Ahrensburg. Laut Staatsanwaltschaft stahl der 28-jährige Täter Werkzeug und Elektrogeräte. Festnahme im April 2019. Prozess in Ahrensburg.

Er habe das Geld aus dem Verkauf der Gegenstände für seinen Lebensunterhalt benötigt, sei damals obdachlos gewesen, erklärt Marcos S. (Name geändert). Wegen Wohnungseinbruchsdiebstahls und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte steht der 28 Jahre alte Oldesloer vor dem Schöffengericht des Amtsgerichts Ahrensburg. Die Kriminalpolizei Bad Oldesloe schreibt ihm 46 Kelleraufbrüche in der Kreisstadt zwischen November 2018 und Februar 2019 zu. Bei der Festnahme durch Polizeibeamte im April 2019 soll er sich gewaltsam gewehrt haben.

Kriminalbeamte erzählen von den Ermittlungen

Der Mann soll auch für einen Wohnungseinbruch in Ahrensburg im Februar 2019 verantwortlich sein. Letzterer sowie vier Taten in Bad Oldesloe sind Gegenstand des Verfahrens. „Der Angeklagte hat vor allem Werkzeug und elektrische Geräte entwendet, um sich durch den Weiterverkauf zu bereichern“, heißt es in der Anklageschrift. „Unter dem Diebesgut befinden sich unter anderem ein Elektroroller, Akkuschrauber, eine Schlagbohrmaschine, eine Kreissäge, Akkus, ein Hochdruckreiniger und eine Fräse“, sagt Staatsanwalt Kevin Suhr. Den Wert der gestohlenen Gegenstände beziffert die Staatsanwaltschaft auf 4200 Euro. Suhr: „Ziel des Angeklagten waren vor allem Kellerverschläge in Mehrfamilienhäusern.“ Mit einem Bolzenschneider habe er sich Zugang zu den mit Vorhängeschlössern gesicherten Räumen verschafft.

Marcos S. räumt die Taten vor Gericht ein. Dazu, wo und an wen er die Gegenstände weiterverkauft hat, will er sich nicht äußern. Kriminalbeamte schildern im Gerichtssaal, wie sie dem Serientäter auf die Spur kamen. „Erstmals ist der Angeklagte bei einer Personenkontrolle in Bad Oldesloe aufgefallen“, sagt ein Beamter. „Bei der Durchsuchung haben wir EC- und Kreditkarten gefunden, die ihm nicht gehörten, sowie eine BahnCard, die einem Einbruchsopfer aus Ahrensburg zugeordnet werden konnte.“ Marcos S. habe vorgegeben, es handele sich um Fundsachen. Er blieb auf freiem Fuß. Zigarettenstummel, die an mehreren Tatorten gefunden wurden, hätten die Kriminalpolizei auf die Spur des 28-Jährigen geführt, sagt eine andere Ermittlerin. „Ein DNA-Test ergab Übereinstimmung mit dem Genmaterial des Angeklagten“, sagt sie.

Einbruchsopfer: „Die Kinder bleiben nicht mehr allein“

Der Polizei sei S. als sogenannter „Flipper“ bekannt gewesen, erzählt ein Kriminalpolizist. „So nennen wir Kriminelle, die mit geknickten SIM-Karten Haustüren öffnen, die ge- aber nicht verschlossen sind“, erklärt der Beamte. Solche Spezialkarten, Drähte und andere Einbruchswerkzeuge hätten die Beamten bei Marcos S. sichergestellt, als die Polizei ihn auf frischer Tat ertappt habe. „Ein Hausmeister hatte Geräusche gehört“, sagt der Beamte. Als die Polizei ihn festnehmen wollte, habe er die Beamten weggestoßen, geschlagen und versucht zu fliehen.

Eine Frau, in deren Haus in Ahrensburg S. eingebrochen war, schildert die psychischen Folgen für ihre Familie. „Ich habe im Wohnzimmer geschlafen, bin aufgewacht, weil es immer kälter wurde.“ Da habe sie die offene Eingangstür bemerkt. „Die Vorstellung, dass ein Krimineller im selben Raum war, gruselt mich noch heute“, sagt sie. „Unsere zwei Kinder mögen seit dem Einbruch nicht mehr allein zu Hause bleiben.“

Das Urteil in dem Verfahren soll am Freitag, 21. Februar, fallen. Am selben Tag sollen zwei weitere Geschädigte und ein Ermittler aussagen. Ursprünglich hatte das Amtsgericht Ahrensburg nur einen Verhandlungstag eingeplant und elf Zeugen geladen.