Bad Oldesloe. Der Verbund privater Frühförderpraxen spricht von einer Verzögerungstaktik. Stormarns Landrat Henning Görtz fordert „verbale Abrüstung“

Bis Neujahr müssen sich Frühförderpraxen mit dem Kreis Stormarn auf neue Vertragsbedingungen einigen. Doch die Gespräche ziehen sich hin – ein Ende ist zwei Wochen vor dem Stichtag nicht in Sicht. Landrat Henning Görtz hat jetzt Anschuldigungen seitens des Verbundes der privaten Frühförderpraxen scharf zurückgewiesen. Die Interessenvertretung hatte behauptet, der Kreis wolle durch eine absichtliche Verzögerung Druck ausüben.

200 Kinder mit Behinderung bekommen eine Frühförderung

Rund 200 Kinder mit Behinderung erhalten in Stormarn eine heilpädagogische Frühförderung von den Mitgliedern des Verbundes der privaten Frühförderpraxen. Je nach Förderbedarf kommen die Mitarbeiter der Frühförderung ins Haus oder in die Kindertagesstätte, um die Kinder bei der Entwicklung der Sprache, der Wahrnehmung und der Bewegung zu unterstützen.

Für die Familien sind sie Ansprechpartner, Berater und Stütze im Alltag. Auch die für die Schule wichtige Ausprägung kognitiver und sozial-emotionaler Fähigkeiten wird durch die Frühförderung unterstützt. Doch damit könnte ab 1. Januar 2020 Schluss sein. Das sagt Jörg Kornatz, Sprecher des Verbundes. Der hatte sich an die Öffentlichkeit gewandt und den Kreis für die zähen Verhandlungen verantwortlich gemacht, sagte: „Der Kreis zögert den Abschluss eines Vertrages hinaus, um Druck bei der Vergütung auszuüben.“ Ab 1. Januar 2020 treten umfangreiche Gesetzesänderungen als Folge des neuen Bundesteilhabegesetzes in Kraft. Damit die Praxen auch im nächsten Jahr die Kinder versorgen können, ist der Abschluss eines neuen Vertrages zwischen dem Kreis Stormarn und den einzelnen Frühförderpraxen erforderlich. „Der Kreis hat eine Vereinbarung vorgeschlagen und wir haben dieser bereits im Mai zugestimmt, sagt Jörg Kornatz. Entsprechende Vereinbarungen zwischen den Praxen und dem Kreis Stormarn lägen seit Juni auf dem Tisch. Trotzdem seien diese bisher nicht vom Kreis unterzeichnet worden.

Landrat zeigt sich bei der Sitzung des Kreitstags genervt

Aktuell ist dem Kreis die Förderung der Kinder 41 Euro pro Zeitstunde wert. Die Praxen müssen davon akademisch ausgebildetes Personal, das gesamte Material, Räume und Fahrzeuge finanzieren. Bei einem Krisengespräch am 14. November wurde laut Kornatz eine Lösung zugesagt, doch passiert sei seitdem nichts: „Hoffentlich lässt der Kreis die 200 Kinder mit Unterstützungsbedarf und ihre Familien nicht im Stich.“

Landrat Henning Görtz zeigte sich bei der Sitzung des Kreistags am Wochenende von dem Verhalten des Vertragspartners sichtlich genervt und wies die Anschuldigungen mit diesen Worten zurück: „Wir sind noch offen in Verhandlung mit fünf Praxen, mit anderen gibt es schon eine Einigung.“

Ausschussvorsitzende empört über „Verunglimpfungen“

Er sei zuversichtlich, dass auch mit den übrigen Partnern noch in diesem Jahr ein für beide Seiten verträgliches Ergebnis erzielt werde. „Ein Unding ist es allerdings, wenn einige meiner Mitarbeiter öffentlich angegriffen werden“, sagte Görtz. Eine verbale Abrüstung könne der Sache gut tun, so der Landrat.

Auch Margot Sinning (SPD), Vorsitzende des Sozial- und Gesundheitsausschusses des Kreises Stormarn verurteilte die öffentlichen Angriffen seitens der Frühförderpraxen. Sie sagte: „Manchmal dauern Verhandlungen eben etwas länger. Was überhaupt nicht geht, sind aber persönliche Verunglimpfungen.“