Bargteheide. Laut Polizei beteiligten sich 700 Menschen an der „Fridays For Future“-Demonstration vor dem Rathaus. Das Abendblatt war vor Ort.
„Wir sind hier, wir sind laut, weil Ihr uns die Zukunft klaut.“ Immer wieder hallte der Slogan durch die Rathausstraße in Bargteheide. Und war tatsächlich nicht zu überhören. 500 Teilnehmer vereinte der gemeinsame Aktionstag der „Fridays For Future“-Ortsgruppen Bad Oldesloe und Bargteheide vor dem Rathaus nach Schätzungen der Organisatoren. Die Polizei sprach sogar von 700. „Ich bin beeindruckt, was die Jugendlichen hier auf die Beine gestellt haben. Die Aussicht von der Bühne ist einfach grandios“, zeigte sich Bargteheides Klimaschutzmanagerin Ulrike Lenz überwältigt.
Gestartet war der Tag mit einem Fahrradkorso. Um 8.30 Uhr hatten sich von der Hude in Bad Oldesloe etwa 100 Radfahrer auf den Weg nach Bargteheide gemacht. Am Bahnhof reihten sich dann weitere Teilnehmer ein, die mit dem Zug angereist waren. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir so viele mobilisieren können, diese Menge ist begeisternd“, sagte Frederike Wrohn (17), Sprecherin der FFF-Ortsgruppe Bad Oldesloe. Alle Anstrengungen bei der Organisation hätten sich wirklich gelohnt.
Ein Wunsch: weniger Diesel- und Benzinautos auf den Straßen
„Nur zusammen sind wir stark. Unser Planet sollten eigentlich allen solch einen Einsatz wert sein“, machte Nils Bollenbach, Cheforganisator in Bargteheide, deutlich. Er hatte auch die Co-Bewegung „Parents For Future“, BUND und Nabu, den ADFC, die Gewerkschaften Ver.di und GEW und die Bürgerinitiative Basta ist Boot geholt. So präsentierte sich die Menge letztlich als Treff der Generationen. Zumal viele Schüler auch Eltern und Großeltern mitgebracht hatten. Kreativ und bunt artikulierten die Teilnehmer ihre Forderungen. Mit Sprechchören, Liedern und ungezählten Transparenten. „Wer Umwelt-Probleme nicht ernst nimmt, ist selber eines“, war da zum Beispiel zu lesen. Und: „Wäre die Erde eine Bank, hättet ihr sie schon lange gerettet!“
Luna Hüging, Anika Einacker und Julia Schmitz hatten „Achtung, das Eis schmilzt“ auf ihr Plakat gemalt. Und die Erde als Eiskugel dargestellt. „Wir sind hier dabei, weil wirklich mehr gegen den Klimawandel unternommen werden muss“, sagte Anika Einacker (12) im Namen des Trios. Maris Jentsch unterbreitete gleich mal einige konkrete Vorschläge. „Ich wünsche mir weniger Diesel- und Benzinautos auf den Straßen und dass ein Elektroflugzeug gebaut wird, damit wir der Umwelt nicht mehr schaden“, schlug der Siebenjährige vor.
Auch viele Eltern mit ihren Kindern vor Ort
Kjell Lasse (6) verriet indes, dass er die Demo „einfach cool“ finde. Begleitet wurde er von Vater Ronny Peter. „Ich möchte schon jetzt das Interesse bei meinen Kindern für dieses wichtige Thema wecken. Damit sie später selbst aktiv werden“, sagte er dem Abendblatt. Kjell hätte auch gern seine Mama dabei gehabt, „doch die muss leider arbeiten“. Für seine Zukunft wünscht sich der kleine Seefahrer ein Kreuzfahrtschiff, das mit einem großen Drachen angetrieben wird: „Das würde ich richtig toll finden. Damit auf dem Meer nicht mehr so viel schlechte Luft entsteht.“
Elizabeth Augustin (8) aus der Klasse 3d der Johannes-Gutenberg-Schule ist der Meinung, dass viel zu viel Plastik benutzt und weggeschmissen wird. „Dadurch sterben viele Tiere, weil sie das fressen“, erklärte sie. Zudem werde zu viel mit dem Auto gefahren, auch das sei sehr schlecht für das Klima.
Klassenkameradin Carolin Probst (8) fand es wichtig, dass so viele gekommen sind: „Nur so werden wir gehört und es kann sich etwas ändern.“ Es stürben immer mehr Tiere, weil zu viel Plastik benutzt werde, das dann im Meer lande: „Das finde ich blöd.“Die Schüler der Johannes-Gutenberg-Schule haben während der Demo Spenden gesammelt. Insgesamt 1200 Euro sind dabei zusammengekommen und sollen nun an ein Projekt für vom Klimawandel betroffene Kinder gehen.
Schwung der Demos solle nicht abnehmen
Christian Wittfoth (48) sieht sich in der Pflicht, jetzt jene Fehler auszubügeln, die seine Generation zu lange gemacht habe. „Die Politik geht mit diesem Thema nach wie vor viel zu brav um. Wir müssen jetzt anfangen, etwas zu tun“, so Wittfoth. Deswegen begrüße er es, wenn die Schüler freitags auf die Straße gehen und etwas bewegen wollen: „Diese Streiks sind wichtig und richtig. Und sollten von den Medien nicht dramatisiert, sondern unterstützt werden.“
Tom Mac Arthur, Vertreter der lokalen Bewegung „Parents For Future“, räumte in seinem Grußwort ebenso ein, dass seine Generation „zu lange, zu wenig“ über die Folgen des Klimawandels nachgedacht habe. Deshalb sei es nur konsequent, sich nun dem Aufbegehren der Jugend anzuschließen. Petra Ludwig-Sidow vom Nabu formulierte es noch etwas drastischer: „Danke, dass ihr uns in den Hintern getreten habt.“
Einsatz der Kinder und Jugendliche wird gelobt
Oliver Mesch, Bürgermeister von Trittau, findet, die „Fridays For Future“-Bewegung habe schon viel Positives in der Politik angestoßen. Deshalb dürfe der Schwung der Demonstrationen auch nicht abnehmen. „Mir ist das nicht nur als Politiker wichtig, sondern auch als Vater. Der mangelnde Klimaschutz stellt das zentrale Problem in unserer Gesellschaft dar“, so Mesch. Deshalb finde er es gut, wenn Schüler am Freitag gemeinsam auf die Straße gingen, um für ihre Zukunft zu kämpfen.
Auch Kreispräsident Hans-Werner Harmuth zeigte sich beeindruckt vom Einsatz der Kinder und Jugendlichen: „Es ist absolut positiv, dass sie sich bei diesem Thema so engagieren.“ Zumal die Dringlichkeit zum Umsteuern noch immer nicht bei allen angekommen sei.