Glinde. Blindgänger sollte schon um 12 Uhr entschärft werden. 5800 Menschen müssen Wohnungen verlassen. Schule fällt auch am Donnerstag aus.

Der Großeinsatz in Glinde wegen eines Bombenfundes ist angelaufen. Seit den frühen Morgenstunden sind Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst dabei, die Menschen sicher aus dem Sperrgebiet zu begleiten. In einem Radius von 1000 Meter um die Fundstelle an der Möllner Landstraße müssen alle Gebäude evakuiert werden. An allen Schulen fällt der Unterricht aus, Kitas bleiben geschlosen.

Es knallt, wenn es losgeht

Gegen 12 Uhr sollte die Entschärfung beginnen. Bis dahin haben die zahlreichen Helfer von Polizei, Feuerwehr und Arbeiter-Samariter-Bund dafür gesorgt, dass sich keine Menschen mehr in dem Radius von 1000 Meter um den Fundort aufhalten. Eine Sprecherin der Stadt Glinde informiert, wie die Entschärfung laufen soll. Den Beginn der konkreten Arbeiten werden die Entschärfer mit einem Knall und einem roten Leuchtstern signalisieren. Wenn die Entschärfung erfolgreich war, wird es ebenfalls wieder knallen und ein grüner Stern soll am Himmel zu sehen sein.

Nach einem Bombenfund in Glinde müssen rund 6000 Menschen ihre Häuser, Wohnungen und Arbeitsplätze verlassen. Schulen und Kitas bleiben geschlossen.
Nach einem Bombenfund in Glinde müssen rund 6000 Menschen ihre Häuser, Wohnungen und Arbeitsplätze verlassen. Schulen und Kitas bleiben geschlossen. © HA | Pia Rabener

Doch der Beginn der Entschärfung verzögert sich, weil sich nach Auskunft der Polizei noch Menschen in dem Sperrgebiet aufhalten. Gegen 14.30 Uhr meldete die Polizei dann, dass das Gebiet freigegeben sei und der Kampfmittelräumdienst mit seiner Arbeit begonnen habe.

Menschen im Sperrgebiet: Entschärfung wird unterbrochen

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Gegen 15.50 Uhr musste die Entschärfung laut Polizei unterbrochen werden, da sich immer wieder Menschen im Sperrgebiet aufgehalten hätten. Erst gegen 16.30 Uhr konnten die Entschärfer mit ihrer Arbeit fortfahren. Die Absperrmaßnahmen sollten nun noch einmal verstärkt werden, um weitere Unterbrechungen zu vermeiden.

17.30 Uhr: Jetzt muss ein Spezialgerät angefordert werden

Gegen 17.30 Uhr teilte die Polizei mit, dass sich die Entschärfung schwieriger als erwartet darstelle. „Es wird weiter an der Bombe gearbeitet, eine abschließende Entschärfung ist jedoch nur mit Spezialgerät möglich“, so Polizeisprecher Holger Meier. Dieses Gerät werde derzeit zum Fundort der Bombe gebracht. „Eine zeitliche Prognose zum Abschluss der Bombenentschärfung ist nach wie vor nicht möglich.“

18 Uhr: Auch am Donnerstag fällt der Schulunterricht aus

Bei einer Pressekonferenz gegen 18 Uhr sagte Katharina Richter, Sprecherin der Stadt Glinde, dass auch am Donnerstag die Grundschulen Tannenweg und Wiesenfeld geschlossen bleiben, da die Kinder voraussichtlich erst spät in ihre Häuser zurückkehren können. Das gilt auch für die Gertrud-Lege-Schule in Reinbek. Es soll aber eine Betreuung sichergestellt sein.

Am Abend füllten sich zudem die vorgesehenen Sammelstellen. Auch die Spinosa, die am Vormittag mangels Nutzung zunächst geschlossen wurde, steht nun wieder den Menschen zur Verfügung, die noch nicht in ihre Unterkünfte zurückkehren können. Dort bekommen die Glinder Speisen und Getränke.

Unterdessen häufen sich die Anrufe am Bürgertelefon. Einige Menschen haben offenbar ihre Haustiere in den Wohnungen zurückgelassen und wollen nun wissen, wie deren Versorgung sichergestellt werden kann. Klare Antwort der Stadtverwaltung: eine Rückkehr in das Sperrgebiet ist derzeit noch nicht möglich.

20.40 Uhr: Spezialwerkzeug ist eingetroffen

Gegen 20.40 Uhr bestätigte die Polizei die Information, dass das angeforderte Spezialwerkzeug mittlerweile an der Einsatzstelle eingetroffen ist. Es handelt sich dabei um ein Gerät, das auch bei Nässe schneiden kann. "Der Kampfmittelräumdienst geht jetzt daran, die Bombe endgültig zu entschärfen", so Sprecherin Sandra Kilian. Die Option, die Entschärfung abzubrechen und auf den nächsten Tag zu verschieben, besteht offenbar nicht. Man könne die Bombe so nicht liegen lassen, hieß es. Die Alternative wäre eine Sprengung. Dafür müssten aber wiederum aufwendige Vorbereitungen getroffen werden. So müsste der Blindgänger beispielsweise mit großen Mengen Sand abgedeckt werden.

22.15 Uhr: Für den Notfall stehen Feldbetten bereit

In den Notunterkünften bereitet man sich unterdessen auf die Nacht vor. Noch ist unklar, wann die vielen Tausend Glinder zurück in ihre Wohnungen dürfen. "Für den Notfall haben wir Möglichkeiten in der Hinterhand, dass die Menschen auch in den Sammelstellen übernachten können", sagt Glindes Sprecherin Katharina Richter. "Derzeit gehen wir aber nicht davon aus, dass es nötig wird."

