Glinde. Neuer Geschäftsführer Mathias Mucha hat die Aufgabe, Organisation im Kreis fit für die Zukunft zu machen.
Die Pinwand im Büro von Mathias Mucha ist mit Duzenden Zetteln in unterschiedlichen Farben versehen. Darauf stehen Begriffe wie Impulsgeber, Aushängeschild und Vorzeigeunternehmen. So wollen die Mitarbeiter des Zweckverbands Südstormarm, der für die Schmutz- und Regenwasserentsorgung in Glinde, Oststeinbek sowie Teilen Reinbeks und Barsbüttels zuständig ist, ihre Organisation in der Öffentlichkeit wahrgenommen wissen und hatten das in einem Entwicklungsworkshop zu Papier gebracht. Seit November ist der 43 Jahre alte Mucha Geschäftsführer und will den Betrieb modernisieren. Dazu gehört die Erweiterung des Leistungsspektrums. Eine Idee ist die Beratung von Grundstückseignern, um ihr Areal vor Hochwasser zu schützen.
Kommunen müssen die Vorschläge absegnen
„Wenn ich an die Vorkommnisse in Oststeinbek denke, macht das Sinn“, sagt Mucha. Dort waren am Vatertag im Mai 2018 nach Starkregen Hunderte Keller vollgelaufen, Autos wurden zerstört. Schwere Schäden verursachte das Hochwasser auch am 350 Jahre alten Mühlengebäude. Die Feuerwehr war seinerzeit im Dauereinsatz. Seine Vision wird der Zweckverbandschef in der kommenden Woche den Bürgermeistern Björn Warmer (Reinbek), Rainhard Zug (Glinde), Thomas Schreitmüller (Barsbüttel) und Jürgen Hettwer (Oststeinbek), der zugleich Verbandsvorsteher ist, präsentieren. Die Kommunen sind Mitglieder des Verbands und eine Art Gesellschafter. Sie müssen die Vorschläge absegnen.
„Die individuelle Beratung zur Eigenhilfe bei Starkregen finde ich absolut wünschenswert“, sagt Hettwer. Dabei soll es laut Mucha aber nicht bleiben: „Eine Übernahme von kommunalen Verwaltungsaufgaben scheint mir auch möglich zu sein.“ Zudem schlägt er eine engere Kooperation mit dem Stadtbetrieb Reinbek vor, der zwar nicht in Neuschönningstedt, Schönningstedt und Ohe aktiv ist, dafür aber die Schmutzwasserentsorgung in den übrigen Bereichen von Stormarns zweitgrößter Kommune regelt.
Die Homepage sieht Mucha als nicht mehr zeitgemäß
„Wir machen für den Stadtbetrieb ja bereits jetzt bestimmte Kontrollen“, so Mucha. Eine Fusion stehe aber nicht zur Debatte, diese Feststellung sei ihm wichtig. Er strebe jedoch eine zeitnahe Umsetzung der Ideen an.
Dazu gehört auch ein Relaunch der Homepage, die Mucha als nicht mehr zeitgemäß ansieht. Und selbst das Logo sowie der Name Zweckverband stehen auf dem Prüfstand. „Die Mitarbeiter können sich eine Namensänderung vorstellen“, sagt der Geschäftsführer. Eine Möglichkeit sei mit Abkürzungen zu arbeiten nach dem Vorbild der AWSH, die vor allem unter diesem Begriff bekannt ist und in der Langversion Abfallwirtschaft Südholstein heißt. Alles auf den Kopf stellen will Mucha aber nicht, sagt: „Die Wasserentsorgung bleibt unser Kerngeschäft. Wir arbeiten mit dem Geld der Bürger, haben den Anspruch, effizient zu sein.“ Derzeit baut der Zweckverband ein digitales Netzkataster auf. Das Projekt ist schon weit fortgeschritten.
Der Betrieb wurde im Jahr 1960 gegründet
Der Verband mit Sitz in der Berliner Straße in Glinde hat 28 Beschäftigte. Sie sind auf die Bereiche Verwaltung, Technik und Kanalnetzbetrieb verteilt. Zu den Aufgaben des Personals aus dem dritten Segment zählen unter anderem die Wartung der 27 Pumpstationen sowie die Spülung des Netzes. Der Betrieb ist mit einem Kanalspülwaren sowie einem Fahrzeug für die Straßenreinigung ausgestattet. Hinzu kommt ein kleines TV-Roboter-Auto, das dort zum Einsatz kommt, wo Mitarbeiter nicht hingelangen. Das Gerät wird per Joystick gesteuert. Die Verbandskräfte sind im öffentlichen Dienst angestellt, Beamte gibt es im Betrieb nicht.
Er wurde 1960 gegründet und hat inzwischen ein Entsorgungsgebiet mit rund 13.000 Haushalten, betreut 270 Kilometer Leitungen und 6000 Schächte. Nach dem Tod des Verbandsvorstehers Manfred Klatt 2016 führte Rainhard Zug kommissarisch die Geschäfte. Mit Mathias Mucha engagierten die Kommunen einen hauptamtlichen Experten. Der gebürtige Brandenburger ist Diplom-Ingenieur, studierte in Berlin, den USA und Australien technischen Umweltschutz. Vor seinem Wechsel nach Stormarn arbeitete Mucha acht Jahre bei den Leipziger Wasserwerken.