Ahrensburg. Der ATSV will einen schnellen Umzug ins Gewerbegebiet. CDU, Grüne und Linke erteilen Plänen eine Absage. SPD und FDP befürworten Neuplanung.
Es ist ein Thema, das Ahrensburg spaltet: Um die Zukunft des Stormarnplatzes und die dortigen Fußballfelder hat ein Tauziehen zwischen Vereinen und Politikern begonnen. Während SPD, FDP und nun auch die WAB für eine offene Diskussion plädieren, erteilen CDU, Grüne und Linke der Forderung des Ahrensburger TSV nach einem neuen Sportzentrum im Gewerbegebiet Beimoor-Süd eine deutliche Absage. „Es wäre unverantwortlich, zum jetzigen Zeitpunkt noch ein Großprojekt zu planen“, sagt Christian Schubbert (Grüne) und verweist auf den angeschobenen Badlantic-Neubau bis zum Jahr 2023 für einen zweistelligen Millionenbetrag.
ATSV-Vorstand ist enttäuscht über Ablehnung
Ähnliche Worte kommen von der CDU. „Die Fußballfelder werden auf dem Stormarnplatz bleiben, da gibt es gar keine Diskussion“, sagt der Fraktionsvorsitzende Detlef Levenhagen. Er schätzt die Kosten für ein Sportzentrum mit Dreifeldhalle, fünf Fußballfeldern und weiteren Außenanlagen, so wie es sich der ATSV wünscht, auf 20 bis 30 Millionen Euro. „Ich weiß nicht, wo das Geld dafür herkommen soll. Dann müssten wir uns hoch verschulden.“
Gerd Wollesen vom ATSV zeigt sich enttäuscht über die ablehnende Haltung. „Ich kann nicht nachvollziehen, warum einige Fraktionen auf Positionen beharren, die von gestern sind“, sagt der Vize-Vorsitzende von Stormarns größtem Verein (4200 Mitglieder). „Um unseren Verein und den Sport in Ahrensburg weiterzuentwickeln, brauchen wir etwas Zukunftsfähiges. Und das ist nicht der Stormarnplatz.“ Der Vorstand werde, wie im Abendblatt angekündigt, in den kommenden Wochen Gespräche mit allen Fraktionen führen und versuchen, auch die Skeptiker von der Notwendigkeit eines Sportzentrums zu überzeugen.
FDP sieht keine Konflikte mit geplantem Badlantic-Neubau
Die Argumentation mit dem fehlenden Geld will Wollesen nicht gelten lassen, sagt: „Wenn der Stormarnplatz anderweitig genutzt wird, kommt doch Geld rein.“ Zudem gebe es viele Möglichkeiten, Fördergeld zu erhalten. „Man muss nur ein bisschen kreativ sein“, sagt Wollesen. „Was andere Städte und Gemeinden in Schleswig-Holstein in den vergangenen Jahren beim Thema Sport auf die Beine gestellt haben, muss doch auch in Ahrensburg möglich sein.“
SPD und FDP begrüßen die klare Positionierung des ATSV-Vorstandes. „Wir sollten jetzt darüber diskutieren, wie wir die Stadt beim Thema Sport zukunftsfähig machen“, sagt Thomas Bellizzi (FDP). „Denn zur Lebensqualität gehört auch, sich in der Freizeit sportlich betätigen zu können.“ Die in Ahrensburg vorhandenen Sportanlagen seien ausgelastet, die dortige Infrastruktur häufig überlastet. Es sei „absoluter Quatsch“, dass Ahrensburg nicht genug Geld habe. „Es ist nur die Frage, wo wir Schwerpunkte setzen“, sagt Bellizzi. Er hoffe, dass sich auch die anderen Fraktionen offen für neue Ideen zeigten und verhärtete Positionen ablegten. „Ich sehe das als eine mittel- bis langfristige Planung“, sagt der FDP-Fraktionschef. „So ein Projekt werden wir nicht in zwei bis fünf Jahren realisieren können.“ Damit gebe es auch keine zeitliche Überschneidung mehr mit dem Badlantic-Neubau.
