Bargteheide. Drei Wohnungsprojekte sind in Planung, eines davon wird blockiert. Der konkrete Bedarf soll per Gutachten geprüft werden.

Der Bedarf an öffentlich gefördertem Wohnraum wächst auch in Bargteheide mit jedem Jahr. Anfang 2020 wird es in der 16.000 Einwohner zählenden Stadt nur noch 192 solcher Wohnungen geben, weil immer wieder welche aus der Sozialbindung fallen. „Deshalb bin ich froh, dass Am Bornberg und Am Maisfeld insgesamt bis zu 110 neue, öffentlich geförderte Wohnungen entstehen“, sagt Detlef Müller, Leiter des Fachbereichs Bürgerservice und Soziales. Damit könne der Bestand auf fast 300 wachsen.

Zwar werden Am Bornberg im kommenden Jahr statt 64 nur noch 59 Sozialwohnungen entstehen. Dafür hat sich die Zahl in der Straße Am Maisfeld auf 50 erhöht. Ursprünglich sollten dort auf einem städtischen Grundstück bis zu 40 geförderte Wohnungen entstehen. Jetzt werden es ein Dutzend mehr, da ein Investor auf der angrenzenden Fläche weitere Sozialwohnungen plant.

Bauplanverfahren im Umfeld des Bahnhofs liegt auf Eis

„Die Stadt steht vor einer großen Herausforderung. Nicht zuletzt deshalb, weil hiesige Unternehmen Fachkräfte benötigen“, sagt Ruth Kastner, Fraktionschefin der Grünen.
„Die Stadt steht vor einer großen Herausforderung. Nicht zuletzt deshalb, weil hiesige Unternehmen Fachkräfte benötigen“, sagt Ruth Kastner, Fraktionschefin der Grünen. © HA

Auch im Gebiet An den Stücken/Bachstraße waren 40 bis 50 Sozialwohnungen vorgesehen. Deren Realisierung dürfte sich jedoch deutlich verzögern, da das Bauleitplanverfahren derzeit wegen zahlreicher Einwendungen ruht. „Ich finde es immer wieder bedauerlich, wenn die ohnehin aufwendigen Verfahren durch Proteste und Einsprüche von Anwohnern und Anliegern in Verzug geraten“, so Müller. Die Stadt brauche diese Wohnungen, weil „in ihren Mauern“ auch Menschen mit mittleren und geringen Einkommen gebraucht würden.

Wie gravierend das Problem inzwischen vielerorts ist, zeigt das Beispiel des Hamburger Bezirks Nord. Dort wurde von Grünen und SPD im Koalitionsvertrag jetzt sogar festgeschrieben, dass in neuen Bebauungsplänen keine Einfamilienhäuser mehr ausgewiesen werden dürfen. Damit reagieren die Politiker zugleich auf den Mangel an Flächen, die für Wohnungsbau umgenutzt werden könnten. Dem Geschosswohnungsbau müsse jetzt eindeutig Vorrang eingeräumt werden, um die raren zur Verfügung stehenden Grundstücke ressourcenschonend und effizient nutzen zu können.

Grüne und SPD haben einen gemeinsamen Antrag gestellt

So argumentierte auch Landrat Henning Görtz, als er kürzlich unter anderem in Ahrensburg mehr Wohnungsbau in Stormarn anmahnte. Prognosen zufolge werden bis 2030 rund 15.000 Wohnungen im Kreis fehlen, vor allem im Bereich bezahlbarer Wohnraum. Mietpreise von 10 Euro pro Quadratmeter und mehr sind in vielen Städten und Gemeinden nämlich längst Regel statt Ausnahme. „Wir dürfen Menschen mit geringen Einkommen und junge Familien aber nicht aus dem Blick verlieren. Wenn sie hier kein Zuhause mehr finden, wird sich das auf die Lebensqualität aller auswirken“, hatte Görtz gewarnt.

Um valide Zahlen zum Bedarf an Sozialwohnungen in Bargteheide zu bekommen und zugleich geeignete Potenzialflächen zu identifizieren, hatten Grüne und SPD in einem gemeinsamen Antrag jüngst acht konkrete Fragen formuliert. Unter anderem soll von der Stadtverwaltung dargestellt werden, wie viele Menschen auf Wartelisten für eine öffentlich geförderte Wohnung stehen, wie lange sie im Schnitt warten müssen und wie viele Wohnungen wann aus der Sozialbindung fallen.

Wohnraum-Prognose von Planungsausschuss abgelehnt

„Es gibt in Bargteheide zwar zahlreiche, von privaten Investoren gebaute Wohnungen zu einem marktüblich hohen Mietzins. Zunehmend fehlen aber öffentlich geförderte Wohnungen und bezahlbarer Wohnraum“, so der SPD-Fraktionsvorsitzende Mehmet Dalcilinc. Das Problem werde sich laut Grünen-Fraktionschefin Ruth Kastner in den kommenden Jahren durch die demografische Entwicklung und wachsende Altersarmut noch verschärfen. „Die Stadt steht hier vor einer großen Herausforderung. Nicht zuletzt, weil hiesige Unternehmen ausreichend Fachkräfte benötigen“, so Kastner.

Deshalb brauche Bargteheide eine „faktenbasierte Grundlage“ statt vager Schätzungen über den Bedarf an Wohnraum in den nächsten 10 bis 15 Jahren. Solch eine Prognose war zuvor schon von der Stadtverwaltung angeregt worden. Im Ausschuss für Planung und Verkehr am 22. August hatte sich für ein entsprechendes Angebot des Planungsbüros BCS stadt+region jedoch keine Mehrheit gefunden. Das soll nun nachgebessert werden. In seiner nächsten Sitzung am 27. November will der Hauptausschuss dann noch einmal über die rund 14.000 Euro teure Prognose befinden.

Weitere Infos: 115 Menschen warten auf Sozialwohnungen

30 Wohnungen fallen am Ende dieses Jahres in Bargteheide aus der Sozialbindung. Anfang Januar 2020 verringert sich der Bestand deshalb auf 192.115 Menschen sind aktuell auf der Warteliste für eine öffentlich geförderte Wohnung im Bürgerbüro der Stadt vermerkt. Anträge müssen nach Ablauf eines Jahres erneuert werden. Die Baugesellschaften führen zudem eigene Wartelisten. Für einen Teil der entstehenden Sozialwohnungen obliegt der Stadt ein Benennungsrecht. Im Frühsommer 2020 beginnt die Erschließung des inklusiven Wohnprojekts BornInk. Der Hochbau startet im Frühjahr 2021. Mit der Fertigstellung wird für Ende 2022 gerechnet.