Bad Oldesloe. Um den Straßenlärm einzudämmen, greift die Politik zu drastischen Maßnahmen: Hauptverkehrsadern sollen nachts nur mit Tempo 30 befahren werden.
Mit einem Lärmaktionsplan will die Politik in Bad Oldesloe den Straßenlärm eindämmen und dabei auch zu drastischen Mitteln greifen: Berliner Ring, Konrad-Adenauer-Ring und ein Teil der Ratzeburger Straße – allesamt Hauptverkehrsadern der Stadt – sollen demnach in der Nacht nur noch mit Tempo 30 befahren werden dürfen. Im Gespräch sind auch die Einrichtung von 30er-Zonen und Lkw-Fahrverbote in der Lorentzen- und Mewesstraße, am Sülzberg und in einem großen Teil des Pölitzer Wegs. Ob das alles umgesetzt wird, entscheidet die städtische Verkehrsaufsicht.
Klar ist allerdings: Viele Bürger sind unzufrieden, etwa am Sülzberg. Dort ist der Verkehrslärm, so zumindest sagen es die Anwohner, schwer zu ertragen – und das seit Langem. „Schon vor sechs Jahren habe ich eine Liste mit Unterschriften vorgelegt und eine 30er-Zone gefordert. Umgesetzt wurde das bis heute nicht“, sagt Michael Rathmann. Er ist einer von rund 200 Sülzberg-Anwohnern. 86 Prozent von ihnen haben jetzt ein weiteres Mal für die Forderung signiert. Es geht dabei nicht nur um den Verkehrslärm, sondern auch um die Sicherheit. „Wir haben zwar einen Fahrradstreifen bekommen, aber auf dem fährt nur, wer mutig ist“, sagte Rathmann. Denn für eine Durchgangsstraße, auf der auch größere Lastwagen fahren, ist der Sülzberg relativ schmal.
Stadtverwaltung zweifelt an der Umsetzung
Auch Anwohner an den Hauptstraßen klagen über den durch Autos verursachten Lärm. Berliner- und Konrad-Adenauer-Ring, die den Verkehr um die Innenstadt-Insel herumführen, dürfen aktuell mit den ortsüblichen 50 Stundenkilometern befahren werden. Laut dem jetzt diskutierten Lärmaktionsplan soll in den Nachtstunden Tempo 30 gelten. Die Stadtverwaltung hat Zweifel ob der Umsetzung. Denn die Idee ist nicht neu. Eine derartige Regelung gab es bereits. Doch 2012 mussten die Tempo-30-Schilder an den innerstädtischen Bundesstraßen 75 und 208 wieder abgebaut werden, weil die Verkehrsbehörde des Landes intervenierte. Insbesondere bei Bundes- und Landesstraßen werde dem integralen Verbund zum Fernstraßennetz große Bedeutung beigemessen, formuliert die Verwaltung in ihrer Vorlage.
Hendrik Holtz (Die Linke) kann der Argumentation nicht folgen: „Es ist möglich. Das zeigen auch Beispiele aus anderen Städten wie Kiel.“ Die Verwaltung will die Sache jetzt prüfen. „Wir müssen anhand von Messungen und Verkehrszählungen feststellen, ob der Lärm tatsächlich gesundheitsgefährdend ist“, sagte Bürgermeister Jörg Lembke. Für die anwesenden Sülzberg-Anwohner auf der Stadtverordnetenversammlung und einige Politiker war diese Aussage unbefriedigend. Eine Abstimmung gab es nicht. Stattdessen wurde das Thema in den Umweltausschuss verlegt.