Bad Oldesloe/Kiel. Henning Görtz kritisiert unzuverlässige Beförderung auf Strecke Hamburg–Lübeck und an der S 21-Linie. Minister soll eingreifen.

Verspätungen und Zugausfälle lassen Pendler in Stormarn verzweifeln. Jetzt schaltet sich der Landrat des Kreises Stormarn ein. Henning Görtz kritisiert die unzuverlässige Beförderung von Bahnreisenden auf der Strecke Hamburg-Lübeck und an der S 21-Linie. Der Kreis befürchtet, dass die überdurchschnittlich hohe Anzahl an Störungen langfristig einen negativen Einfluss auf die Wirtschaft haben könnte.

Abendblatt-Bericht gab den Ausschlag zum Beschwerdebrief

Im Juli hatte das Abendblatt erneut über das Leid der Pendler berichtet. Durch diesen Artikel sah sich Landrat Henning Görtz zum Schreiben eines Briefes an den schleswig-holsteinischen Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) veranlasst. „Wenn sich Pendler nicht auf die Bahn verlassen können und durch die Verspätungen immer wieder zu spät zur Arbeit kommen, dann könnte sich das auch auf unseren Wirtschaftsstandort auswirken“, sagt Görtz.

Zugausfälle haben auch Auswirkungen auf den Busverkehr

Außerdem ermutige der Zustand der Bahnverbindungen die Menschen nicht gerade dazu, das Auto stehen zu lassen und den ÖPNV zu nutzen: „Das ist ja eigentlich unser Ziel bei der Verkehrswende. Wir wollen, dass die Pendler die Bahn nutzen, aber dafür braucht es einen zuverlässigen Regionalverkehr.“ Doch die Schiene ist nicht das einzige Problem. Der vom Kreis organisierte Busverkehr orientiert sich mit seiner Taktung an den Abfahrt- und Ankunftszeiten der Regional- und S-Bahnen. Wenn ein Zug verspätet ankommt, erreichen umsteigende Pendler ihre Anschluss-Verkehrsmittel nicht mehr. Das sorgt bei Reisenden dann für noch mehr Frust. Denn die Busfahrer können in der Regel keine Rücksicht auf Bahnverspätungen nehmen. Sonst gerät auch noch der Fahrplan auf der Straße durcheinander.

Mitarbeiter der Verwaltung führt Protokoll zu Verspätungen

Für die Stormarner Kreisverwaltung sind die Zugausfälle kein abstraktes Problem. Es geht auch um die eigenen Mitarbeiter. Michael Drenkhahn ist beim Kreis für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Bei diesem Thema gehört er selbst zu den Betroffenen. „Ich fahre täglich von Lübeck nach Bad Oldesloe zur Arbeit und kenne das Problem mit den Verspätungen allzu gut“, sagt er. Wenn es morgens eine Zugstörung gibt, habe das oft Auswirkungen auf den Bahnverkehr eines ganzen Vormittags. In diesem Jahr hat Drenkhahn mitgezählt: „Ich bin schon bei 18 Stunden Verspätung.“

Rund 40.000 Menschen nutzen die Strecke täglich

Wie ihm geht es vielen Arbeitnehmern in Stormarn. Täglich nutzen rund 40.000 Menschen die Regionalbahn zwischen Hamburg und Lübeck. Einer von ihnen ist Volker Raith, der morgens um 6.08 Uhr am Hauptbahnhof in den Zug steigt – wenn der denn mal pünktlich kommt. Teilweise, so berichtet Raith, falle die Bahn mehrmals in der Woche aus. Die Zugausfälle sind kein neues Problem. Bereits nach dem Winter hatte sich das Landesverkehrsministerium eingeschaltet und im Falle anhaltender Störungen Vertragsstrafen angekündigt. Bislang offenbar ohne Erfolg.

Landrat Görtz sagt: „Wenn der Zug wie vor ein paar Tagen wegen eines Feuers an der Trasse ausfällt, dann ist das so.“ Doch allzu oft seien die Gründe andere: „Es kann nicht sein, dass Zugführer fehlen und es immer wieder zu technischen Störungen kommt.“