Trittau. Initiative plant Programm im Bürgerhaus, will dazu einen Verein gründen. Erster Film ist am Dienstag zu sehen.
Das alte Trittauer Kino in der Rausdorfer Straße 4 gegenüber der Feuerwehr ist längst Geschichte. Wann genau es verschwand, kann auch Klaus Loß, Mitglied des Arbeitskreises „KinoPlus im Bürgerhaus“ nicht sagen, nur so viel: „Es muss wohl Ende der 60er-Jahre gewesen sein.“ Loß ist Mitglied einer Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, die kulturelle Landschaft in Trittau mit einem regelmäßigen Kinoangebot zu bereichern. Aktuell hat der Arbeitskreis sieben Mitglieder, initiiert hat das Vorhaben der Initiativen-Sprecher Gerd Hoffmann. Premiere des Kinoprojekts ist am heutigen Dienstag, 3. März, um 19.30 Uhr. Dann zeigt die Initiative im Veranstaltungssaal des Bürgerhauses (Campestraße 7) den berührenden Film „Der Junge muss an die frische Luft“ über die Kindheit und Jugendzeit des Entertainers Hape Kerkeling. Der Eintritt kostet fünf Euro. Karten gibt es nur an der Abendkasse, die von 18.30 Uhr an geöffnet hat.
Hamburger Schauspielhaus spendete Sessel
Mit im Boot bei dem Vorhaben ist Nils-Olaf Peters, Leiter des Bürgerhauses und des Jugendzentrums Trittau. Er unterstützt die Gruppe bei der Technik vor Ort. Er sagt: „Mein Vorgänger hat den Kinosaal im Bürgerhaus mit den Jugendlichen gebaut. Zuvor war das Gebäude Sitz der Verwaltung und der Raum wurde als Sitzungssaal genutzt.“
Nach dem Aus des Kinos mussten sich Filmfans in Trittau bis in die 80er-Jahre hinein gedulden, ehe die Jugendlichen des Jugendzentrums (Juze) im Bürgerhaus das sogenannte Juze-Kino initiierten. Den zuvor für Sitzungen genutzten Saal im ersten Stock statteten sie mit bequemen vom Hamburger Schauspielhaus gespendeten Sesseln aus, die inzwischen durch mit dunkelrotem Stoff bezogene Klappsitze aus dem Stadttheater Lübeck ersetzt worden sind.
Filme für jugendliche und erwachsene Fans
Nils-Olaf Peters hat das Juze-Kino zwar nicht selbst erlebt, aber: „Ich weiß, dass es oft ein volles Haus war“, sagt er. Der Leiter des Jugendzentrums hält ein selbst gebasteltes Plakat von 1985 hoch: „Juze Film zeigt ,Die Glücksritter‘ mit Eddie Murphy und Dan Aykroyd“ steht darauf, der Eintritt ist mit zwei Mark angegeben. Peters’ Vorgänger Manfred Ziethen erinnert sich an die Zeit, als sich die Trittauer Bürger alle 14 Tage freitags zur Filmvorführung im Bürgerhaus versammelten. „Es war zwar eine öffentliche Veranstaltung, doch das Programm haben wir mit den Jugendlichen zusammen gestaltet“, sagt er.
Neben Filmen wie „Die Goonies“, die ein jugendliches Publikum als Zielgruppe hatten, liefen auch Blockbuster wie „Zurück in die Zukunft“ und „Paris, Texas“, für die sich gleichermaßen Erwachsene begeistern konnten.
Auch die Volkshochschule (VHS) habe eine Zeit lang Filme im selben Saal gezeigt, anspruchsvollere wie „Die Ehe der Maria Braun“ von Regisseur Rainer Werner Fassbinder. „Doch das war auf Dauer für die VHS zu teuer und deckte nicht die Kosten“, so Ziethen.
Denkbar sind Open-Air-Kino und ein extra Kinderprogramm
Mit dem Ende der beiden Angebote brachen schwere Zeiten an für die Kinofilm-Fans im Ort, die das charmant-plüschige Ambiente und die örtliche Nähe des kleinen Vorführungssaals zu schätzen wussten. Doch jetzt will die Initiative den Veranstaltungssaal, den auch die Trittauer Laienspieler für ihre Theateraufführungen nutzen, als Kino wiederbeleben.
Die findigen Mitglieder haben sich viel vorgenommen. Das Programm mit den ersten vier Filmen, die jeweils am ersten Dienstag im Monat gezeigt werden, ist erst der Anfang eines Projekts, das auf Dauer angelegt ist. 6000 Flyer hat der Arbeitskreis drucken lassen, ein Teil wurde zusammen mit einem kostenlosen Anzeigenblatt an die Trittauer Haushalte verteilt. Auf „Der Junge muss an die frische Luft“ sollen am 7. April „Der Ballon“ mit David Kross, das Roadmovie „25 km/h“ mit Bjarne Mädel am 5. Mai und „Bohemian Rhapsody“ über die Band Queen am 2. Juni folgen.
Etwa 40 Prozent der Einnahmen gehen an die Verleihfirmen
Und die Initiative hat noch mehr zu bieten: Das Plus in ihrem Namen bezieht sich darauf, dass sich an jeden Film ein moderiertes Publikumsgespräch anschließen wird, das sich beispielsweise mit dem Inhalt des Films oder mit dessen Entstehung auseinandersetzt. Ob Ideen wie ein Open-Air-Kino oder ein Kinderprogramm am Sonntagvormittag zukunftsfähig sind, wird sich zeigen.
Zum Zeitplan sagt Jörg Dieter Schmidt: „Ich rechne innerhalb der nächsten vier Wochen mit der Vereinsgründung.“ Als Nächstes soll eine Satzung erarbeitet werden. Rat haben sich die Aktiven von einem geholt, der Erfahrungen bei einem vergleichbaren Vorhaben gesammelt hat: Thomas Hoeck vom Filmring Reinbek hat sich bereits im September die Technik und Gegebenheiten vor Ort angesehen – und für gut befunden. Über die Kosten für das Vorhaben sagt Gerd Hoffmann: „Etwa 40 Prozent der Einnahmen gehen an die Verleihfirmen, dazu kommen Gema, Flyer, Plakate und die Eintrittskarten.“
60 Besucher passen in den Saal. Anlässlich der Premiere wird jeder einzelne Gast mit einem Glas Sekt begrüßt.