Reinbek. Knapp 100 aufgebrachte Bahnkunden beteiligten sich an einem Dialog im Rathaus. Sie fordern eine engere S-Bahn-Taktung.

Die Geduld der Bahnfahrer wird weiter auf die Probe gestellt. Das ist das Ergebnis der Diskussion am Montagabend im Rathaus Reinbek, zu der der SPD-Landtagsabgeordnete Martin Habersaat eingeladen hatte. Thema waren Verspätungen und Ausfälle der neuen Züge der S 21 sowie ein geforderter Zehn-Minutentakt der S-Bahn zwischen Bergedorf und Aumühle.

Kay Uwe Arnecke, Geschäftsführer der S-Bahn Hamburg GmbH, sowie Ole Thorben Buschhüter, Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bürgerschaftsfraktion Hamburg und Verkehrsausschussvorsitzender, stellten sich den Fragen der etwa 100 aufgebrachten Pendler und Bürger. Martin Habersaat hatten in der Vergangenheit immer wieder Beschwerden über Verspätungen und Ausfälle der S 21 erreicht.

Die Taktung der S-Bahn-Linie ist Landessache

Gleich zu Beginn machte Kay Uwe Arnecke klar: „Was uns an neuen Zügen geliefert wurde, hat nicht die Qualität, die wir bestellt haben.“ Die neuen Türen, die jetzt Probleme bereiten, seien von der EU vorgeschrieben. Ihre Steuerung müsse eindeutig verbessert und anschließend genehmigt werden – was allerdings etwas Zeit brauche. Er betonte, was diese Türen überhaupt nicht vertragen können: „Sie mit Gewalt aufzuhalten, um noch einzusteigen.“

Zum geforderten Zehn-Minutentakt sagte Arnecke: „Toll, dass Sie da aktiv werden.“ Hamburg könne allerdings nichts machen, weil dies Sache des Landes Schleswig-Holstein sei. Denn mit der Bahnreform sei die Verantwortung vom Bund an die Länder gegangen. Ole Thorben Buschhüter verriet bei seiner Vorstellung, dass Hamburg sich für die nächsten zehn Jahre das Ziel gesetzt hat, jedem Bürger seiner Stadt innerhalb von fünf Minuten den Zugang zu einem öffentlichen Verkehrsmittel zu ermöglichen. Mit guten Angeboten wolle man die Menschen zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel bewegen.

Zu hohe Fahrkosten nach Wohltorf

Für das Publikum waren die Aussagen eine Katastrophe, wie ein Wohltorfer es ausdrückte und dafür viel Beifall erhielt: „Ihre Auskünfte helfen uns nicht weiter“, sagte er. „Ich zahle täglich etwa 25 Euro für eine Hin- und Rückfahrt als Ehepaar – egal, welche Probleme die Bahn hat.“ Neben vielen Pendlern saßen auch Senioren im Saal, die sich über die mangelnde Mobilität des Nahverkehrs beschwerten.

Neben der Forderung der Wiedereinführung eines Zehn-Minutentaktes nach Reinbek, Wohltorf und Aumühle stand auch die Frage des Fahrpreises im Raum. Warum bezahlt man nach Wohltorf 2,50 mehr als nach Reinbek? Auch die Gebühren für die Parkplätze der Bahn erzürnt die regelmäßigen S-Bahnnutzer.

Hamburg in die Verantwortung nehmen

Eine junge Mutter warf den verantwortlichen Herren vor, die ständigen Verspätungen und Ausfälle der Bahn würden massiv in ihr Privatleben eingreifen. Um die Kinder pünktlich aus der Kita abzuholen, müsse sie extra einen Babysitter beauftragen, weil sie es selbst nicht schaffe. Zudem bemängelte sie, dass die Online-Informationen nicht aktuell seien.

Andere Diskussionsteilnehmer sprachen an, dass Hamburg sich nicht aus der Verantwortung stehlen könne. „Wieso gibt es in Aumühle und Reinbek keine P+R-Parkplätze, obwohl Hamburgs Straßen entlastet werden, wenn wir unsere Autos stehen lassen?“ Denn der Zehn-Minutentakt kostet Geld. Im Jahr 2007, als der Takt auf 20 Minuten umgestellt wurde, sparte das Land etwa 250.000 Euro. Auch Aumühles Bürgermeister Knut Suhk meldete sich als Zuhörer zu Wort und bedauerte das geringe Interesse Hamburgs an den Randgemeinden, obwohl mit dem Stehenlassen des eigenen Autos die Hansestadt entlastet werde. „Wir wollen Zuverlässigkeit und dass alles funktioniert. Schließlich sind wir die Kunden der S-Bahn.“

Pendler mit Antworten der Verantwortlichen unzufrieden

Man rede immer von der Metropolregion Hamburg, so eine andere Besucherin, dann müsse bei den Kosten für den engeren Takt auch Hamburg mit in die Verantwortung genommen werden. Genug Züge dafür hätte die Bahn, wie Kay Uwe Arnecke sagte. Aber die Kosten für den Zehn-Minutentakt lägen wohl bei mehr als dem Doppelten von der damals eingesparten Summe. „Bleiben Sie am Ball“, gab er den Zuhörern mit auf den Weg. So wie Thomas Hess, der mit seiner Online-Petition bereits 2618 Unterschriften gesammelt hat und die 3000er Marke noch knacken will. Die Zeichnungsfrist läuft noch bis zum 26. Juli.

Auch Uwe Behnck ist zuversichtlich. „Der heutige Abend könnte vielleicht Anstoß sein, dass sich bei der S-Bahn was verbessert“, sagte der 57-jährige Reinbeker. Marco Steinfeld, der jeden Tag von Wentorf nach Rothenburgsort zu seinem Arbeitsplatz pendelt, sagte:. „Ich hätte mir Konkreteres gewünscht. Die Antworten der Verantwortlichen waren etwas schwammig.“