Wählergemeinschaft schlägt eine Machbarkeitsstudie vor
„Es wundert mich, dass einige Fraktionen die Forderung des ATSV sofort ablehnen“, sagt SPD-Chef Jochen Proske. „Wir haben bisher noch keine Vorplanung gemacht, wissen gar nicht, über welche Kosten wir reden.“ Es sei wichtig, nun Fakten als Diskussionsgrundlage zu bekommen und dann in Ruhe darüber nachzudenken. Dafür plädiert auch Peter Egan (WAB). „Ein Sportzentrum ist zwar nicht das, wofür mein Herz schlägt“, sagt er. „Aber wir sollten trotzdem einmal professionell prüfen lassen, was auf der Fläche im Gewerbegebiet überhaupt möglich wäre und wie viel das kosten würde – so ähnlich wie bei der Machbarkeitsstudie zur Südtangente.“
Roter Stern Kickers wollen auf dem Stormarnplatz bleiben
Ein mögliches Sportzentrum könne sowieso nur langfristig realisiert werden. „In den nächsten fünf bis sechs Jahren wird das nichts, weil wir zu viele andere Projekte haben“, sagt Egan zum Abendblatt und verweist auf die vielen Schulsanierungen und -erweiterungen, den Rathausanbau, die Tiefgarage unter dem Stormarnplatz und das Hallenbad. Die Wählergemeinschaft möchte zudem, dass die Verwaltung einmal alle Hallenkapazitäten und Öffnungszeiten auflistet. Einen entsprechenden Antrag hat sie für die nächste Sitzung des Sportausschusses vorbereitet.
Unterdessen haben die Roter Stern Kickers in einer E-Mail erneut ihren Wunsch bekräftigt, dass die Fußballfelder dauerhaft auf dem Stormarnplatz bleiben. „Sportanlagen müssen für Kinder problemlos zu erreichen sein, auch wenn beide Eltern voll berufstätig sind oder kein Auto besitzen“, schreibt der Vorsitzende Oliver Martins Pinho. So sehen das auch die Linken. „Wir bleiben bei unserem klaren Nein zur Verlagerung“, sagt Fraktionschef Ali Haydar Mercan. Er schlägt vor, lieber den Sportplatz Reeshoop mit Flutlicht und Kunstrasen auszustatten, um ihn ganzjährig bespielbar zu machen. Mercan sagt: „Das schafft auch neue Kapazitäten.“
Grüne sind für Verteilung der Sportanlagen über das Stadtgebiet
Diese Variante könnte sich auch Christian Schubbert vorstellen. Er plädiert dafür, zunächst die bestehenden Anlagen zukunftsfit zu machen, sagt: „Ich finde, der Sport gehört über die ganze Stadt verteilt.“ Für Kinder seien kurze Wege wichtig. „Die Dezentralisierung ist eine große Chance für die Vereine. Durch die räumliche Nähe werden Kinder an Sportarten herangeführt, die sie sonst vielleicht nie in Betracht ziehen würden.“ Beimoor-Süd lehne seine Fraktion „nicht für alle Zeiten ab“, so Schubbert. „Aber wenn, dann nur als zusätzlichen Standort.“ Denkbar sei auch, auf der frei werdenden Fläche am Badlantic irgendwann eine neue Halle zu bauen.
Beim Sport-Gipfel des Abendblattes hatte der ATSV-Vorstand auch kritisiert, dass die Politik zu wenig in Sport investiere. Das weist Schubbert, der auch Vorsitzender des Sportausschusses ist, entschieden zurück. „2019 haben wir rund zwei Millionen Euro für den Sport im Haushalt – für die Sanierung der Leichtathletikanlage Reesenbüttel und das Umkleidehaus auf dem Stormarnplatz.“ In den vergangenen Jahren sei unter anderem eine neue Hockeyhalle und eine Turnhalle für die Grundschule Am Hagen errichtet worden.