Glinde. Beliebter Kommunalpolitiker stirbt nach kurzer Krankheit im Alter von 76 Jahren. Was er geleistet hat, was Weggefährten sagen.
In sein großes, dichtes Netzwerk, das er um sich herum gesponnen hatte, ist ein tiefes Loch gerissen worden: Bürgervorsteher Rolf Budde ist am vergangenen Dienstag nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Er wurde 76 Jahre alt.
Jetzt trauert die Stadt um den herzlichen und zupackenden Mann, der die Latte für sämtliche Bürgervorsteher der Region hoch gehängt hat. Denn Rolf Budde war sich für nichts zu schade: 1971 wurde er Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, 32 Jahre hat er in Nütschau freiwillige Feuerwehrleute ausgebildet, den Kunstverein Glinde und die Flüchtlingshilfe hat er mitgegründet, bei der Gewerbevereinigung Glinde und beim Stadtmarketing war er aktiv.
Seine vielfältigen Kontakte nutze er im Sinne der Stadt
Seit 2008 war er als ehrenamtlicher Richter beim Oberverwaltungsgericht in Schleswig im Einsatz, als Weihnachtsmann in Glinde unterwegs, er zog den Blaumann an, um eigenhändig die Friedhofskapelle zu streichen, die Orgel zu reinigen oder für die Kirchengemeinde einen Apfelbaum zu pflanzen. Und er sorgte dafür, dass das Ehrenmal für die Gefallenen der Weltkriege erneuert wurde.
Seine Kontakte nutzte er, um Spenden für Sitzbänke im gesamten Stadtgebiet zu sammeln oder zuletzt, um für eine neue Suppenküche zu werben. Und gemeinsam mit seiner Frau Ragna kümmerte er sich auch noch um Flüchtlinge in Glinde. „Nur Taten zählen, ausschließlich daran ist Engagement zu messen“, sagte er selbst einmal in einem Interview mit unserer Zeitung.
Das sagt Bürgermeister Rainhard Zug
Bürgermeister Rainhard Zug, der seit Jahren mit ihm befreundet gewesen ist, sagte gestern: „Er war bis zum Schluss hoffnungsvoll und wollte immer gestalten.“ Noch in der Woche bevor er ins Krankenhaus kam, habe er Lebensmittel für die Glinder Tafel gefahren. Zug stellt fest: „Dabei war er den Menschen immer sehr zugewandt. Als engagierter, zupackender Mensch blieb er immer positiv und war für mich ein Vorbild. Ich werde ihn vermissen.“ Er sei ein lebenslustiger, vielfach engagierter und stets positiver Mensch gewesen. Die Mitglieder der Stadtvertretung und Mitarbeiter der Stadtverwaltung Glinde seien erschüttert und betroffen, sagt Zug.
„Rolf Budde war nicht der Typ, der in der Ecke saß und abwartete“, sagt auch sein Fraktionschef, Dr. Rainer Neumann. „Er war ein sehr aktiver Mensch. Wenn es darauf ankam, oder wenn es jemandem schlecht ging, war er immer da, um zu helfen.“
Erst war er in der SPD, dann trat er in die CDU ein
Der Kommunalpolitiker aus Leidenschaft war zuerst Mitglied der SPD, trat aber nach einem Streit 1983 einfach in die CDU ein. Seit 1991 war er Stadtvertreter. Die Stadtgestaltung waren sein Liebstes: 30 Jahre war er Mitglied des Bauausschusses. „Er war eher ein praktischer Mensch“, stellt Neumann klar. „Es ging ihm immer um die Sache, er dachte nicht in Ideologien.“
Bürgervorsteher war er seit 2013. „Dieses Amt macht mir sehr viel Freude, weil ich nahe am Bürger sein kann. Anpacken ist einfach besser als meckern“, war seine Devise. 2018 bestätigten die Stadtvertreter ihn in seinem Amt.
Auch bei der Tafel und in der Flüchtlingshilfe war er aktiv
Seit 2010 half er bei der Glinder Tafel dabei, Lebensmittelspenden aus den Geschäften und vom Markt abzuholen. Wolf-Dieter Bode fuhr zehn Jahre gemeinsam mit ihm: „Wir haben uns sehr gut verstanden“, erzählte er. „Ihn hat einfach alles interessiert.“ Paul Nowatzki, Vorsitzender der Glinder Tafel, sagt: „Das ist sehr traurig. Denn es war doch enorm, was Rolf Budde alles für die Stadt getan hat. Er hatte so viele Ideen.“
Seit 1969 wohnte Rolf Budde in Glinde. In seiner Freizeit beschäftigte er sich neben der Politik auch mit Philosophie und Musik. In der selbst gegründeten Rentnerband „Best Agers“ sang er und spielte auf dem Keyboard Songs aus den 1950er und 1980er-Jahren – gern zugunsten sozialer Zwecke . Als Autodidakt entdeckte er immer wieder neue Stücke. Er mochte historische Bücher und fotografierte. Sein Lieblingsmotiv: neben der Familie natürlich „sein Glinde“. Erstaunlich, dass er auch noch Zeit fand, seinem Sohn auf den Wochenmärkten beim Pflanzenverkauf zu helfen. Rolf Budde hinterlässt seine Frau, zwei erwachsene Kinder sowie zwei Enkelkinder. Wegen der Corona-Pandemie wird er im engsten Familienkreis bestattet.