Bargteheide. Veranstaltungsreihe des Runden Tischs Senioren, der Volkshochschule und des Kinos Bargteheide stellt das Tabuthema Tod in den Mittelpunkt.
Wie ungewöhnlich das neue Projekt des Runden Tischs Senioren Bargteheide und seiner Mitstreiter ist, zeigt sich schon bei der Auswahl des Ortes für den Pressetermin: Die Organisatoren stellen es in der Kapelle des Bargteheider Friedhofs vor. Der Titel „Lebendiger Friedhof“ verweist auf das Anliegen der Gruppe: Mit verschiedenen Aktionen will sie dazu beitragen, den Tod ins Leben und Bewusstsein der Menschen zu holen, zu enttabuisieren und alternative Umgangsformen aufzuzeigen. Das Programm entstand in Kooperation zwischen Rundem Tisch, der Volkshochschule (VHS) Bargteheide und der VHS-Fotogruppe Spektrum, Kino und Friedhofsverwaltung. Den Anlass lieferte die vom Runden Tisch alle zwei Jahre organisierte „Messe für Senioren“. Als Friedhofsverwalter Kai Passow das erste Mal dabei war, stellte er anhand der Fragen von Besuchern ein großes Interesse an dem Themenkomplex Tod, Friedhof und Bestattungen fest.
Auftakt mit einem Vortrag, Fotoschau und Poesie
Die einzelne Stationen sind im Stadthaus, der Kapelle und dem Friedhofsgelände sowie im Kino geplant. Das Programm verteilt sich auf drei Tage. Auftakt ist am Sonntag, 22. September, von 15 bis 16.30 Uhr im Saal des Stadthauses. Dort zeigen die Mitglieder der Fotogruppe ihre Arbeiten mit Impressionen des parkähnlichen Friedhofsgeländes als digitale Präsentation auf Leinwand. Frank Feier, Leiter der VHS, sagt: „Zu diesen wunderschönen Fotografien passend, entführt Lieselotte Jürgensen ihre Zuhörer in eine Märchenwelt.“ Die Erzählerin trägt Gedichte zum Thema Tod und Sterben vor.
Es gibt kostenfreie Getränke für alle und der VHS-Leiter informiert die Gäste in seinem Impulsvortrag über den Brauch des „Día de los Muertos“. Der „Tag der Toten“ gilt als einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage. Er spiegelt die Bestattungs- und Totenkultur des Landes wider. Diese räumt den Verstorbenen einen festen Platz im Leben der Familien ein. Die mehrtägige Feier, ist bunt und steckt voller lebensbejahender Freude. Selbst auf den Friedhöfen wird getanzt, gefeiert, gegessen und musiziert – ein Gegenentwurf zu den traditionellen Trauerfeiern, wie sie in Deutschland üblich sind.
Friedhof soll auch ein Ort der Begegnung sein
Kai Passow ist als Verwalter des Friedhofs in das Projekt eingebunden. Ihm ist es ein Anliegen, dass dieser nicht nur als Rückzugs-, sondern auch Begegnungsort in der Wahrnehmung der Bürger verankert wird. So ist es ganz nach seinem Sinn, dass am Sonntag, 29. September, für alle Besucher kostenfrei Kaffee und Kuchen in der Trauerhalle angeboten werden.
Dazu können sie Fragen rund um das Geschehen auf dem Friedhof stellen, die sie immer schon einmal loswerden wollten. Beispielsweise nach dem Abspielen von Schlagermusik oder ob in der Kapelle gelacht werden darf. Laut Passow ist Derartiges nicht nur denkbar, er hat auch schon Gelächter erlebt, beispielsweise wenn die Lieblingswitze des Verstorbenen erzählt wurden. Tanja Wilke vom Runden Tisch pflichtet ihm bei: „Ein trauriger Anlass schließt das Erinnern und Lachen doch nicht aus.“ An diesem zweiten Aktionstag unternimmt der Friedhofsverwalter einen Rundgang mit den Besuchern, erzählt Wissenswertes zu unterschiedlichen Bestattungsformen, zur Aufteilung der Bereiche sowie über die Geschichte des 1878 angelegten, weitläufigen und mit vielen alten Bäumen bestandenen Friedhofsgeländes.
Kino beteiligt sich mit einem fröhlichen Animationsfilm
Am Dienstag, 1. Oktober, zeigt das Kino im Kleinen Theater zum Abschluss den Animationsfilm „Coco – lebendiger als das Leben“ aus dem Hause Disney. Der Film nimmt sich des sensiblen Themas auf anschauliche und unbekümmerte Art an. Kinder ab acht Jahren können dem bunten Abenteuer gut folgen. Es nimmt seinen Anfang am „Día de los Muertos“. Da ist es gut, wenn begleitende Erwachsenen die Informationen aus dem Vortrag von Frank Feier parat haben und die Fragen der Kinder beantworten können.
Dass der mexikanische Brauch sich gleich zweimal im Programm wiederfindet, ist VHS-Leiter Feier zu verdanken. Bei der Beschäftigung mit dem Thema fiel ihm die James-Bond-Episode „Spectre“ ein, in der die Totenfeiern stimmungsvoll in Szene gesetzt sind. Tanja Wilke berichtet, dass sich ihre Sicht auf den Tod durch den Film gewandelt hat: „Ich bin aus der Vorstellung ganz beseelt herausgekommen.“
Lebendiger Friedhof: Vortrag, Poesie, Fotografien: So 22.9., 15.00–16.30, Stadthaus, Am Markt 4, kostenfrei; Friedhofsführung: So 29.9., 15.00, Friedhof, Glindfelder Weg 15, kostenfrei; Film: Di 1.10., 17.00, Kino, Hamburger Straße 3, Karte Erw. 9,–, Ki./Schüler/Studenten 7,–