Trittau. Bis zu 600 Menschen sollen im neuen Quartier nach einer zehnjährigen Planungsphase ein neues Zuhause finden.
Bürgermeister Oliver Mesch spricht von einem „Meilenstein für Trittau“. Gemeint ist das neue Wohnquartier, das von der Bürgerstraße im Westen und dem neuen Famila-Markt an der Großenseer Straße im Norden flankiert wird. Mesch sagt: „Nach zehn Jahren intensiver Planung wollen wir jetzt den Hebel umlegen und endlich jenen Wohnraum schaffen, den wir in Trittau so dringend brauchen.“
Bereits 2009 war der Flächennutzungsplan geändert worden, um das Wohngebiet auf den Weg bringen zu können. Doch erst am 4. April war der Bebauungsplan B35B/Teil A rechtskräftig geworden. Nach der Auslegung 2015 hatte es einen vier Jahre währenden Abwägungsprozess gegeben, um insbesondere das Konfliktpotenzial mit dem westlich der Bürgerstraße angrenzenden Gewerbegebiet auszuloten, besser bekannt als Technologiepark. Dort befürchtete insbesondere der Betreiber der Großraumdisco Fun-Parc, Knut Walsleben, mögliche Proteste der neuen Nachbarn wegen nächtlichen Lärms. „Wir haben uns für das gesamte Verfahren viel Zeit gelassen, um all das seriös abzuklären“, sagt Bürgermeister Mesch. Seitens unabhängiger Gutachter sei inzwischen mehrfach bestätigt worden, dass mit der geplanten Bebauung, insbesondere an der Schnittstelle Bürgerstraße, ein größtmöglicher Lärmschutz gegeben ist.
Es soll höchste Lärmschutzstandars geben
Dafür sorgen soll ein Geschossbauriegel mit vier Etagen als Abschirmung der weiter östlich gelegene Bebauung mit Reihen-, Doppel- und Einzelhäusern. „Mittels einer besonderen Fassadengestaltung und verglasten Loggien wie in der Hamburger Hafencity werden wir höchsten Lärmschutzstandards gerecht“, sagt Hartmut Thede vom Wohnungsunternehmen Semmelhaack, das den westlichen Abschnitt des acht Hektar großen Quartiers entwickelt.
Die insgesamt 78 Wohnungen im Riegel haben eine Größe von 50 bis 85 Quadratmetern. 40 Prozent sollen mittels öffentlicher Förderung als bezahlbarer Wohnraum zu Kaltmieten zwischen 5,60 und 7,20 Euro pro Quadratmeter realisiert werden. „Vorgesehen sind außerdem Gruppen- und Mehrzweckräume zur Quartiersbildung, die von den Mietern für Geburtstagsfeiern ebenso genutzt werden können wie zum gemeinsamen Schauen von Champions-League-Spielen“, berichtet Thede.
Landgesellschaft sucht für Grundstücke 37 Bauherren
Um eine „optimale Durchmischung“ des neuen Wohngebiets zu erreichen, will das Unternehmen Semmelhaack zudem 43 Reihenhäuser mit Wohnungsgrößen zwischen 110 und 120 Quadratmetern bauen, für die zwischen neun und 10,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter fällig werden, sowie zehn Doppelhaushälften. Weitere 37 Doppel- und Einfamilienhäuser will die Landgesellschaft Schleswig-Holstein vermarkten, eine Tochter der landeseigenen Investitionsbank, die auch für die Erschließung des gesamten Terrains verantwortlich zeichnet.
„Seit den 1970er-Jahren beschäftigen wir uns mit der Flächenentwicklung im ländlichen Raum und beackern pro Jahr 30 bis 40 Projekte in ganz Schleswig-Holstein. Trittau gehört für uns zweifellos zu den interessantesten“, sagt Geschäftsführer Dietrich von Hobe.
Für die Grundstücke zwischen 500 und 900 Quadratmetern sucht die Landgesellschaft jetzt Bauherren. Seinen Reiz beziehe das neue Quartier unter anderem aus seiner Integration in die Bebauung zwischen den Gewerbeflächen. Dazu gehöre der Erhalt der bestehenden BMX-Bahn am Regensammelbecken, wie auch die Bewahrung der vorhandenen Knickstrukturen auf dem Terrain.
Erschlossen werden soll das neue Wohngebiet zum einen über eine Zufahrt gegenüber dem Verwaltungsgebäude der Raiffeisenbank an der Bürgerstraße, zum anderen über eine Zufahrt östlich des neuen Famila-Marktes an der Großenseer Straße. Dort soll außerdem ein weiterer Kreisel entstehen.
Wann denn nun die ersten Bagger rollen werden, dazu wollte sich von Hobe noch nicht festlegen: „Trotz des rechtskräftigen B-Plans sind Einsprüche noch immer möglich. Deshalb bleiben wir mit allen Beteiligten im Gespräch.“
Investor garantiert eine Mietpreisbindung über die Dauer von 35 Jahren
8800 Einwohner zählt Trittau aktuell. Als Telefonhörer beschreibt Bürgermeister Oliver Mesch das aktuelle Siedlungsgebiet der Gemeinde mit dem Zentrum im Norden und konzentrierter Wohnbebauung im Süden der Gemeinde. Nun soll das Kerngebiet vor allem im Westen wachsen. Die Nachfrage nach Wohnraum ist im gesamten Amt Trittau groß. Vor allem Geringverdiener können sich die Mieten kaum leisten. Bei der Vergabe der neuen Wohnungen sollen Trittauer den Vorzug erhalten. Im Rathaus existiert bereits eine Liste mit Härtefällen. „Endlos wachsen wollen wir nicht“, sagt Bürgermeister Mesch. Ziel sei vielmehr ein „qualitatives Wachstum“. Investor Semmelhaack garantiert eine Mietpreisbindung über 35 Jahre.