Glinde. Ina Hoffmann steht regelmäßig auf dem Wochenmarkt und will nationalistische Tendenzen bekämpfen. Und das mit Leidenschaft.

Sie sind weder harmlos noch lassen sie sich aufs politische Abstellgleis schieben, nur weil sie nicht mehr berufstätig sind: Die „Omas gegen rechts“ sind ein Zusammenschluss von Menschen, deren Fürsorglichkeit für die junge Generation, die Enkel, vor allem politisch ist. Die Glinderin Ina Hoffmann (62) ist seit 2018 eine von ihnen. Vor der Europawahl am 26. Mai steht sie regelmäßig auf dem Glinder Wochenmarkt und klärt über die Ziele der Parteien, besonders über das Wahlprogramm der AfD, auf. Und sie demonstriert mit Leidenschaft gegen rechte Tendenzen.

Ina Hoffmann warnt vor rechten Tendenzen

Ina Hoffmann erzählt, sie sei schon immer politisch interessiert gewesen, habe aber nie eine Partei gefunden, bei der der sie spontan gedacht habe: „Das ist es.“ Sie sagt: „Ich bin eine typische Wechselwählerin, wähle immer das kleinste Übel.“ Nach ihrer Überzeugung ist alles, was nicht rechts ist, links. „Anfragen der AfD-Politiker nach der Zahl behinderter Menschen, nach Homosexuellen oder Juden müssen uns doch hellhörig machen“, mahnt sie. Amüsiert habe sie allerdings die Antwort auf eine AfD-Anfrage im Saarland 2018 nach dem häufigsten Vornamen männlicher Messerstecher: Michael.

Sie und ihr Mann Ronald Stein begleiten drei Einwandererfamilien in Glinde, sind mittlerweile mit ihnen befreundet. „Natürlich haben nicht alle Migranten einen Heiligenschein“, sagt sie. „Aber in der Mehrheit sind es tolle Menschen, es ist toll,was sie hier bewältigen. Dass sie dabei noch angefeindet werden, ist beschämend.“

Die Omas gegen eechts, die 2017 in Österreich ins Leben gerufen wurden, müssen weder Enkel haben noch Frauen oder älter als 60 Jahre alt sein: „Es geht uns um eine Haltung“, erklärt die gebürtige Glinderin und Sozialpädagogin in Rente, die selbst keine Kinder hat. „Ich will etwas gegen den Rechtsruck tun, ohne mich einer Partei anzuschließen.“

Sie sei im Stadtteil Wiesenfeld aufgewachsen, in den Häusern des einstigen Arbeitslagers, habe als Kind dort in den Bunkern gespielt. In Wiesenfeld waren zwischen 1943 und 1945 etwa 3000 Arbeiter und Zwangsarbeiter untergebracht. Sie schufteten im Kurbelwellenwerk der Firma Krupp auf dem heutigen Gelände von Federal Mogul Motors. „Das prägt“, sagt sie.

Schon in der BI Glinde gegen rechts engagiert

Die 62-Jährige hatte sich bereits in der Bürgerinitiative Glinde gegen rechts engagiert, die an jedem Werktag vor dem rechten Modeladen am Glinder Berg demonstriert hatte, bis der im Januar 2017 schloss. „Damals sind wir nicht nur beschimpft, sondern auch angegriffen worden“, berichtet sie. „Doch wir haben immer das Gespräch gesucht.“

Den „Omas gegen rechts“ hingegen begegnen alle mit Humor: „Der Name löst etwas Positives aus“, hat die 62-Jährige beobachtet. „Sogar der ,schwarze Block’ hat uns mit Jubel begrüßt, als wir das erste Mal bei der Demo ,Merkel muss weg’ auftauchten.“ Mittlerweile hat sie auch ihren Ronald mit ihrer Leidenschaft angesteckt, er zählt sich heute ebenfalls zu den „Omas“ und begleitet sie zu den Demos.
Mehr unter: www.omasgegenrechts-nord.de