Lübeck/Travenbrück. Landgericht setzt neuen Termin fest. Ermittler ließen verdächtigen Ex-Freund per GPS-Sender überwachen und werteten Nachrichten aus.

„Es gibt in Zukunft nur noch eine Frau für mich. Ich will doch mit dir alt werden.“ Mit Nachrichten wie diesen hat Stefan B. im Sommer 2017 versucht, seine Beziehung zu Ivonne Runge zu retten. Doch die 39-Jährige ging auf Distanz, wollte ihr Leben mit einem neuen Partner verbringen. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft beschloss Stefan B. aus diesem Grund, die Frau aus Schlamersdorf zu ermorden. Die Anklagebehörde nennt Eifersucht als Motiv für die grausame Tat am Abend des 25. Oktober 2017.

Stefan B. bestreitet, die Tat geplant zu haben

Am zehnten Prozesstag vor dem Landgericht Lübeck haben Kriminalbeamte anhand gesendeter WhatsApp-Nachrichten ein Bild vom Verlauf der Beziehung gezeichnet. Für ihre Ermittlungen hatten sie sämtliche Handydaten ausgewertet. „Es lässt sich gut erkennen, wann die Beziehung zerbrochen ist. Das war eindeutig Mitte Juli 2017“, sagt ein Polizist im Zeugenstand. Ivonne Runge hatte damals herausgefunden, dass ihr Freund sie mehrfach betrogen hatte. „Sie fasste danach kein Vertrauen mehr zu ihm. Der Graben wurde meiner Meinung nach immer tiefer“, sagt der Ermittler. Am 9. September 2017 habe sie dem Angeklagten in einer Nachricht endgültig klargemacht, dass sie zwar Freunde bleiben könnten, aber keine Partner mehr.

Stefan B. hat vor Gericht gestanden, Ivonne Runge nach einem Streit an einer Bushaltestelle in Schlamersdorf erwürgt zu haben. Er bestreitet aber, die Tat geplant zu haben. An jenem Abend hatten sich beide zunächst in seiner Wohnung getroffen. Wie WhatsApp-Nachrichten belegen, hatte Ivonne Runge bereits seit Tagen auf ein Treffen gedrängt. Sie forderte Stefan B. wieder und wieder auf, Unterlagen herauszugeben. Um was für Dokumente es sich handelte, ist nach Angaben der Ermittler unklar. Die Textnachrichten belegen aber, dass Stefan B. das Treffen hinausgezögert hat. Am 25. Oktober wurde der Druck von Ivonne Runge dann offenbar zu groß.

Handy der Vermissten tauchte plötzlich wieder auf

Die Leiche der Frau war erst eineinhalb Jahre später in einem Waldstück bei Hammoor entdeckt worden. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass Stefan B. den Ablageort vorher ausgekundschaftet hat. Darauf lassen demnach die Handydaten des Angeklagten schließen. Sie sollen belegen, dass der 40-Jährige wenige Stunden vor der Tat auf dem Pendlerparkplatz bei Hammoor angehalten hat. Der Angeklagte behauptet, nur eine Pause gemacht zu haben, weil er müde gewesen sei. Er habe dort Textnachrichten verschickt. Letzteres belegen auch die Auswertungen der Ermittler. Allerdings stellten sie „eine ungewöhnliche Kommunikationslücke“ fest. Zwischen 20.11 und 20.47 Uhr am Tatabend sei er am Parkplatz gewesen, habe aber auf Handynachrichten nicht reagiert.

Am zehnten Prozesstag geht es auch um das mysteriöse Auftauchen von Ivonne Runges Handy. Die Ermittler hatten im Dezember 2017 eine große Suchaktion rund um die Bushaltestelle in Schlamersdorf gestartet. „Wir mussten auch einen Knick roden“, sagt der zuständige Ermittler. „Wenn dort irgendwo ein Handy gelegen hätte, dann hätten wir es gefunden.“ Etwa einen Monat später, am 14. Januar 2018, entdeckte der neue Freund der Frau das verschwundene Mobiltelefon an ebendieser Stelle. „Es funktionierte einwandfrei. Dem äußeren Eindruck nach hatte es keine drei bis vier Monate draußen gelegen“, sagt der Polizist. Die Vermutung der Beamten: Stefan B. hat es am 8. Januar dort abgelegt, um eine falsche Fährte zu legen. „An dem Tag hat er sein beschlagnahmtes Auto zurückbekommen“, sagt der Ermittler. „Wir hatten es mit einem GPS-Sender ausgestattet.“ Dieser registrierte am Abend eine Fahrt nach Schlamersdorf.

Urteilsverkündung später als geplant

Der Prozess geht nun in die finale Phase. Am Freitag, 7. Februar, stellt die psychiatrische Sachverständige ihr Gutachten vor. In der kommenden Woche sollen Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Nebenklage ihre Plädoyers halten. Das Urteil wollen die Richter am Freitag, 21. Februar, verkünden und damit eine Woche später als ursprünglich geplant. Der Grund für den Zeitverzug: Zwei Verhandlungstage waren kürzlich aus Krankheitsgründen abgesagt worden.