Elmenhorst. Norbert Ohl spricht über Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde, Bauprojekte und Finanzen.
Seine Leidenschaft gilt der Jazz-Musik. Mindestens einmal am Tag greift Norbert Ohl selbst zum Saxophon und spielt. Seit einem Jahr ist der 55-Jährige der Wählergemeinschaft Unabhängige Bürger Elmenhorst (UBE) Bürgermeister der Gemeinde. Der gebürtige Schleswig-Holsteiner ist verheiratet und lebt seit 2002 in Elmenhorst. Ohl ist ein Teamplayer. Sinn für Gemeinschaftliches erfordert nicht nur das Spielen in zwei Jazz-Bands, auch sein Amt als ehrenamtlicher Bürgermeister versucht er so zu gestalten. Wir haben mit ihm über Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde, Bauprojekte und den eigenen Anspruch gesprochen.
Zur Amtsübernahme vor einem Jahr waren Ihre großen Themen der Neubau der Feuerwehrwache, Verkehrssicherung, behutsames Wachstum und eine zukunftsorientierte Kinderbetreuung. Was konnten Sie davon bislang auf den Weg bringen?
Norbert Ohl: Das Wichtigste in diesem ersten Jahr war sicherlich, dass wir in der Gemeindevertretung sehr konstruktiv und fraktionsübergreifend diverse Themen anpacken konnten. Das größte Projekt war dabei die Erweiterung des Feuerwehrgebäudes in Fischbek. Es ist gelungen, eine 65-prozentige Förderung zu erhalten, so dass die Gemeinde weniger als 190.000 Euro investieren musste. Wir sind voll im Zeit- und Kostenrahmen geblieben, darauf bin ich wirklich stolz. Wir konnten erreichen, dass das Land eine Ampelanlage an der Bundesstraße 75 anordnet. Von Mitte August an erarbeiten wir mit Unterstützung durch ein externes Beratungsbüro ein Ortsentwicklungskonzept. Dabei werden alle Bürger die Möglichkeit haben, mitzuwirken und ihre Ideen und Anregungen einzubringen. Als Ergebnis dieses Konzeptes erwarte ich unter anderem Antworten zu den Themen „behutsames Wachstum“ und „zukunftsorientierte Kinderbetreuung“.
Die ärztliche Versorgung im Ort ist ein Thema, das die Bürger beschäftigt. Der niedergelassene Arzt Dr. Petersen plant seit langer Zeit in den Ruhestand zu gehen. Bislang hatte er Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden. Hat sich die Situation verändert?
Ja, ich bin froh, dass ein Nachfolgerin für Dr. Petersen zum 1. Januar 2020 gefunden werden konnte. Mehr kann ich dazu aktuell noch nicht sagen.
Wann wird die angekündigte Ampelanlage an der Kreuzung zur B 75 realisiert?
Seit Oktober liegt eine Anweisung vom Land dafür vor. Die Vermessungsarbeiten wurden zügig durchgeführt. Seitdem warten wir auf den Umsetzungstermin. Der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehrs ist leider aktuell stark unterbesetzt, so dass sich Straßenbautermine verzögern. Ich bin aber zuversichtlich, dass die Umsetzung noch in diesem Jahr stattfindet.
Elmenhorst wächst. Mittlerweile hat die Gemeinde mehr als 2800 Einwohner. Nördlich der Fischbeker Straße und des Regenrückhaltebeckens entsteht ein Neubaugebiet mit 31 Plätzen. Wie weit sind die Planungen vorangeschritten und sollen eventuell weitere Gebiete erschlossen werden?
Wir haben Baurecht für dieses Baugebiet B-22. Die Erschließungsarbeiten werden noch im Herbst dieses Jahres beginnen. Die Veräußerung der Grundstücke wird um die Jahreswende herum beginnen. Wie es mit eventuellen Baugebieten weitergeht und wie schnell, werden wir im Rahmen des Ortsentwicklungskonzeptes festlegen.
Wie hoch ist der Quadratmeterpreis?
Der Preis muss noch in der Gemeindevertretung festgelegt werden. Beim letzten Neubaugebiet waren es 195 Euro pro Quadratmeter. Ich schätze, dieses Mal wird eine zwei vorne stehen.
Spürt die Gemeinde etwas von dem Siedlungsdruck aus Hamburg?
Selbstverständlich. Wir haben mehr als 300 Einträge auf der Warteliste für die Grundstücke des B-22. Dabei handelt es sich bei nicht einmal zehn Prozent um Elmenhorster Bürger.
Wo sehen Sie die Wachstumsgrenze?
Das kann und möchte ich gar nicht allein beantworten. Ich erhoffe mir hierzu eine Antwort aus dem geplanten Ortsentwicklungskonzept.
Zusammenarbeit ist Ihnen wichtig. Mit großem Bürgerengagement wurden Stationen für kostenlose Hundekotbeutel aufgestellt. Werden diese angenommen und gibt es schon neue Projekte?
Ja, nur selten stelle ich fest, dass Beutel achtlos in die Natur geworfen werden. Diese Rücksichtslosigkeit ärgert auch mich als Hundebesitzer. Das Engagement aus der Gemeinde ist groß. So gab es in diesem Jahr erstmals ein Frühlingsfest und einen heimatkundlichen Bildernachmittag. Für den 21. September ist im Elmenhorster Garten ein Apfelfest geplant. Am Gemeindezentrum haben wir anstelle eines ursprünglich angedachten Parkplatzes für mehr als 80.000 Euro eine kleine, pragmatische Lösung mit genauso vielen Stellplätzen mit unserem Amtsbauhof für 20.000 Euro realisiert. Als nächstes werden im Elmenhorster Garten drei Erwachsenen-Trimmgeräte aufgestellt.
Wie steht es um die Finanzen in der Gemeinde?
Nach der ursprünglichen Haushaltsplanung hätten wir Ende 2018 unsere Rücklage verbraucht. Ich bin sehr froh, dass das nicht passiert ist. Stattdessen ist die Rücklage auf mehr als 400.000 Euro angewachsen. Ein entscheidender Faktor ist die erhöhte Gewerbesteuereinnahme. Die Investition ins Feuerwehrgebäude Fischbek haben wir voll aus dem laufenden Etat 2018 bezahlt. Für das laufende Haushaltsjahr bin ich auch optimistisch, zumal es mir gelungen ist, für mehrere Maßnahmen Fördergeld zu erschließen. Doch trotz allen Optimismus’ darf man nicht vergessen, dass große Aufgaben vor uns liegen, so dass ein Finanzpuffer wichtig ist.
Was sind das für Herausforderungen?
Ein langfristig tragfähiges Ortsentwicklungskonzept für die Gemeinde zu erarbeiten und dann umzusetzen. Ein gesundes Wachstum hinzubekommen und dabei das Dienstleistungsangebot und die gesamte Infrastruktur kontinuierlich zu verbessern, ohne sich groß zu verschulden oder die Steuern zu erhöhen. Und schließlich müssen wir für die Feuerwehr in Elmenhorst ein neues Gebäude errichten. Und auch hier versuchen wir, Fördergeld einzuwerben.