Ahrensburg. Die Ahrensburger Umgehungsstraße führt durchs Naturschutzgebiet. Die Dorfgemeinschaft Ahrensfelde ist für eine Vorabprüfung.

Die größte Hürde auf dem Weg zu einer Umgehungsstraße im Süden von Ahrensburg ist der Naturschutz. Alle Trassen einer Südumgehung durchschneiden das Kammmolchgebiet Höltigbaum/Stellmoor, das als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (DE-2327-301) bei der Europäischen Union (EU) gemeldet ist. „Damit ist auch die EU-Kommission eingeschaltet“, sagte Bauamtsleiter Peter Kania im Bau- und Planungsausschuss. „Es gilt ein Verschlechterungsverbot.“

Dass eine Südtangente, die rund fünf Kilometer lang wäre und acht Hektar Land versiegeln würde, Beeinträchtigungen mit sich bringe, sei offensichtlich. Das erläuterte auch die Landschaftsarchitektin Margarita Borgmann-Voss, die im Ausschuss Fragen zu ihren Aussagen in der Anfang des Jahres schriftlich vorgestellten Realisierungsabschätzung beantwortete. „Das europäische Schutzgebiet im Westen bietet große Konfliktpunkte“, sagte die Gutachterin. „Im Gegensatz dazu haben wir in den Schutzgebieten im östlichen Teil mit Knicks, Gewässern und Wald Strukturen, mit denen man umgehen kann.“

Täglich 7700 Autos im Dorf – vor 20 Jahren waren es 2900

Für den CDU-Stadtverordneten Eckehard Knoll ist klar, dass das FFH-Gebiet der Knackpunkt ist. „Bevor wir Hunderttausende Euro in vertiefende Untersuchungen investieren, muss geklärt werden, ob sich das Problem lösen lässt“, sagt der bekennende Befürworter einer Südtangente, der auch schon selbst Unterschriften dafür gesammelt hat. Er sieht durchaus Chancen, verweist auf ähnliche Fälle wie an der A 20 zwischen Rostock und Lübeck.

Die neu gegründete Dorfgemeinschaft Ahrensfelde, die die Umgehung fordert, sieht das genauso. „Eine Einzelfallprüfung sollte prioritär vor allen anderen kostenrelevanten Untersuchungen und Planungen erfolgen“, sagt der Vereinsvorsitzende Peter Körner. Laut Verkehrszählung fuhren 1998 rund 2900 Autos täglich durch den Ortsteil, im Vorjahr waren es 7700.

Körner sieht mit einer neuen Straße sogar Verbesserungen statt Verschlechterungen für das FFH-Gebiet. So wäre die ökologische Beeinträchtigung durch eine etwa 350 Meter lange Talbrücke auf fünf Pfeilern ab der Einmündung Eulenkrugstraße (Hamburg-Volksdorf) viel geringer als bei der von der Bahn geplanten neuen Bogenbrücke im Zuge der Straße Brauner Hirsch. Diese könnte nach Freigabe der Südtangente geschlossen und der Natur zurückgegeben werden.

Mehr Verkehrssicherheit ist ein Hauptanliegen der neuen Dorfgemeinschaft. „Zur drastisch gestiegenen Zahl der Fahrzeuge kommt hinzu, dass sich viele nicht an Tempo 30 halten und in der Dorfstraße sogar überholen“, sagt der zweite Vereinsvorsitzende Werner Zillmann. Der pensionierte Polizist berichtet von vielen abgefahrenen Außenspiegeln, Auffahrunfällen und gefährlichen Situationen auf dem Schulweg.

Abstimmung über weiteres Verfahren noch einmal vertagt

Die Initiatoren der Gruppe hatten Briefe an alle Haushalte in Ahrensfelde und dem Wohngebiet Ahrensburger Redder verteilt. „Wir möchten die Menschen und Vereine zusammenbringen“, sagt Zillmann. Zum ersten Treffen seien mehr als 50 Interessenten gekommen. Ideen zur kurzfristig machbaren Verkehrsberuhigung gibt es bereits: eine Druckknopfampel in Höhe der Bushaltestelle, eine Geschwindigkeitsanzeige mit Smileys, eine weitere Verengung der Dorfeinfahrt vom Ostring.

Die Bürgergemeinschaft Am Hagen in Ahrensburg hatte die erneute Diskussion mit der Online-Petition „8500 Autos am Tag sind genug – baut eine Südtangente“ und rund 1100 Unterschriften angestoßen. Die Entscheidung, ob das Projekt weiter verfolgt wird oder nicht, vertagte der Ausschuss.

Der SPD-Vertreter Gerhard Bartel plädierte dafür, weitere Investitionen zu stoppen. Er berichtete vom Elsterradweg in der Nähe von Adorf /Vogtland (Sachsen), um zu zeigen, wie streng FFH-Gebiete geschützt werden. Wegen Fehler im Genehmigungsverfahren hat ein Gericht die fertige Trasse sperren lassen. „Wenn man dort fährt, drohen Bußgelder“, so Radtourist Bartel.

Auf Vorschlag von Detlef Steuer (Wählergemeinschaft WAB) wurde eine Abstimmung verschoben. „Wir sollten über die neuen Infos noch mal in den Fraktionen beraten“, sagte er. So können die gut ein Dutzend Einwohner, die die Debatte im Publikum verfolgten, weiter hoffen, dass die Straße, für die es erste Ideen bereits vor fünf Jahrzehnten gab, doch noch gebaut wird.

Für die Dorfgemeinschaft Ahrensfelde steht unterdessen ein weiteres wichtiges Thema an: Das 825-jährige Bestehen soll nächstes Jahr groß gefeiert werden. In einer Urkunde von 1195 wird Arnesvelde erstmals erwähnt.

www.dorfgemeinschaft-ahrensfelde.de