Ahrensburg. Geschlossene Läden und Restaurants, Stormarner Kommunen sind wie leer gefegt. Wie denken Abendblatt-Leser über die Maßnahmen?
„Wie erleben Sie die Corona-Zeit?“ Diese Frage hatten wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, am Dienstag gestellt. Denn die Corona-Pandemie hat das öffentliche Leben auch im Kreis Stormarn auf eine bisher einzigartige Weise verändert. Die meisten von uns haben eine solche Ausnahmesituation noch nicht erlebt. Der Erreger beherrscht die öffentlichen wie die privaten Debatten. Die Landesregierung in Kiel hat Maßnahmen ergriffen, die schon jetzt gravierende Auswirkungen auf unser Leben haben. Das hat die Redaktion zum Anlass genommen Sie zu bitten, uns an Ihrem Alltag in Zeiten von Corona teilhaben zu lassen. Hier lesen sie einige der Zuschriften, die uns inzwischen erreicht haben. Gern ermuntern wir Sie, uns auch weiterhin E-Mails mit ein paar Zeilen zuzusenden. Uns zu schreiben, was Sie angesichts der aktuellen Lage empfinden. Ob Sie Außergewöhnliches beobachtet oder erlebt haben. Dinge, über die Sie sich ärgern oder über die Sie sich freuen. Schreiben Sie uns bitte an die Adresse stormarn@abendblatt.de, Stichwort Corona. Vielen Dank dafür. Ihnen alles Gute und beste Gesundheit.
Verkäufer leisten Großartiges
Es ist unheimlich, wie sich die aktuellen Schutzmaßnahmen auf das öffentliche Leben auswirken. Die Straßen sind merklich leerer als sonst. Dort, wo man sonst lange nach einem Parkplatz suchen musste, ist nun plötzlich jede Menge Raum vorhanden. Es kommt mir vor wie in einem schlechten Science-Fiction-Film. Nur, dass es real ist.
Als ich heute in einem Supermarkt einkaufen war und die teilweise leeren Regale sah, sagte ein älterer Mann neben mir, dass das hier ja wie im Krieg sei. Während andere Kunden und ich unsere Einkäufe erledigten, bemerkte ich eine Frau, die mit selbstgebasteltem Mundschutz und Gummihandschuhen ihren Einkaufswagen durch die Gänge schob, das war beängstigend.
Ich habe es mir angewöhnt, mich bei den Verkäufern an der Kasse und auch sonst zu bedanken, denn die leisten in dieser Zeit einfach Großartiges.
Ingrid Kallbach
Ich fühle mich hilflos und deprimiert
Seit heute muss ich von zu Hause arbeiten – für Wochen, vielleicht sogar für Monate. Das liegt mir nicht, ich mag mein Büro, meine Kollegen, brauche den Austausch. Die VPN-Verbindung unseres Unternehmens wird auf eine harte Probe gestellt. Aber nicht nur die, sondern auch die Geduld aller.
Dieses Virus lähmt alles und lässt eine bestens funktionierende Volkswirtschaft vermutlich binnen eines Jahres in den Nachkriegszustand zurückfallen. Das macht mir Angst, denn es ist ein unübersehbares Heer von Arbeitslosen zu erwarten, zahllose Insolvenzen, ein DAX im Keller und auch der Handel an der Wallstreet kann komplett zum Erliegen kommen. Wird der Kurs des Euro ebenfalls fallen?
Da ein Ende der Krise derzeit überhaupt nicht absehbar ist, fühle ich mich – mit Anfang 60 und Asthma auch zur Risikogruppe gehörend – hilflos und deprimiert. Nur einen positiven Aspekt sehe ich: unser Klima wird sich spürbar verbessern, denn es sind nur ein Bruchteil Flugzeuge unterwegs, viele Kreuzfahrtschiffe sind – zumindest vorübergehend – außer Dienst gestellt und der Individualverkehr wird auch spürbar geringer, viele Industriebetriebe drosseln ihre Produktionen. Greta kann sich eigentlich freuen, obwohl die jetzigen Nebenwirkungen leider nicht auf Ihrer tollen Arbeit beruhen.
Ich wünsche mir, dass die große Katastrophe ausbleibt und alle Bürgerinnen und Bürger sich darauf besinnen, dass wir in einer großen Solidargemeinschaft leben (sollten).
Timo Laska
Mir fehlen die Besuche der Enkel
Angeregt durch ihr Editorial will ich ihnen meine Situation schildern. Ich bin 78 Jahre alt. Ich gehöre also zum gefährdeten Personenkreis, fühle mich aber gesund und munter. Etwas traurig bin ich nur, weil ich meine Enkel nicht besuchen kann, da sie mit Österreich-Rückkehrern Kontakt hatten. Ich hoffe, sie genießen nicht nur die zusätzliche Freizeit, sondern lassen mich auch weiter an ihrem Leben teilhaben und lesen mir zum Beispiel jeden Tag ihr Corona-Tagebuch vor, das sie für das Fach Wirtschaft/Politik führen müssen. Das ist eine gute Idee der Lehrer, damit sich auch die Schüler mit diesem brisanten Thema intensiv befassen können.
Jutta Bölke
Kommt jetzt noch die Ausgangssperre?
Kommt nun spätestens zum Wochenende die Ausgangssperre für Stormarn? Ich habe heute mittags (ich war kurz mit dem Hund unterwegs) so viele Spaziergänger – davon viele auch in Gruppen – in der Barsbütteler und Rahlstedter Feldmark getroffen wie selten um diese Zeit. Viele haben frei, das Wetter ist gut - da soll man freiwillig zu Hause bleiben? Wozu denn! Spielplatz geschlossen? Egal! Hustende Kids mit Rollern toben sich aus ... noch!
Wolf-Peter Enke, Barsbüttel