Neumünster. Viele Vorkommen gehen zurück. Naturschutzbund meldet beunruhigende Ergebnisse und macht dafür den Klimawandel verantwortlich.

Der Eichelhäher sorgte bereits im vergangenen Herbst deutschlandweit durch sein unerwartet hohes Auftreten für Aufsehen. In Schleswig-Holstein verdoppelte sich die Population binnen eines Jahres von 0,29 auf 0,57 Prozent pro Garten. Nur im Kältewinter 2011 waren es bundesweit noch mehr. Bei seinen Artgenossen fallen die Ergebnisse der Januarzählung wesentlich beunruhigender aus. So gehen die Vorkommen von Grün-, Buch- und Bergfinken zurück.

Haus- und Feldsperling belegen den ersten und zweiten Rang

Der Naturschutzbund (Nabu) freut sich über die Beteiligung von bislang 5567 Vogelfreunden an Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmachaktion. „Vom 10. bis zum 12. Januar zählten die Teilnehmer für eine Stunde 148.816 Vögel“, sagt Ingo Ludwichowski, Vogelschutzexperte beim Nabu Schleswig-Holstein. Registriert wurden bis jetzt 38 verschiedene Arten im gesamten Bundesgebiet.

Haus- und Feldsperling belegen den ersten und zweiten Rang. Die Zahl der Haussperlinge scheint seit einigen Jahren in Schleswig-Holstein sogar zu steigen. Auf den nächsten Plätzen folgen Kohlmeise, Amsel und Blaumeise. Die Amselpopulation, die im vergangenen Winter aufgrund des tödlichen Usutu-Virus deutlich zurückging, verharrt zwar auf einem niedrigen Niveau, hat jedoch nicht weiter abgenommen. Die sinkende Grünfinkenpopulation ist in Schleswig-Holstein und im gesamten Bundesgebiet ein bleibendes Problem. 2011 wurden 3,15 Vögel pro Garten gezählt, während es 2020 nur noch 1,12 Grünfinken sind. „Grund dafür ist der Einfluss von Trichomanaden, einer parasitären Krankheit, an der die Finken seit 2009 verstärkt sterben“, sagt Ludwichowski. Auch Buchfinken treten während der letzten Jahre seltener auf. Die Abnahme fällt jedoch geringer aus als bei den Grünfinken.

Milde Winter können zum Verschwinden klassischer Arten führen

Obwohl bei der aktuellen Zählung mehr Bergfinken als beim letzen Mal gesichtet worden sind, ist die Population kleiner als noch vor zehn Jahren. Dass immer weniger Vögel in den Gärten gesichtet werden, hängt stark mit der Temperatur zusammen. Je milder der Winter, desto geringer der Energieverbrauch. Die Vögel müssen also weniger fressen. „Auch das ist eine Auswirkung des Klimawandels, der langfristig sogar zum Verschwinden klassischer Wintervögel führen kann“, mahnt Ludwichowski. Noch bis Montag, 20. Januar, können Vogelfreunde ihre Zählergebnisse im Internet unter www.stundederwintervoegel.de melden.