Reinbek. Widerstand gegen Auftritt der AfD-nahen Desiderius Erasmus Stiftung im Reinbeker Schloss bleibt überschaubar.
Mit einem gelben Transparent samt Aufschrift „Refugees welcome“, Flüchtlinge willkommen, sind am Sonnabend die Teilnehmer einer Vortragsveranstaltung der AfD-nahen Desiderius Erasmus Stiftung vor dem Reinbeker Schloss empfangen worden. „Es geht uns darum, Flagge zu zeigen gegen Hass und Ausgrenzung, wie sie die Alternative für Deutschland immer wieder propagiert“, sagte Bettina Jung vom Verein Ethia gegen Rassismus.
Die junge Frau aus der Nähe von Buchholz in der Nordheide hatte über Kontakte in den sozialen Medien von der Veranstaltung erfahren und mit ihrer Freundin Chris trotz des sommerlich warmen Wetters spontan die etwa einstündige Autofahrt aus dem Landkreis Harburg nach Reinbek auf sich genommen. Dort trafen sie allerdings nur noch auf den Reinbeker Thies Wilkening von der Linkspartei und ein Paar, das unweit des Schlosses wohnt.
Verwunderung über schwache Beteiligung
„Dass hier nicht mehr protestieren, wundert mich auch“, so Wilkening. Die Information der Linken-Fraktion im Kreistag Stormarn sei allerdings so kurzfristig erfolgt, dass viele das Wochenende offenbar schon anderweitig verplant hatten. „Doch fünf sind ja immerhin besser als gar keiner, um diesen Rechtspopulisten und ihren Anhängern zu zeigen, dass sie hier nicht willkommen sind“, befand Wilkening.
Man müsse ihnen an jedem Ort und bei der Instrumentalisierung jedweden Themas entschieden entgegentreten, erklärte Jung. Wegen der Aussage, Hitler und die Nazis seien nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren deutscher Geschichte, bei einer Rede auf dem Bundeskongress der AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative Anfang Juni 2018, hatte Jung sogar Strafanzeige gegen den Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion, Alexander Gauland, erstattet.
Kritik an der Vermietung der Räume
In Reinbek waren, wie bereits berichtet, neben dem Vorstandsmitglied der Desiderius Erasmus Stiftung, Stefan Sellschopp, die beiden Mitglieder der AfD-Bundestagsfraktion Steffen Kotré und Uwe Witt aufgetreten. Unter dem Motto „Wer soll das bezahlen“ hatte das Trio über die Ursachen für den starken Anstieg der Strompreise in Deutschland, die Perspektiven des Rentensystems und die Aussichten für den nationalen Wohnungsmarkt referiert.
Die Linke hatte im Vorfeld kritisiert, dass die Rechtspopulisten dafür Räume nutzen durften, die von der Stadt und dem Kreis finanziert würden.