Hamburg. Politiker werfen bei der Probefahrt mit Evo eCitaro in Bergedorf einen Blick in die Zukunft. Ahrensburg will Vorreiter sein.

Er ist leise, kommt geschmeidig auf Touren und fährt weitgehend emissionsfrei. Die Rede ist vom Evo eCitaro, einem zwölf Meter langen und 340 PS starken Elektrobus der neuesten Generation. Gerade erst ausgeliefert, hatten die Mitglieder des Stormarner Verkehrsausschusses jetzt die Gelegenheit, während einer Probefahrt auf dem Bergedorfer Betriebshof der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) einen Blick in die Zukunft zu werfen. Denn ab 2023 sollen E-Busse auch auf Linien im Kreisgebiet verkehren.

„Mit dem Einzug der E-Mobilität im Öffentlichen Personennahverkehr des Kreises wollen wir einen aktiven Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten und den ÖPNV zukunftsorientiert gestalten“, sagt Björn Schönefeld, Experte der Kreisverwaltung. Zum Vorreiter soll dabei Ahrensburg werden.

Aktuelle E-Busse garantieren Reichweite von 170 Kilometern

Laut Schönefeld biete sich das Liniennetz der Schlossstadt für den Auftakt der Umstellung an. „Zwei Jahre vor Auslaufen des Vertrages 2024 mit den VHH wollen wir damit beginnen. Auch deshalb, weil im Stadtverkehr keine größeren Strecken zurückgelegt werden müssen, bei denen die Reichweite der E-Busse an ihre Grenzen stoßen könnte“, so Schönefeld. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein, die neben der Autokraft, für den Busverkehr im Kreisbetrieb verantwortlich zeichnen, haben den Energiebedarf auf verschiedenen Strecken analysiert. „Im Schnitt müssen wir eine Reichweite von 249 Kilometern sicherstellen, um unsere Fahrgäste verlässlich ans Ziel bringen zu können“, sagt VHH-Geschäftsführer Toralf Müller.

Die aktuellen E-Busse garantierten aber nur eine Reichweite von 170 Kilometern. Ab kommendem Jahr sollen es dann 230 Kilometer sein, ab 2021 dann sogar 250. Um die „Restlaufzeit“ jedes Gefährts jederzeit unter Kontrolle zu haben, soll der Ladestand der Batterien mit einer speziellen IT-Technik permanent überwacht werden. „Das ist wichtig für unser Warnschwellenmanagement“, so Toralf Müller.

16 Elektrobusse wollen die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein noch in diesem Jahr in einem ersten Schritt anschaffen. Momentan sind sie auf dem Markt zu einem Preis zwischen 600.000 und 800.000 Euro erhältlich, während Dieselbusse im Schnitt 250.000 Euro kosten. Bis 2022 sollen insgesamt 50 E-Busse die Dieselflotte sukzessive ersetzen, die immerhin 50 Jahre lang den Standardantrieb repräsentierte.

Hochbahn investiert weiter in Busse mit Wasserstoffantrieb

Der neue Evo eCitaro: zwölf Meter lang und 340 PS stark.
Der neue Evo eCitaro: zwölf Meter lang und 340 PS stark. © Lutz Kastendieck | Lutz Kastendieck

Während die Autokraft sich auch auf die Umrüstung von Diesel- auf Elektroantriebe verlegt hat, setzen die VHH trotz des aktuell noch deutlich höheren Anschaffungspreises konsequent auf den Neukauf von E-Bussen. „Aus unserer Sicht ist die Umrüstung nicht wirtschaftlich“, sagt Müller. Zumal nur Neufahrzeuge mit bis zu 40 Prozent der Anschaffungssumme förderfähig seien. „Vor allem wollen wir aber möglichst topaktuelle Modelle nach dem neuesten Stand der Technik auf der Straße haben. Die Entwicklung schreitet in diesem Segment rasant voran“, erklärt Müller.

Für den VHH-Geschäftsführer bleibt der E-Bus momentan überhaupt die erste Wahl bei Neuanschaffungen. Befragt nach dem noch umweltfreundlicheren Wasserstoffantrieb übte er sich in Zurückhaltung. „Mal abgesehen davon, dass es in Europa zurzeit nur zwei Hersteller gibt, ist diese Technik momentan noch um einiges teurer als Busse mit Elektroantrieb“, so Müller.

Die Hamburger Hochbahn hingegen will am Wasserstoffantrieb festhalten. Zwar hat sie nach einer Testphase jüngst vier Prototypen mit Brennstoffzelle planmäßig zurückgegeben. Aktuell sind zwei dieser Gelenkbusse weiter im Einsatz. Zwei neue Modelle sind jedoch bereits bestellt und sollen Ende 2021 ausgeliefert werden.

Politiker wollen Umstellung auf alternative Antriebe konstruktiv begleiten

„Spätestens 2030 müssen nach EU-Vorgaben auch längere Busumläufe mit alternativen Antrieben abgedeckt werden. Diese Reichweiten werden nach unserer Ansicht ohne Wasserstoffantriebe kaum möglich sein“, so Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum. Parallel werde indes weiter in die E-Flotte investiert. 28 Elektrobusse stünden schon bereit, im nächsten Jahr sollen 30 weitere für 18 Millionen Euro hinzukommen.

Unterdessen bekräftigte Gesa Dunkelgut (CDU), Vorsitzende des Verkehrsausschusses, den politischen Willen der Abgeordneten, die Umstellung der im Kreis verkehrenden Busse auf alternative Antriebe konstruktiv zu begleiten: „Allen ist sicher klar, dass das keine Sparmaßnahme ist, doch im Sinne des Umweltschutzes sinnvoll.“ Diese Motivation müsse allerdings im Einklang mit der Wirtschaftlichkeit stehen.

Auch Glinde wünscht sich den raschen Umstieg auf E-Busse

Großes Interesse an der Umstellung auf E-Mobilität im Busverkehr haben auch Ausschussmitglieder aus Glinde avisiert. Hier dämpfte der ÖPNV-Experte Björn Schönefeld Erwartungen auf eine schnelle Umsetzung aber deutlich. „Zum einen laufen die bestehenden Verträge mit den Verkehrsbetrieben noch bis Dezember 2027“, so Schönefeld. Zum anderen sind die Linien im Süden des Kreises deutlich länger und ziehen sich teilweise bis ins Herzogtum Lauenburg hinein. Für solche Reichweiten seien aktuelle E-Busmodelle schlicht noch nicht ausgelegt.