Ahrensburg/Reinbek. Die Bürger des Kreises verfügen laut einer aktuellen Studie der DekaBank über die größten Einlagen in ganz Schleswig-Holstein.

Nach Berechnungen der DekaBank verlieren deutsche Sparer in diesem Jahr mangels Zinsen rund 37 Milliarden Euro an Kaufkraft. Ihr Gesamtvermögen beläuft sich zwar auf beachtliche 6,2 Billionen Euro. Doch das steckt zu mehr als 40 Prozent in kaum mehr verzinsten Anlagen wie Sparbüchern, Giro- und Tagesgeldkonten oder wird als Bargeld gebunkert. „Die Stormarner machen da leider keine Ausnahme“, weiß Svantje Lieber, Regionalleiterin Mitte der Sparkasse Holstein.

Wie der Rest der Nation stecken auch die Kreisbewohner seit 2010 in der Realzinsfalle. Seitdem frisst die Inflation die dürftigen Zinserträge für Festanlagen kontinuierlich auf. Schlimmer noch: An der anhaltenden Niedrigzinsphase dürfte sich nach dem Wechsel an der Spitze der Europäischen Zentralbank, die fortan von der Französin Christine Lagarde geführt wird, kaum etwas ändern. Finanzexperten rechnen damit, dass die Durststrecke in der Zinswüste mindestens bis 2025 anhält.

Bei einer aktuellen Umfrage für das Deka-Regiobarometer äußerten 52 Prozent der 1638 befragten Personen Sorgen hinsichtlich der Entwicklung ihrer Spareinlagen. Zu Recht, sagt Gabriele Widmann, Volkswirtin bei der DekaBank, dem Wertpapierhaus der Sparkassen. „Typisch deutsch scheuen viele Anleger hierzulande nach wie vor das Risiko, trotz gänzlich veränderter Rahmenbedingungen“, so die Konjunktur- und Kapitalmarktexpertin. Bundesweit seien nur sieben Prozent des Gesamtvermögens in Aktien und weitere zehn Prozent in Investmentfonds angelegt. „Das ist im Vergleich mit anderen führenden Industrieländern viel zu wenig. Erst recht, wenn das Geldvermögen eine zählbare Rendite abwerfen soll“, sagt Widmann.

Braaker haben das höchste Durchschnittsvermögen

„Mit einer richtigen Anlagestrategie lassen sich die Chancen vergrößern und die Risiken minimieren“, sagt Svantje Lieber, Sparkasse Holstein.
„Mit einer richtigen Anlagestrategie lassen sich die Chancen vergrößern und die Risiken minimieren“, sagt Svantje Lieber, Sparkasse Holstein. © HA | Andreas Tamme

Dabei verfügen die Stormarner über beträchtliche Rücklagen. Laut Deka-Regiobarometer rangieren sie mit 60.500 Euro je Einwohner auf Rang 82 von 401 Kreisen und damit im oberen Viertel. Der Abstand zu den beiden vermögendsten Kreisen Starnberg (91.000 Euro) und München (82.700 Euro) ist zwar groß. Doch immerhin liegt Stormarn deutlich über dem gesamtdeutschen Schnitt, der bei 51.800 Euro liegt. Ungekrönter Krösus ist Stormarn derweil in Schleswig-Holstein (im Schnitt 50.000 Euro). Hier verweist der Kreis Pinneberg mit 57.900 Euro und Segeberg mit 54.700 Euro auf die Plätze. Der östliche Nachbar Herzogtum Lauenburg liegt mit 53.100 Euro auf Platz fünf. „Natürlich profitiert Stormarn von der Nähe zur Metropole Hamburg, einer überdurchschnittlichen Kaufkraft und einer extrem niedrigen Arbeitslosenquote von drei Prozent“, erklärt Svantje Lieber.

Interessante Zahlen offenbart die Deka-Studie beim Vergleich der Stormarner Kommunen. Hier findet sich das gemeinhin als wohlhabend geltende Großhansdorf mit 78.427 Euro pro Einwohner nur auf Rang drei wieder, weit hinter Spitzenreiter Braak (94.573 Euro) und Rausdorf (82.837 Euro).

„Ganz so überraschend ist das aber nicht“, sagt Helge Schoof, Regionalleiter Süd der Sparkasse Holstein. In Braak gebe es viele attraktive Arbeitgeber wie die Boltze-Gruppe und weitere große Firmen mit qualifizierten Arbeitsplätzen. „Hinzu kommen ein sehr begehrtes Wohnumfeld und eine erstklassige Infrastruktur“, so Schoof.

Sparpotenzial der Stormarner liegt bei 234 Euro pro Monat

Geldvermögen
Geldvermögen © HA Infografik | Frank Hasse

Und was tun die Stormarner nun, um ihren Geldbesitz zu mehren? Bei weitem nicht genug, sind sich die Experten einig. Denn mit 30.900 Euro schlummern 51,1 Prozent und damit mehr als die Hälfte des Durchschnittsvermögens von 60.500 Euro in niedrigst verzinsten Bankeinlagen. Und 14.000 Euro stecken in Lebensversicherungen, die bekanntermaßen auch immer weniger abwerfen. Gerade 5400 Euro sind durchschnittlich in Aktien angelegt, 8400 Euro in Investmentfonds. „Legt man eine Inflationsrate von 1,5 Prozent und einen leider allzu realen Einlagezins von 0,0 Prozent zugrunde, verliert der Stormarner im Schnitt jährlich 464 Euro an Kaufkraft“, rechnet Schoof vor.

Dabei gibt es Wege aus der Zinswüste. „Aber nur, wenn das Sparpotenzial, das in Stormarn im Schnitt bei 234 Euro pro Einwohner und Monat liegt, richtig eingesetzt wird“, sagt Svantje Lieber. Dafür aber sei die Hinwendung zu Wertpapieren unerlässlich. „Mit einer richtigen Anlagestrategie lassen sich die Chancen vergrößern und die Risiken minimieren“, so Lieber.

Anfragen zu Investmentfonds verzeichnen Anstieg

Dass ein Umdenken bei der Geldanlage bereits eingesetzt hat, zeigen unter anderem Google-Analysen. Bezogen sich im Januar 2013 bundesweit noch mehr als 120.000 Anfragen bei der Internet-Suchmaschine auf Festgeldangebote, so sank die Zahl im Januar des Vorjahres auf unter 40.000. Während Aktienanfragen zwischen 50.000 (Januar 2013) und 90.000 (Januar 2018) pendelten, verzeichneten Anfragen zu Investmentfonds einen deutlichen Anstieg von 55.000 im Januar 2013 auf mehr als 120.000 im Januar 2018.

Im gleichen Zeitraum ist der Deutsche Aktienindex DAX von unter 8000 auf mehr als 13.000 Punkte geklettert. „So lange die Weltwirtschaft wächst, steigern Unternehmen ihre Umsätze und ihre Gewinne, was nicht zuletzt zu steigenden Kursen führt“, sagt Gabriele Widmann. Von dieser Entwicklung können auch Anleger in Stormarn profitieren, ist sie überzeugt.

Wie das möglich ist, beschreibt das Abendblatt in einem Folgeartikel in der kommenden Woche.