Bad Oldesloe. Die Ansprechpartnerin der Oldesloer Einrichtung Frau und Beruf Stormarn geht nach 22 Jahren in den Ruhestand. Nachfolge kommt im März.
Sie hat tausenden Frauen aus unterschiedlichen sozialen Schichten zur Seite gestanden. 22 Jahre war Birgit Harring-Boysen Ansprechpartner bei Frau und Beruf Stormarn, einer Beratungsstelle des Fördervereins für Arbeit und Bildung mit Sitz in Bad Oldesloe und kostenlosem Angebot. Nun geht sie in den Ruhestand. Ihre Bilanz kann sich sehen lassen.
Bei den Gesprächen geht es auch um Mobbing
Birgit Harring-Boysen räumte dieser Tage den Schreibtisch in ihrem kleinen Beratungsbüro. Der 65-Jährigen fällt es nicht schwer, zu gehen. Der Garten und die Enkelkinder warten auf sie. Nicht zu vergessen die vielen Hobbys. Ihrer Arbeit ist Harring-Boysen nie überdrüssig geworden, meint aber dennoch: „So langsam hat es sich für mich ausberaten. Ich mache jetzt Platz für eine neue Generation mit neuen Ansätzen.“
Harring-Boysen ist von der Gründung im Mai 1998 mit an Bord. Inhaltlich habe sich im Laufe der Jahre einiges verändert. War die Einrichtung zu Beginn Anlaufstelle junger Frauen für den beruflichen Wiedereinstieg, wendeten sich mit der Zeit immer mehr Akademikerinnen, Migrantinnen und vor allem Wiedereinsteigerinnen nach Krankheitsfällen an die Oldesloerin und ihre Kollegin Inke Stäcker. Die beiden arbeiteten 15 Jahre Seite an Seite. Stäcker bleibt der Beratungsstelle erhalten.
Besonders die berufliche Unterbrechung durch Krankheit macht den Beraterinnen sorgen. „Ein Großteil der Frauen, die sich an uns wenden, haben mit Mobbing, einem Burnout oder familiären Problemen zu kämpfen“, sagt Harring-Boysen.
Arbeitsvertrag wurde nie befristet
Weniger Arbeit sei es mit den Jahren nicht geworden. Harring-Boysen: „Ich habe seit 1998 in diesem Beruf rund 4500 Frauen persönlich beraten. Wenn man die Online-Beratung per E-Mail und jene mit dem Telefon dazuzählt, komme ich auf 12.000 Frauen.“ Die Klientel von Frau und Beruf erstreckt sich über das komplette Kreisgebiet. Die Einrichtung bietet auch eine mobile Beratung an, Expertinnen kommen auf Anfrage in die Kommunen und arbeiten dort eng mit den Gleichstellungsbeauftragten zusammen. „Ich habe schon so einiges erlebt. Von einer Frau, die jetzt selbstständige Heilerin ist, bis hin zu einer mobilen Tattoowiererin, die bundesweit ihre Kunden zu Hause verschönert“, sagt Harring-Boyen und lacht.
Was sie nachdenklich stimmt, ist das befristete Arbeitsverhältnis. 22 Jahre wurde der Vertrag immer wieder verlängert. Ihre Kollegin Stäcker muss mit einer Zwei-Jahres-Frist um den Bestand ihres Postens bangen. „Der Bedarf an unbefristeten Verträgen ist auf jeden Fall da. Der Träger zweifelt diese Notwendigkeit aber des Öfteren mal an“, sagt Stäcker. Obwohl die freigewordene Stelle ebenfalls befristet ist, wurde der Posten schon wieder vergeben: Mitte März tritt Beatrice Broggenbach die Nachfolge von Birgit Harring-Boysen an.