Siek. Grundfläche erhöht sich von 34.000 auf 44.000 Quadratmeter. Lager beliefert rund 70 Filialen. Straße Jacobsrade wird zur Sackgasse.

Der Discounter-Konzern Lidl erweitert sein Zentrallager in Siek um ein knappes Drittel. Die rund 34.000 Quadratmeter großen Hallen (entspricht etwa fünf Fußballfeldern) sollen um 10.000 Quadratmeter vergrößert werden. Die dafür benötigte Wiese südlich des bestehenden Gebäudes gehört dem Unternehmen bereits seit Jahren. Über erste Ausbaupläne war schon 2013 beraten worden.

„Der Platz soll unter anderem dafür genutzt werden, die Kühlbereiche und die Lagerfläche für Non-Food auszuweiten“, sagt Isabel Lehmann, Sprecherin in der Firmenzentrale in Neckarsulm (Baden-Württemberg). Von Siek aus beliefert Lidl rund 70 Filialen von Hamburg-Ost bis Lübeck mit Waren. Die Erweiterung des Logistikzentrums stelle die Versorgung für die Zukunft sicher.

Zahl der Mitarbeiter ist auf rund 250 gestiegen

„Wenn die Ringstraße Jacobsrade zur doppelten Sackgasse wird, ist sie auch nicht mehr interessant für illegale Autorennen“, sagt Andreas Bitzer (CDU), Bürgermeister von Siek.
„Wenn die Ringstraße Jacobsrade zur doppelten Sackgasse wird, ist sie auch nicht mehr interessant für illegale Autorennen“, sagt Andreas Bitzer (CDU), Bürgermeister von Siek. © Hamburger Abendblatt | Marc R. Hofmann

Für den Bau der neuen Halle wird die Ringstraße Jacobsrade, die dem gesamten Gewerbegebiet an der Autobahn 1 den Namen gegeben hat, schon jetzt zur Sackgasse. Der Rückbau der Fahrbahn auf einem etwa 200 Meter langen Abschnitt hat vergangene Woche begonnen. Es entstehen zwei neue Wendehammer: an der Lidl-Zufahrt und in Höhe des Autohandels ACR. Außerdem müssen Ver- und Entsorgungsleitungen verlegt werden. Der Hansdorfer Weg, ein Fuß- und Radweg mit Knick, erhält ebenfalls eine geringfügig veränderte Route.

Mitte Dezember sollen die Straßenbauarbeiten abgeschlossen sein. Bis dahin können Lastwagen auf der Straße nicht wenden, sondern müssen dafür die Firmengrundstücke nutzen.

Wann Lidl die neue Halle in Betrieb nimmt, steht nicht genau fest. „Aktuell befinden wir uns noch in finalen Abstimmungen für die Erweiterungsmaßnahmen und können daher keinen Zeitplan nennen“, so Isabel Lehmann. Bei den Kosten und der Zahl der täglichen Lkw hält sich das Unternehmen auf Abendblatt-Anfrage bedeckt. Dazu mache man grundsätzlich keine Angaben.

In dem Logistikzentrum und der angegliederten Verwaltung sind derzeit circa 250 Mitarbeiter tätig. Sie sind nicht nur für die Waren in dem Gebiet von Hamburg bis Lübeck zuständig, sondern kümmern sich auch um das Personal und die Immobilien. Zusätzliche Arbeitsplätze entstehen durch die Erweiterung nicht. Es gebe aber regelmäßig freie Stellen. „Aktuell bieten wir unter anderem Jobs für Werkstudenten, für Sachbearbeiter in verschiedenen Bereichen sowie duale Studienplätze an“, sagt die Firmensprecherin.

Ende 2009 nahm das Lager seinen Betrieb auf

Die Ware im Blocklager wird so schnell umgeschlagen, dass sich das Verstauen im Hochregal nicht lohnt.
Die Ware im Blocklager wird so schnell umgeschlagen, dass sich das Verstauen im Hochregal nicht lohnt. © HA | HA

Der Konzern, der in Deutschland rund 3200 Filialen und 83.000 Mitarbeiter hat, hatte das 14 Meter hohe Lager im Sieker Gewerbegebiet nach nur einem halben Jahr Bauzeit im Dezember 2009 bezogen. 25 Millionen Euro soll es damals gekostet haben. Zum Start lag die Zahl der Beschäftigten bei 150. Ein erster, 2000 Quadratmeter großer Anbau war 2013 erforderlich, um gefrorene Teiglinge für die Aufbackstationen in den Filialen kühl zu lagern.

Die Grundstücke in Siek hatte sich das nach wie vor stark expandierende Unternehmen schon 2004 gesichert. Auch die Baugenehmigung lag bereits seit 2006 vor. Anfänglich hatten Bürger aus Siek und dem Nachbarort Großhansdorf teils erheblich protestiert, vor allem gegen die Vergrößerung des Gewerbegebiets und den Lkw-Verkehr.

Die Aufregung hat sich nach Beobachtung von Sieks Bürgermeister Andreas Bitzer (CDU) schnell gelegt. „Vom gesamten Gewerbegebiet profitiert schließlich nicht nur unsere Gemeinde, sondern über Umlagen auch das Amt und der Kreis“, sagt er. Von einem Euro Gewerbesteuer blieben 28 Cent im Ort. Geld, mit dem unter anderem der neue Kindergarten und die Feuerwache mitfinanziert werden könnten. Außerdem hätten die Gewerbeflächen die Umgehungsstraße ermöglicht.

Der Discounter hatte für das Lager eine eigene Gesellschaft gegründet, die Lidl Vertriebs GmbH & Co. KG Siek. Die zahlt ihre Abgaben im Ort. Laut Auskunft aus der Zentrale soll sich die Zahl der Lkw-Anlieferungen mit der Erweiterung nicht erhöhen. „Die Staus im Berufsverkehr rund um die Autobahnanschlussstelle hängen ohnehin nicht mit dem Schwerlastverkehr zusammen, sondern mit der großen Pendlerzahl von und nach Hamburg“, sagt Bitzer.

Auch Bürgermeister aus Großhansdorf befürwortet Ausbau

Der Bürgermeister sieht im Umbau der bisherigen Ringstraße Jacobsrade zur doppelten Sackgasse einen positiven Nebeneffekt: „Damit ist die Strecke nicht mehr interessant für illegale Autorennen.“ Die breiten Straßen in Gewerbegebieten sind in der Raserszene ein beliebter Treffpunkt.

Den Lidl-Ausbau hält auch der Bürgermeister der Nachbargemeinde Großhansdorf, Janhinnerk Voß, für sinnvoll, weil er den Standort stärke. „Die Belastung ist weniger stark als befürchtet“, sagt er. Die meisten Lieferlastwagen seien antizyklisch unterwegs, häufig nachts und nicht im Berufsverkehr. Unabhängig davon müssten allerdings Siek, Ahrensburg und Großhansdorf endlich ein gemeinsames Verkehrskonzept für die überlastete Autobahnanschlussstelle und die Umgebung erarbeiten.