussichtlich im zweiten Quartal 2020 geliefert werden.
Während der ersten Probefahrten habe es noch deutlichen Verbesserungsbedarf gegeben. Inzwischen seien diese Probleme zwischen der Anlage und der Fahrzeugtechnik jedoch behoben, zeigte sich Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) mit dem Fortgang des Projekts zufrieden.
Der Stromabnehmer am Lkw fährt automatisch aus und dockt an die stromführenden Fahrdrähte an, wenn sich das Fahrzeug unter der Oberleitung befindet. Dann signalisiert eine grüne Kontrollleuchte am Armaturenbrett, dass die Zugmaschine mit E-Antrieb fährt und zugleich die Batterien aufgeladen werden. Steht keine Oberleitung zur Verfügung, kann der Lkw entweder mit Strom aus der Batterie oder mit seinem herkömmlichen Dieselmotor fahren.
Bundesweit gibt es noch zwei weitere Teststrecken
Anfangs geäußerte Befürchtungen, die Oberleitungen könnten Rettungseinsätze behindern, hätten sich bislang nicht bestätigt, sagte Elisabeth Niehaus, Sprecherin des Forschungs- und Entwicklungszentrums der Fachhochschule Kiel. Es ist für die technische und wissenschaftliche Begleitung der Teststrecke zuständig. „Mitte Januar ist auf der Strecke ein Auto liegengeblieben. Dabei hat sich gezeigt, dass die Abläufe zur Anlagensicherung reibungslos funktionieren“, so Niehaus.
Die Teststrecke ist Teil eines Feldversuchs des Bundesumweltministeriums. Dabei soll unter realistischen Bedingungen erprobt werden, ob die Oberleitungstechnik für den Güterfernverkehr in Deutschland taugt. Bundesweit gibt es noch zwei weitere Teststrecken. Eine befindet sich auf der Autobahn 5 in Hessen. Eine dritte Strecke soll auf einer Landstraße in Baden-Württemberg ausgebaut werden.
Emissionsfreier Güterverkehr soll evaluiert werden
Eine Studie des Freiburger Instituts für Energie- und Umweltforschung (ifeu) unterstützt den Feldversuch des Bundes. Danach könnten Oberleitungs-Lkw schon 2030 wirtschaftlich attraktiv sein, wenn der Staat eine entsprechende Infrastruktur aufbaue. Dadurch würde auch die CO2-Vermeidung für Speditionen deutlich günstiger als der Umstieg auf synthetische Kraftstoffe, heißt es in der Studie.
„Diese Aussagen lassen uns noch optimistischer auf unseren eigenen Feldversuch blicken, mit dem wir ja die Möglichkeiten des emissionsfreien Güterverkehrs evaluieren möchten“, sagte Niehaus. „Da die Oberleitungsanlage auf der A 1 allerdings erst seit wenigen Monaten in Betrieb ist, möchten wir jetzt noch keine Bewertung über Forschungsfragen abgeben“, sagte sie.