Grosshansdorf. Neue Lübecker reißt in den 1950er-Jahren an der Sieker Landstraße errichtete Häuser ab und investiert bis zu 30 Millionen Euro.
Die Wohnungsbaugenossenschaft Neue Lübecker (NL) investiert 25 bis 30 Millionen Euro in Großhansdorf. Mit dem Geld errichtet sie an der Sieker Landstraße links und rechts der Zufahrt zum Schulzentrum sechs Gebäude mit zusammen 112 Wohnungen. „Wir möchten Anfang 2022 mit den ersten Abrissarbeiten beginnen und Ende 2025 mit dem letzten Haus fertig sein“, sagt Architektin Andrea Kiehn, Gruppenleiterin Technische Planung bei der NL.
Bausubstanz der 70 jetzigen Wohnungen ist schlecht
Noch stehen auf den Grundstücken mit den ungeraden Nummern 187 bis 211 sechs Blocks mit insgesamt 70 Wohnungen. Sie wurden schon 1951 errichtet, entsprechend schlecht sind Bausubstanz und Qualitätsstandard. „Es gibt feuchte Keller, Türen und Fenster sind abgängig“, so Andrea Kiehn bei der öffentlichen Präsentation des Großprojekts im nagelneuen Sitzungssaal des Großhansdorfer Rathauses. Hinzu kämen störungsanfällige Heizungen.
„Ein weiteres Problem ist der Schall- und Brandschutz, der nicht nachrüstbar ist“, so die Expertin. Grundrisse mit Kleinstküchen und Durchgangszimmern entsprächen ebenfalls nicht mehr aktuellen Anforderungen von Mietern. Angesichts dieser langen Mängelliste war für die Neue Lübecker schnell klar, dass ein Abriss und Neubau die rentabelste Lösung ist.
„Grundsätzlich haben wir daneben noch die drei anderen Möglichkeiten Instandhaltung, Modernisierung und Verdichtung durch Aufstocken, so wie aktuell im Ahrensburger Reeshoop-Viertel“, sagt NL-Vorstand Uwe Heimbürge.
Entwurf wurde in Abstimmung mit dem Bauamt erarbeitet
Der Entwurf für die Sieker Landstraße wurde in Abstimmung mit dem Bauamt des Großhansdorfer Rathauses erarbeitet. Die Gemeindevertreter haben den nötigen Bebauungsplan bei ihrer jüngsten Sitzung mit großer Mehrheit quer durch alle Fraktionen auf den Weg gebracht. „Die Neue Lübecker ist ein zuverlässiger Partner, bei dem nicht der Profit an erster Stelle steht“, sagt Bürgermeister Janhinnerk Voß. Während der Bauleitplanung würden ab dem Frühjahr weitere Details besprochen – „damit es für keine Seite Überraschungen gibt“.
Die neuen Häuser werden mit drei Geschossen und ausgebautem Dachgeschoss höher als die jetzigen. Auch dadurch steigt die Zahl der Wohnungen um 60 Prozent von 70 auf 112. Vorgesehen sind 70 Zwei-Zimmer-Wohnungen mit 50 bis 60 Quadratmetern, 34 Drei-Zimmer- (bis 75 Quadratmeter) und acht Vier-Zimmer-Wohnungen (bis 90 Quadratmeter). 20 Prozent sind öffentlich gefördert, das entspricht 23 Sozialwohnungen. Alle sind barrierefrei, haben Aufzug, Balkon oder Terrasse.
„Bei den Mieten werden wir auch bei den Neubauten deutlich unter dem Großhansdorfer Marktniveau liegen“, sagt NL-Vorstand Heimbürge. Genaue Zahlen könne man jetzt aber noch nicht nennen. Zehn Euro Kaltmiete je Quadratmeter sind in der Waldgemeinde üblich, bei Neubauten werden laut Verwaltung bis zu 14 Euro verlangt.
Zwei Tiefgaragen bieten Platz für 100 Autos
Die Baugenossenschaft hat die Mieter der 70 Bestandswohnungen im Vorfeld benachrichtigt. Es gab auch einen Info-Abend im Waldreitersaal. „Wir haben drei Optionen für unsere Mitglieder“, sagt Uwe Heimbürge. „Sie können entweder dauerhaft oder vorübergehend in andere Wohnungen umziehen. Für die Menschen aus dem zweiten Bauabschnitt ist zudem der direkte Umzug in den ersten Bauabschnitt möglich.“ In Großhansdorf besitzt die NL 287 Wohnungen, insgesamt sind es 15.500 in der Region von Hamburg bis Schwerin.
Als Erstes werden Anfang 2022 die Häuser mit den Nummern 201 bis 211 abgerissen. Sind dort die Neubauten bezugsfertig, folgen Anfang 2014 die Nummern 187 bis 197. Die gesamte Wohnfläche wächst von derzeit rund 3750 auf circa 7200 Quadratmeter. In zwei Tiefgaragen kommen 100 Autos unter, derzeit gibt es lediglich 17 oberirdische Parkplätze. „Dass die Autos unter die Erde kommen und so Grünflächen erhalten bleiben, war ein Wunsch der Gemeinde“, sagt Bürgermeister Voß.
Die alten Bäume an der Sieker Landstraße und auf den Grundstücken könnten stehen bleiben, auch die „kleine Lindenallee“ an der Zufahrt zum Schulzentrum werde erhalten. Mit einem Augenzwinkern sagt Janhinnerk Voß: „Unsere Gemeinde gilt ja als das widerspenstige kleine gallische Dorf, wenn es darum geht, Landesforderungen nach mehr Wohnungsbau zu erfüllen. In diesem Fall können wir aber Platz für neue Einwohner schaffen, ohne dass sich das Ortsbild wesentlich verändert.“