Bad Oldesloe. Ahrensburg und Reinbek stehen tief in den roten Zahlen. Blütenweiß ist dagegen der Kernhaushalt der Stadt Bargteheide.
Stormarn hat die einzige schuldenfreie Kreisverwaltung in Schleswig-Holstein. Das geht aus einem jetzt veröffentlichten Bericht des Statistischen Amts für Hamburg und Schleswig-Holstein für das Jahr 2018 hervor. Ohne Schulden sind zudem die Stadt Bargteheide und 19 Gemeinden des Kreises, der zudem mit 365 Euro die niedrigste Pro-Kopf-Verschuldung im Land aufweist. „Das erfüllt uns schon noch immer mit Stolz“, sagte Landrat Henning Görtz dem Abendblatt.
2016 hatte der Kreis seine letzten Verbindlichkeiten abgetragen und blieb dann in den beiden Folgejahren schuldenfrei. „Zur Wahrheit gehört natürlich, dass sich im Kreis viele finanzstarke Kommunen befinden, die eng mit der Kreisverwaltung kooperieren und durch ihre Wirtschaftskraft und ihr Steueraufkommen maßgeblich zum guten Ergebnis beigetragen haben“, so Görtz.
Arbeitslosenquote ist auf 3,1 Prozent gesunken
Acht Millionen Euro betrug der Überschuss am Ende des Vorjahres. Aus diesem Grund soll die Kreisumlage erneut sinken. Bereits im Vorjahr war der Prozentsatz um zwei Punkte auf aktuell 31,25 Prozent zurückgegangen. Görtz sieht darin nicht zuletzt eine Bestätigung für eine richtige Weichenstellung durch den Kreis, unter anderem durch die umsichtige Ansiedlung von Gewerbegebieten. So sei die Arbeitslosenquote auf aktuell 3,1 Prozent gesunken, was de facto fast Vollbeschäftigung bedeute.
Trotz permanenter Niedrigzinsen und eines beträchtlichen Investitionsstaus soll der Kreishaushalt auch in den kommenden drei Jahren schuldenfrei bleiben. „Ich bin da altmodisch“, gesteht der Landrat. Es sollte nur ausgeben werden, was schon erwirtschaftet sei: „Um die Schuldentilgung käme man ja nicht herum. Deshalb bedeutet verantwortungsvolle Finanzpolitik für mich, erst gar keine Schulden anzuhäufen.“
Reinbek hat fast 20 Millionen Schulden
Das allerdings sei für eine Kreisverwaltung deutlich leichter zu bewerkstelligen, als für die einzelnen Kommunen. So betreibe der Kreis nur drei Schulen und keine Kita. „Genau diese Einrichtungen sind aber enorme Kostenfaktoren, denen sich die Städte und Gemeinden gar nicht entziehen können“, weiß Görtz. Weshalb deren Investitionsvolumen automatisch deutlich höher ausfallen müsse, als das der Kreisverwaltung.
So gesehen seien die hohen Schuldenstände der beiden einwohnerstärksten Stormarner Städte alles andere als überraschend. Spitzenreiter ist aktuell die Stadt Reinbek mit 19,63 Millionen Euro, gefolgt von Ahrensburg mit 16,42 Millionen. Auf den Rängen drei und vier folgen dann Barsbüttel mit 11,9 Millionen und Großhansdorf mit 8,05 Millionen Euro.
Die höchste Pro-Kopf-Verschuldung weisen unterdessen die vergleichsweise kleinen Gemeinden Todendorf (1235 Einwohner) mit 1524 Euro und Rümpel (1271 Einwohner) mit 1305 Euro auf. Alle anderen Kommunen liegen unter der 1000-Euro-Marke. In Reinbek liegt sie übrigens bei 712 Euro und in Ahrensburg sogar nur bei 492.
Todendorf hat die höchste Pro-Kopf-Verschuldung
Bargteheide sticht derweil einmal mehr mit einer blütenweißen Weste heraus. Neben der fünftgrößten Stadt des Kreises gibt es in Schleswig-Holstein nur noch drei weitere Kommunen mit mehr als 10.000 Einwohnern, die einen schuldenfreien Kernhaushalt aufweisen: Geesthacht, Bad Schwartau und Rellingen.
„Man sollte die Schuldenfreiheit allerdings nicht wie ein Mantra vor sich hertragen“, sagt Birte Kruse-Gobrecht, die Bürgermeisterin von Bargteheide. Auch dort müsse in den kommenden Jahren dringend in Schulen, Kitas und eine neue Feuerwache investiert werden, um den Pflichtaufgaben gerecht werden zu können. Allerdings mit Augenmaß: „Die konjunkturelle Hochphase mit sprudelnden Steuereinnahmen wird nicht ewig anhalten“, so Kruse-Gobrecht. Überdies müssten in einer soliden Finanzplanung auch diverse Folgekosten konkreter Baumaßnahmen berücksichtigt werden.
Reinbek will trotz hoher Schulden weiter investieren
Björn Warmer, Bürgermeister von Reinbek, wirbt trotz des erheblichen Schuldenstands weiter für zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur der Stadt: „Als ich vor fünf Jahren das Amt übernommen habe, hatten wir sogar schon mal mehr als 25 Millionen Euro Schulden. Inzwischen sind es zwar sechs Millionen weniger. Doch ich kann nicht ausschließen, dass wir Ende dieses Jahres wieder deutlich über 20 Millionen Euro liegen werden.“
Weil wichtige Projekte wie notwendige Schulsanierungen keinen Aufschub duldeten, sei es absolut legitim, angesichts der niedrigen Zinsen neue Kredite aufzunehmen. „Das macht man privat ja schließlich auch. Reinbek verfügt über solch eine nachhaltige Wirtschaftskraft, dass wir auch diese finanzielle Mehrbelastung schultern können“, ist Björn Warmer überzeugt.