Reinbek. 202 Sozialwohnungen bei 27.400 Einwohner. Für Reinbeks Politiker noch kein Grund, aktiv zu werden: Sie wollen neue Unterkünfte.
Torsten Christ hat jetzt im Sozialausschuss Alarm geschlagen: „Für das Jahr 2019 habe ich bereits drei Familien, für die wir zwischen September und Dezember keine Wohnungen mehr stellen können. Ich weiß nicht so recht, wohin mit ihnen.“
Die abgelegene Unterkunft Senefelder Ring sei nicht geeignet, weil es Familien mit kleinen Kindern seien. Die bisherigen Vermieter seien nicht bereit, die Mietverträge zu verlängern. „Ich sehe keine Lösung, außer vielleicht, neue Wohnungen zu schaffen. Wir sind leider nicht die einzige Kommune, die darunter leidet, dass es keinen sozialen Wohnraum gibt“, sagte der Ordnungsamtsleiter.
2028 bleiben Reinbek nur noch 65 Sozialwohnungen
Die Stadt Reinbek mit 27.400 Einwohnern hat aktuell noch 202 Sozialwohnungen. Im nächsten Jahr kommen noch neun geförderte Wohnungen aus dem Neubauprojekt „Schröders Koppel“ hinzu. In den nächsten Jahren laufe jedoch für viele dieser Wohnungen die Mietpreis- und die Belegungsbindung durch die Stadt aus, heißt es aus dem Rathaus.
In neun Jahren werde es daher nur noch 65 Sozialwohnungen in der Stadt Reinbek geben. Die derzeit 202 Wohnungen sind alle belegt. Ihnen steht eine Warteliste mit 300 Personen gegenüber, auch Familien seien darin enthalten. Die momentan etwa 360 Wohnungslosen und Flüchtlinge, die die Stadt unterbringen muss, kommen laut Torsten Christ jedoch noch hinzu. Bei den drei Familien sind insgesamt 23 Menschen betroffen, darunter sind auch kleine Kinder.
Appell des Seniorenbeirat verhallt ungehört
Seniorenbeiratsvorsitzender Dr. Heinz Weigert appellierte an die Politiker des Sozialausschusses: „Es ist jetzt endlich einmal an der Zeit, etwas zu tun!“ Und auch Heinrich Dierking, Fraktionsvorsitzender von Forum21, sagte : „Aus diesem Bericht ergibt sich der Bedarf für 50 Menschen, neuen Wohnraum zu schaffen. Nichts anderes als dies festzustellen, ist die Aufgabe des Sozialausschusses.“ Seiner Ansicht nach könnte man dies gar nicht anzweifeln.
Doch genau das taten die anderen Parteien: „In dieser Vorlage lese ich nur den Bedarf für Obdachlosenunterkünfte“, sagte Rasch, Fraktionschef der FDP. Und auch Niklas Melzer (Grüne) stimmte ihm zu, fragte nach einem anderen Punkt im Bericht.
Antrag auf neue Sozialwohnungen abgelehnt
Doch Heinrich Dierking ließ nicht locker: „Es ist unsere Pflicht, jetzt die Regularien in Gang zu setzen“, sagte er und stellte einen entsprechenden Antrag. „Ich halte diesen Antrag jetzt nicht für notwendig“, sagte der Ausschussvorsitzende Tomas Unglaube (SPD) noch, bevor der Antrag schließlich mit sechs Nein-Stimmen, vier Enthaltungen und einer Ja-Stimme abgelehnt wurde.
Grüne und FDP hatten außerdem beantragt, eine Verbesserung der Unterkunft am Senefelder Ring zu prüfen. Diesem Antrag stimmten alle Fraktionen zu; allein ein Unterpunkt, zu kontrollieren, ob Flüchtlinge auch in der Villa Tesch neben dem Rathaus untergebracht werden konnten, widersprachen drei Politiker. Grund ist der Zustand des Hauses, das die Stadt geschenkt bekommen hat.