Bargteheide. Die Fassade des Gebäudes von 1270 muss teilweise erneuert werden. Schwierigkeiten bereiten vor allem vorherige Reparaturen.

Risse, kaputte Steine und bröckelnder Putz: Die Bargteheider Kirche hat schon bessere Zeiten erlebt. Deswegen wird die Fassade derzeit saniert. Alle Schäden sollen beseitigt werden. Die unterschiedlichen Materialien, die bei vergangenen Instandsetzungen verwendet wurden, erschweren dabei die Arbeit.

Für den Bauhistoriker Holger Reimers ist die Tätigkeit auf der besonderen Baustelle eher eine Berufung. Begeistert begutachtet der Spezialist die vielen unterschiedlichen Teile der Fassade. Vor allem am Kirchturm sind noch die großen Feldsteine zu erkennen, aus denen die Kirche ursprünglich errichtet wurde.

Die Flickenteppich-Fassade ist eine große Herausforderung

In den folgenden Jahrhunderten sind viele andere Materialien dazugekommen. „Es ist eine Zeitreise durch die Epochen“, schwärmt Reimers. Doch die „Flickenteppich-Fassade“ ist auch eine große Herausforderung. Denn hin und wieder wurde auch gepfuscht. Gerade bei den jüngeren Reparaturen in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. „Da wurde oft Betonmörtel verwendet und der verträgt sich nicht so gut mit dem alten Gipsmörtel“, sagt Reimers. Die Folge: An vielen Stellen ist der Putz abgeplatzt. Teilweise ist durch die entstandenen Risse Wasser eingedrungen, gefroren und hat die oberen Mauerschichten regelrecht ausgebeult.

Der Bauhistoriker hat deswegen die komplette Fassade kartiert und in Abschnitte unterteilt hat. „Das ist wichtig, um den Überblick zu behalten“, sagt er. An der verhältnismäßig kleinen Bargteheider Kirche sind es derzeit 21 mit Nummern und in Bildern festgehaltene Teilstücke, die sich die Restauratoren nacheinander vornehmen. „Ich hatte auch schon Kirchen, bei denen ich weit mehr als 1000 Fotos erstellt habe“, sagt Holger Reimers.

Dr. Martin Ernst (v. l.) vom Kirchengemeinderat mit Bauhistoriker Dr. Holger Reimers und Pastor Tim Ströver auf dem Baugerüst
Dr. Martin Ernst (v. l.) vom Kirchengemeinderat mit Bauhistoriker Dr. Holger Reimers und Pastor Tim Ströver auf dem Baugerüst © Finn Fischer

Während große Teile der Fassade trotz ihres Alters in einem beachtlich guten Zustand sind, müssen einige komplett entfernt und mit neuen Ziegelsteinen gemauert werden. Die Gemeinde hat sich dagegen entschieden, gebrauchte Ziegelsteine zu benutzen und damit die Sanierungsarbeiten zu kaschieren. Einen Stilbruch befürchtet Pastor Tim Ströver dadurch nicht: „Die unterschiedlichen Materialien machen ja schon immer den Charme unserer Kirche aus und jetzt kommt auch von uns etwas neues dazu.“

Im Originalzustand ist das zwischen 1250 und 1270 gebaute Gotteshaus ohnehin schon lange nicht mehr. Im 19. Jahrhundert wurde ein Großteil der Kirche neu errichtet. Nur noch ein Drittel der Fassade besteht aus den alten Feldsteinen. Ausgebessert wurde seitdem ausschließlich mit Ziegelsteinen. Im 19. Jahrhundert wurde sogar ein großer Teil des Kirchenschiffs neu gemauert. Diese Sanierung gab der Kirche im Wesentlichen ihre heutige Optik. Zum Team der Restauratoren gehören Svenja Schrage und Nicole Heitbreder von der Firma Meyer. „Wir machen hauptsächlich Kirchen. Das ist schon eine sehr einmalige Arbeit“, sagt Svenja Schrage, die mit ihrer Kollegin gerade einen Feldstein-Abschnitt mit neuem Putz versieht.

Sanierung der Kirche kostet rund 320.000 Euro

Pastor Tim Ströver vor der verhüllten Bargteheider Kirche
Pastor Tim Ströver vor der verhüllten Bargteheider Kirche © Finn Fischer

Die Kirche selbst hat allerdings während der gesamten Bauphase regulär geöffnet. Konzerte und grundsätzlich auch die Trauungen finden statt – auch wenn einige Brautpaare in diesem Sommer abgesagt haben und auf umliegende Gemeinden ausgewichen sind. Damit die Orgel nicht durch den feinen Baustaub beschädigt wird, wurde sie vor Baubeginn komplett in eine Plastikfolie eingepackt.

Die Sanierung kostet rund 320.000 Euro und wird unter anderem durch Spenden und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz finanziert. Voraussichtlich bis September wird die Kirche in das Baugerüst gehüllt, die Sanierung soll bis Oktober abgeschlossen sein. „Wie viel Zeit exakt benötigt wird, lässt sich bei einem so alten Gebäude schwer sagen. Aber ich denke, dass die Firma eine sehr valide Einschätzung gegeben hat“, sagt Martin Ernst vom Kirchenvorstand. Sowohl er als auch Pastor Tim Ströver loben die gute Zusammenarbeit mit den beteiligten Firmen und der Architektin und Bauleiterin Christine Johannsen.