Stapelfeld. Die Anlage springt ein, wenn die neue MVA gewartet wird und keine Wärme liefert. Das Projekt kostet rund eine Million Euro.

Noch existiert das Gebäude nur auf Skizzen. Es ist 17 mal 12,80 Meter groß und sechs Meter hoch sowie mit einem Zehn-Meter-Schornstein ausgestattet. In kurzer Entfernung ist ein Öltank mit einer Kapazität von 60.000 Litern abgebildet. So sieht das Heizkraftwerk aus, das Stapelfeld plant und welches die Fernwärmeversorgung dauerhaft garantieren soll.

Dafür ist eigentlich die Müllverbrennungsanlage (MVA) zuständig. Diese wird jedoch durch einen Neubau ersetzt und hat dann nur noch einen statt zwei Öfen. Wird jener bei Wartungsarbeiten abgeschaltet, fällt der Transport von thermischer Energie aus, also für die Heizung und warmes Wasser in den Haushalten. Um das auszuschließen, will das Unternehmen Fernwärmeversorgung Stapelfeld, eine 100-prozentige Tochter der Gemeinde, das Eine-Million-Euro-Projekt umsetzen.

„Ich rechne mit einer Bauzeit von bis zu neun Monaten und der Fertigstellung im Frühjahr 2020“, sagt Bürgermeister Jürgen Westphal von der örtlichen Wählergemeinschaft WGS. Das Kesselhaus soll rot geklinkert und an der Ecke Alte Landstraße/Groot Redder erstellt werden – nur wenige Hundert Meter von der MVA entfernt. Bei einem Zuschalten der sogenannten Besicherungsanlage werden die aktuellen und naheliegenden Leitungen genutzt.

Anlage soll 330 Tage im Jahr im Stand-by-Modus laufen

Eigner des Grundstücks ist die 1800 Einwohner zählende Gemeinde. Noch ist das Areal ausschließlich für landwirtschaftliche Zwecke ausgewiesen. Die Gemeindevertretung hat auf ihrer jüngsten Sitzung aber eine Änderung des Flächennutzungsplanes beschlossen. Das Einverständnis aus Kiel scheint nur eine Formalie zu sein. „Die Landesplanung hat zu dem Projekt eine positive Stellungnahme abgegeben“, sagt Westphal. Eine Bauvoranfrage beim Kreis wurde unter der Woche gestellt. Die Behörde in Bad Oldesloe ist zuständig für die Genehmigung des Hauses.

Die Anlage soll mit einer Leistung von acht Megawatt ausgestattet werden, verteilt auf zwei Kessel. Sie bedient die rund 450 Haushalte im Ort und keine anderen in Nachbargemeinden. „Für die Verbraucher ändert sich nichts“, sagt Ulrich Sievers, Werksleiter der Fernwärmeversorgung Stapelfeld. Die Steuerung des Notheizhauses sei automatisch geregelt, Personal in dem Gebäude bedürfe es nicht. „Einmal im Jahr muss die Anlage technisch überprüft werden, dazu inspiziert in diesem Intervall auch der Schornsteinfeger“, so Sievers. Bürgermeister Westphal geht davon aus, dass die Anlage 330 Tage im Jahr im Stand-by-Modus läuft und nur für die restliche Zeit Fernwärme liefert.

Arbeiten starten im Herbst und sind bis 2022 geplant

Bürgermeister Jürgen Westphal (links) und Ulrich Sievers zeigen eine Skizze der geplanten Anlage.
Bürgermeister Jürgen Westphal (links) und Ulrich Sievers zeigen eine Skizze der geplanten Anlage. © René Soukup

Ursprünglich wollten die Politiker auf Öl verzichten und eine gasbetriebene Anlage installieren. „Die Versorger konnten aber keine entsprechenden Leitungen zur Verfügung stellen“, sagt Westphal. Die Verlegung von neuen Rohren wäre zu teuer gewesen. Alternativ zum Neubau hätte Stapelfeld bei einem Ausfall der Müllverbrennungsanlage auch das Blockheizkraftwerk des Energieversorgers HanseWerk zuschalten können. Es steht auf dem MVA-Gelände und wurde 2015 in Betrieb genommen. Das Projekt hat 6,8 Millionen Euro gekostet. Die Anlage erzeugt Strom für 21.500 Haushalte in Stormarn sowie Hamburg und lässt die Heizungen von mehr als 6000 Einfamilienhäusern warm werden.

„Diese Variante ist aber im Vergleich zu unserem Projekt unwirtschaftlich“, sagt Westphal. Derzeit hat Stapelfeld eine Vereinbarung mit HanseWerk über eine Mitnutzung. Allein die Grundgebühr liegt bei knapp 100.000 Euro per anno, hinzu kommen Kosten für gelieferte Energie. Die Gemeinde muss jedes Jahr einen Antrag beim Unternehmen stellen.

Der Bau des Notheizkraftwerks und der MVA samt Klärschlammverbrennung werden sich zeitlich überschneiden. Betreiber EEW Energy from Waste plant für Herbst den Beginn der Arbeiten, Mitte 2022 soll die „Mülle“ in Betrieb gehen. Die Kosten für das Großprojekt liegen schätzungsweise bei rund 150 Millionen Euro.