Ahrensburg. Darsteller Denis Strobel fordert Zuschauer im Ahrensburger Marstall zum Mitmachen auf. Die haben Lust und zeigen sich schlagfertig.
Vor seiner Impro-Show steht Darsteller Denis Strobel höchstselbst im Foyer des Kulturzentrums Marstall in Ahrensburg und nimmt Kontakt mit den Zuschauern auf, die gleich in den Stuhlreihen vor der Bühne sitzen werden. Er verteilt Karten und Stifte und fordert die Gäste auf, die auf der jeweiligen Karte abgedruckte Frage zu beantworten. Wer sich bisher noch nicht darüber im Klaren war, weiß spätestens jetzt: Bei Improvisationstheater ist die Mitwirkung aller gefragt. Doch ein Hintertürchen lässt Strobel offen: Die Zuschauer haben die Wahl, wo sie ihr Kreuzchen machen. Bei „Ich möchte in Ruhe die Vorstellung genießen“, „Gern dürfen Sie mich vor Publikum zu meiner Antwort ansprechen“ oder „Ich habe Freude daran, auf der Bühne mitzuwirken, und verrate hierzu meinen Namen“. Das Bühnenbild ist spärlich: eine Sitzecke mit Tisch und eine Art Theke, hinter der sich Licht- und Tontechnik verbergen. Denn darum muss sich Strobel offensichtlich auch noch kümmern.
Mit dieser Art Vorstellung geht Darsteller ein Risiko ein
Bis auf die Karten und eine Auswahl an Musik-CDs ist nichts vorgegeben, was Stimmung und Handlung beeinflussen könnte – weder Handlungsrahmen noch vorgefertigten Bausteine, die je nach Bedarf zusammengesetzt werden. Keine Frage, diese Vorstellung ist ein mutiges Unterfangen, das von einer gewissen Risikobereitschaft zeugt. Dabei sitzen Darsteller wie Zuschauer im selben Boot, denn es hängt von beiden ab, ob der Abend ein Erfolg wird oder nicht.
Die Fragen sind von Tarot-Karten abgeleitet. „Es steht ein Machtmittel zur Verfügung und möchte ergriffen werden. Welches?“, liest Strobel ab und setzt die Antwort gleich hinterher: „Pizzaroller“. Originell, aber Strobel entscheidet sich zunächst für eine andere Antwort: „Trump twittert“ und schlüpft in die Rolle des machtbesessenen amerikanischen Präsidenten, der von einer „unendlichen Quelle“ begleitet wird, deren Rolle er auch gleich noch übernimmt.
Eine Trennung soll mit ins Spiel und eine Führungspersönlichkeit. Stefan, der dafür eine Klofrau vorgeschlagen hat, übernimmt die Rolle gern selbst. Das Ganze gipfelt darin, dass Trump die Toilette einfach kauft, weil er keine Lust hat, jedes Mal die Gebühr zu entrichten. Damit ist die Szene zu Ende und Strobel auf der Suche nach neuer Inspiration durch die Antworten des Publikums. Glück für Strobel, dass viele seiner Gäste Lust haben, mitzuspielen, dabei eine gute Figur machen und auch noch schlagfertig sind.
Zuschauer freuen sich auf eine Fortsetzung
Dabei ergeben sich so skurrile Charaktere wie die göttliche Elefantenkuh, die mit wedelnden Ohren die Dunkelheit heraufbeschwört, oder irrsinnige Szenen wie der actiongeladene Kampf zwischen Palästina und Israel, bei dem letztlich nicht einmal Zuschauerin Heike Wenninger klar ist, welche der beiden Rollen sie gerade übernommen hat. Jedenfalls gewinnt sie, indem sie Denis Strobel den Todesstoß versetzt. „Ihr wart bei einer absoluten Weltpremiere dabei, ich hab Tarot-Theater noch nie gemacht“, gesteht ein erschöpfter, aber sichtlich gelöster Strobel zum Schluss. Besonders der zweite Teil habe ihm gefallen. Zuschauerinnen Marianne Nehrkorn und Regina Lietz sehen das genauso. Sie freuen sich bereits auf eine Fortsetzung.