23.28: Die Bombe ist entschärft

Endlich hat das Warten ein Ende: Die Bombe ist erfolgreich entschärft worden. Die abgesperrten Bereiche sind sofort wieder freigegeben worden. Nun können die rund 6000 Glinder und 2000 Reinbeker, die von der Sperrungen betroffen waren, zurück in ihre Häuser und Wohnungen. Die Einsatzleiter ziehen nach dem glücklichen Ende eines langen Tages ein gemischtes Fazit: "Die Evakuierung verlief nicht so reibungslos, wie geplant, da wiederholt Personen im Sperrbereich gesichtet wurden", sagt ein Sprecher. Die Entschärfung konnte daher erst mit einer Verzögerung von rund 2,5 Stunden beginnen und musste zwischendurch unterbrochen werden. Später dann habe sich die Entschärfung schwierig gestaltet, weil extra ein Spezialwerkzeug zur Einsatzstelle gebracht werden musste.

Insgesamt waren 102 Polizeibeamte sowie 671 Mitarbeiter von Feuerwehr, Stadtverwaltung und Rettungsdienst im Einsatz. Der Polizeisprecher: "Wir bedanken uns bei allen, in großen Teilen ehrenamtlichen, Einsatzkräften für ihr Engagement - aber auch bei den betroffenen Anwohnern, die große Geduld bewiesen haben."

Der Tag hatte für die Helfer früh begonnen

Polizeichef Jochen Sohrt (v.l.), Ordnungsamtsleiter Bernd Mahns und Bürgermeister Rainhard Zug bei der Einsatzbesprechung
Polizeichef Jochen Sohrt (v.l.), Ordnungsamtsleiter Bernd Mahns und Bürgermeister Rainhard Zug bei der Einsatzbesprechung © HA | Pia Rabener

Rückblick: Bernd Mahns, der Leiter des Glinder Ordnungsamtes, sowie Bürgermeister Rainhard Zug sind bereits seit 5.45 Uhr an der Einsatzstelle. Um 6 Uhr gab es die erste große Lagebesprechung mit der Feuerwehr. Freiwillige Helfer aus Bargteheide, Trittau und Reinbek sind zur Unterstützung der Glinder Wehr im Einsatz. Insgesamt rund 300 Helfer sollen dafür sorgen, dass der Einsatzplan bis zur geplanten Entschärfung gegen 12 Uhr eingehalten werden kann.

15 Busse sammeln die Menschen ein

Im Stadtgebiet von Glinde sind derzeit 15 Busse der VHH unterwegs, um die Menschen aus dem Sperrgebiet zu bringen. Für den Shuttle-Service wurde sogar eine Baustelle geöffnet. Die Polizei hat Drohnen in der Luft, um den Einsatz zu kontrollieren.

Einsatzbesprechung der Feuerwehr
Einsatzbesprechung der Feuerwehr © HA | René Soukup

Die Stadt hat Sammelstellen für diejenigen eingerichtet, die nicht bei Verwandten oder Freunden unterkommen können. Sie befinden sich in der Grundschule Tannenweg (Tannenweg 10) in Glinde, in der Begegnungstätte SPINOSA (Schlehenweg 1A), in der Grundschule Gertrud-Lege-Schule Neuschönningstedt (Querweg 4 in Reinbek), in der Begegnungsstätte Neuschönningstedt (Querweg 13 in Reinbek), sowie für Menschen im Alter 60+ im Glinder Marcellin-Verbe-Haus (Markt 2 in Glinde).

Nur wenige Menschen in den Sammelstellen

Die Polizei weist ausdrücklich darauf hin, dass alle Personen den Gefahrenbereich verlassen müssen. Sie bittet alle Bürger, auch Nachbarn und Freunde zu benachrichtigen, die in dem Bereich wohnen.

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In den Glinder Sammelstellen ist die Situation unterdessen sehr entspannt. Nur wenige Bürger sind gekommen. Offenbar haben die meisten anderswo Unterschlupf gefunden. Die Cafés in dem nicht abgesperrten Bereich der Innenstadt sind an diesem Vormittag jedenfalls gut besucht.

Bombe wiegt 500 Pfund und hat zwei Zünder

Marc Benjamin von der Feuerwehr und eine Mitarbeiterin der Verwaltung bedienen das Bürgertelefon der Glinder Stadtverwalltung.
Marc Benjamin von der Feuerwehr und eine Mitarbeiterin der Verwaltung bedienen das Bürgertelefon der Glinder Stadtverwalltung. © HA | René Soukup

Das Sperrgebiet umfasst den Bereich zwischen der Autobahn 24 im Norden, Mühlenstraße im Weste, Ahornweg im Süden im Osten die Emil-Nolde-Straße in Reinbek-Neuschönningstedt. Die Stadt hat ein Bürgertelefon eingerichtet, das bereits seit Dienstagabend rund um die Uhr besetzt war. Unter der Nummer 040/71 09 11 51 werden alle Fragen rund um den Großeinsatz beantwortet.

Das Sperrgebiet rund um den Fundort der Bombe.
Das Sperrgebiet rund um den Fundort der Bombe. © HA | Stadt Glinde

Die Fliegerbombe war am Dienstag bei Abrissarbeiten gefunden worden. Sie wiegt 500 Pfund und hat zwei Zünder.