Ahrensburg/Bad Oldesloe. Zahl der Übernachtungen steigt im ersten Halbjahr auf 191.630. Doch da ist mehr drin, sagt die Tourismusmanagerin.

In den Sommermonaten leitet die A 1 täglich Tausende Touristen vorbei an dem ehemaligen Kulturbad Oldesloe, der Karpfenstadt Reinfeld oder der Schlossstadt Ahrensburg, doch die wenigsten halten an. Um die Aufenthaltsdauer von Gästen zu verlängern, will das Tourismusmanagement Stormarn 2020 ein Konzept erstellen lassen: Hat der Kreis das Zeug zur echten Urlaubsregion?

Viele Touristen bleiben länger – aber noch nicht lange genug

Viel Natur, Wanderwege, Rundtouren für Radfahrer, spannende Geschichte in den Heimatmuseen und die ein oder andere Sehenswürdigkeit: Besucher können auch zwischen Hamburg und Lübeck einiges entdecken. Seit Jahren arbeitet Tourismusmanagerin Rabea Stahl an Projekten, setzt Ideen um, damit Gäste länger als nur eine Nacht in Hotels oder Gasthäusern residieren.

Die Bemühungen zeigen Wirkung. Im Schnitt bleiben Besucher für zwei Nächte. Gezählt wurden in der ersten Jahreshälfte 191.630 Übernachtungen. Das ist eine Steigerung von 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. „Das ist noch nicht alles, die Gäste bleiben auch länger“, sagt Rabea Stahl – aber noch nicht lange genug.

Die App Pro Mobil weist jetzt Wohnmobilisten den Weg

Camperin Erika H. auf dem Wohnmobilstellplatz am Oldesloer Exer
Camperin Erika H. auf dem Wohnmobilstellplatz am Oldesloer Exer © Finn Fischer

Viele der Übernachtungsgäste kommen nicht wegen den Sehenswürdigkeiten, der Radwanderwege oder Museen. Ausschlaggebend ist oft lediglich die Lage. Für viele Touristen, die aus Skandinavien kommen oder dorthin reisen, ist Stormarn nur ein Rastplatz. Einige bleiben etwas länger, um sich ein oder zwei Tage Hamburg oder Lübeck anzuschauen und dann wieder in ihre Campingmobile zu steigen. Wohl ganz wenige haben als Urlaubsziel Stormarn im Navigationsgerät eingegeben. Zumindest ließen sich Touristen für ein paar Tage länger in der Region halten, glaubt Rabea Stahl: „Aufgrund der guten Entwicklungen der vergangenen Jahre ist für uns klar, dass wir eine Strategie brauchen.“

Vor fünf Jahren hatte Stormarn die an die Verwaltung eingegliederte Tourismusabteilung eingerichtet, seitdem intensiv Marketing betrieben. Heute gibt es einen übersichtlichen und mehrsprachigen Internetauftritt. Stormarn ist auf Messen vertreten. Auch Städte und Gemeinden befassen sich verstärkt damit, wie sie Gäste auf sich aufmerksam machen können. „Ein gutes Beispiel ist Bad Oldesloe, hier wird viel gemacht. Das wünsche ich mir auch von anderen Städten“, sagt Stahl. Die Kreisstadt hat ein eigenes Tourismusmanagement, pflegt engen Kontakt zu Gasthäusern, unterhält im Kultur- und Bildungszentrum eine Stadtinfo, in der sich Touristen Tipps zu Ausflugszielen und Sehenswürdigkeiten einholen können. Seit ein paar Jahren gibt es am Bürgerpark einen kostenfreien Wohlmobil-Stellplatz, der im Sommer regelmäßig voll belegt ist und demnächst ausgebaut werden soll.

Tourismuskonzept soll bis Herbst 2020 vorliegen

„Wir stehen das erste Mal hier und haben den Platz über die App ‘Pro Mobil’ gefunden“, sagt Wohnmobil-Camperin Erika H. „Wir freuen uns sehr, dass es hier so ein Angebot gibt.“ Doch auch sie und ihr Mann blieben nur für eine Nacht, setzen dann ihre Reise fort. Wie Bad Oldesloe unterhält auch Reinfeld am Herrenteich mittlerweile einen Wohnmobil-Stellplatz. Einen weiteren gibt es am Südufer des Großensees und einen an der Landesstraße 93 in Trittau. Gäste wie Erika H. für mehr als ein paar Nächte in Stormarn zu begeistern, hat natürlich auch wirtschaftliche Gründe. Denn der Tourismus ist Einnahmequelle für Gastronomen und ein wichtiger Standortfaktor für Unternehmen.

„Regionen mit einer guten touristischen Infrastruktur sind auch für Firmen attraktiv“, sagt Rabea Stahl zum Abendblatt. Denn diese nützt nicht nur Gästen etwas, sondern auch den Einwohnern. Und allen in den Betrieben Angestellten, die hier leben und arbeiten. Das Tourismuskonzept soll eine „umsetzungsorientierte Handlungsempfehlung“ für die Zukunft geben und bis Herbst 2020 vorliegen. Der Kreis erwartet eine Analyse dazu, was in Stormarn vorhanden ist und was fehlt. Anschließend können weitere Schritte in Angriff genommen werden, um die Aufenthaltsqualität für Touristen zu steigern. Für die Konzepterstellung rechnet Stormarn mit Kosten in Höhe von 40.000 Euro.

Ahrensburg liegt im kreisweiten Vergleich vorn

2018 zählte Stormarn 396.760 Übernachtungen. Die tatsächliche Zahl dürfte höher sein, weil nur Hotels und Gasthäuser mit mehr als zehn Betten in die Statistik einfließen. Wohnmobiltouristen und Mieter von Ferienwohnungen sind außen vor. Bei Gästen handelt es sich nicht ausschließlich um Touristen, sondern auch um Besucher von Tagungen oder Messen. Erfasst wird allerdings die Herkunft der Besucher. 48.528 der Übernachtungen (12,2 Prozent) wurden von Gästen aus dem Ausland getätigt. Der prozentual größte Anteil davon sind Dänen (9.261) und Schweden (5.432). Die erste Jahreshälfte (Januar-Juni) ist in Bezug auf Übernachtungen die beste erste Jahreshälfte seit Beginn der Aufzeichnungen. Zwischen Januar und Juni 2019 zählten die Hotels 191.630 Übernachtungen. Das ist ein Plus von 4,8 Prozent im Vergleich zu 2018 und sogar 10,8 Prozent Zuwachs im Vergleich zu 2015. Vorn liegt Ahrensburg (34.081), gefolgt von Bad Oldesloe (24.903), Reinbek (22.093), Lütjensee (15.787), Glinde (12.865) und der Stadt Reinfeld (10.113).