Ahrensburg/Siek. Verkehrsplaner stellen drei neue Ideen für die Anschlussstelle Ahrensburg vor. Bürgermeister appellieren nun ans Land.
Mit drei relativ einfachen baulichen Veränderungen ließe sich das Stauproblem an der Autobahn-1-Abfahrt Ahrensburg/Siek lösen. Zu diesem Ergebnis kommen Verkehrsplaner, die im Auftrag der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) die Situation an dem schwierigen Verkehrsknoten untersucht haben. Ziel war es, kostengünstigere und vor allem kurzfristig realisierbare Alternativen zu einem Brückenneubau südlich des bestehenden Bauwerks zu finden.
Letzteres hatte das Ingenieurbüro Masuch+Olbrisch aus Oststeinbek vor zwei Jahren in einem Gutachten empfohlen. Doch die prognostizierten Kosten von mehr als elf Millionen Euro und die lange Realisierungszeit von mindestens zehn Jahren hatten Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP), der selbst Ahrensburger ist, nicht überzeugt.
Diplom-Ingenieurin Loana Eichholz hat nun drei Vorschläge erarbeitet, die ihrer Computersimulation zufolge eine deutliche Entlastung schaffen würden. Als Erstes empfiehlt sie, auf dem Verlängerten Ostring aus Richtung Ahrensburg eine Spur für Rechtsabbieger einzurichten, die auf die Autobahn 1 nach Hamburg auffahren wollen. „Bisher staut sich der Verkehr bei Rot vor der dortigen Ampel“, sagt Eichholz. Im morgendlichen Berufsverkehr und am Nachmittag auf durchschnittlich mehr als 500 Metern. Sie ist überzeugt: Mit einer 90 Meter langen zusätzlichen Spur gebe es in den Stoßzeiten maximal 120 Meter Stau, ansonsten sei die Strecke weitgehend frei.
Ingenieurbüro überprüfte Ideen von Politikern
Um an dieser Kreuzung auch den Rückstau auf die A 1 zu verringern, müsste die Ausfahrt auf zwei Spuren verbreitert werden (siehe Karte, Punkt 3). Den linken Fahrstreifen könnten Autofahrer nach Ahrensburg nutzen, über den rechten ginge es nach Siek. „Dadurch könnten wir deutlich mehr Fahrzeuge in einer bestimmten Zeit über die Kreuzung bringen“, sagt Eichholz. „Wir hätten die Möglichkeit, die Ampelphase zu verkürzen und dem Geradeausverkehr mehr Zeit zur Verfügung zu stellen.“
Auf der anderen Seite, an der östlichen Rampe, überqueren Fußgänger und Radfahrer die Landesstraße 224 an einer Ampel (Punkt 2). „Am Vormittag zählen wir dort 100 Menschen pro Stunde – vor allem Schulkinder“, sagt Eichholz. Auch am Nachmittag werde der Übergang stark genutzt. Die Verkehrsplanerin empfiehlt eine Brücke oder einen Tunnel für Fußgänger und Radfahrer, um sie „von der Straße zu bekommen“. Dadurch könnten die Grünphasen für Autofahrer, die von der A 1 abfahren, verlängert werden und der Verkehr schneller abfließen.
Das Ingenieurbüro habe auch Ideen von Politikern überprüft. So schlägt etwa der Ahrensburger Stadtverordnete Eckehard Knoll (CDU) vor, eine weitere Autobahnabfahrt zwischen Stapelfeld und Ahrensburg zu errichten. Er sagt: „Wenn wir den Verkehr über den Parkplatz Ohlendieck ableiten, könnte das eine erhebliche Entlastung bringen.“ Bautechnisch ist die Variante laut Eichholz möglich. „Es kann aber nicht im Interesse der Stadt sein, die Autos über Kleinststraßen und den dörflichen Teil Ahrensburgs zu leiten.“
Bürgermeister sind mit jetziger Situation unzufrieden
Bei den Bürgermeistern der umliegenden Kommunen Ahrensburg, Großhansdorf und Siek kommen die Vorschläge des Ingenieurbüros grundsätzlich gut an. „Wir sollten die Maßnahmen sofort umsetzen, da sind wir uns alle einig“, sagt Andreas Bitzer (Siek). Vertreter des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr (LBV) sowie des Verkehrsministeriums bremsen jedoch die Euphorie. Laut LBV-Leiter Torsten Conradt könnten die beiden zusätzlichen Abbiegespuren zwar in das Bauprogramm des Landes für 2020 aufgenommen werden – das politische Einverständnis vorausgesetzt. Bezüglich einer Brücke oder eines Tunnels sehe er aber große Probleme. „Da sprechen wir über eine Realisierungszeit von mindestens fünf Jahren“, sagt er. Ein Grund: In dem Fall sei ein Planfeststellungsverfahren unumgänglich. Zudem habe er Zweifel, ob eine solche Straßenquerung von Fußgängern und Radfahrern überhaupt angenommen werde. „Über das Kosten-Nutzen-Verhältnis müsste in Kiel erst mal diskutiert werden.“ Zudem sei nicht klar, ob das Thema dann in die Zuständigkeit der neuen Autobahngesellschaft des Bundes falle, die zum 1. Januar 2020 Aufgaben des LBV übernehmen soll.
Die Bürgermeister zeigen sich von diesen Aussagen enttäuscht. „Es ist inakzeptabel für uns, weiter zu warten“, sagt Bitzer. „Wir betteln seit Jahren hinterher, dass etwas passiert“, sagt Janhinnerk Voß aus Großhansdorf. „Das Land ist in der Verantwortung, die Situation zu ändern.“ Und Michael Sarach (Ahrensburg) sagt: „Wir können uns damit nicht zufrieden geben.“ Wie teuer die drei Maßnahmen wären, haben die Verkehrsplaner noch nicht berechnet. Hinselmann sagt: „Die Kosten werden aber deutlich unter der Brückenlösung liegen.“ Die WAS will Mitte September noch mal mit Vertretern des Planungsbüros, des LBV und des Ministeriums diskutieren. „Wir wollen ernsthaft daran arbeiten, endlich eine Lösung zu finden.“