Ahrensburg. Verein hält den Ahrensburger Stormarnplatz für „nicht zukunftsfähig“ und lehnt geplantes Umkleidehaus ab. Politiker reagieren unterschiedlich.
Der Vorstand des Ahrensburger Turn- und Sportvereins (ATSV) hält die Sportplätze im Stadtzentrum für „nicht zukunftsfähig“, fordert eine Verlegung der beiden Fußballfelder vom Stormarnplatz ins Gewerbegebiet Beimoor-Süd. Den von der Politik beschlossenen Neubau eines Umkleidehauses für 1,25 Millionen Euro bezeichnet die Vereinsführung als „gar nicht sinnvoll“. Das sagte der Vorsitzende Jürgen Westphal bei einer Diskussionsrunde des CDU-Stadtverbandes – und sorgte damit für versteinerte Mienen und sichtliches Unbehagen bei den anwesenden Politikern. Denn die Christdemokraten sprechen sich seit Jahren vehement gegen eine Verlegung aus.
Sportverein beklagt Wartelisten wegen fehlender Hallenkapazitäten
Der ATSV ist mit mehr als 4100 Mitgliedern der größte Verein im Kreis und Hauptnutzer des Stormarnplatzes. Er wünscht sich eine multifunktionale Sportanlage mit Außenplätzen und einer Dreifeldhalle, die nur dem Vereinssport zur Verfügung stehen soll. In fast allen Sportarten gebe es inzwischen Wartelisten, weil die Hallenkapazitäten nicht ausreichten, um alle interessierten Kinder und Erwachsene zu versorgen.
„Durch Neubauprojekte wie den Erlenhof sind viele Menschen, vor allem junge Familien, nach Ahrensburg gezogen, die sich vielfach sportlich betätigen möchten“, sagt Westphal. Er ist überzeugt, dass der Lindenhof und die neuen Wohnungen an der Hamburger Straße die Situation verschärfen werden. Da der Kunstrasen auf dem Stormarnplatz ohnehin demnächst für mehrere Hunderttausend Euro saniert werden muss, sei ein Umzug jetzt sinnvoll. Zumal es am bisherigen Standort bei Turnieren regelmäßig Beschwerden von Anwohnern wegen Lärmbelästigung gebe.
CDU-Chef versucht mehrmals, das Thema zu wechseln
Die CDU lehnt den Vorstoß ab. „Wir wollen den Sport im Stadtzentrum belassen“, sagt der Ortsvorsitzende Maik Neubacher. Ihm sei es wichtig, dass die Anlage mit dem Fahrrad erreichbar bleibe, argumentiert er bei der Diskussionsrunde im Restaurant Kroatien. Die Kritik des Vereinschefs ist ihm sichtlich unangenehm. Er versucht, das Thema zu wechseln, fragt nach Problemen bei der Einbindung von Migranten in die Vereinsarbeit. Doch Westphal wimmelt ab („Das ist bei uns gar kein Problem.“) und kommt stattdessen wieder auf sein Hauptanliegen zurück. „Der Erhalt des Stormarnplatzes darf die Entwicklung des allgemeinen Sports in Ahrensburg nicht ausbremsen“, mahnt er. Eigentlich wolle er sich aus politischen Diskussionen heraushalten, so Westphal. „Aber ich sehe mich in der Verantwortung, die Stimme zu erheben, wenn die Entwicklung der Stadt nicht im Interesse der Gesellschaft ist.“ Und das sei hier der Fall.
Kurz darauf würgt CDU-Chef Maik Neubacher das Thema endgültig ab, lenkt die Diskussion stattdessen auf sportfremde Themen wie den Kreisel am Kornkamp-Süd und die Entwicklung des Bahnverkehrs. Dabei lautet der Titel der Veranstaltung eigentlich „ATSV – Ahrensburg sportlich betrachtet – Entwicklung und Herausforderungen“.
ATSV-Vorsitzender informierte Fraktionschefs per Mail
Auch bei den anderen Fraktionen rufen die Aussagen Westphals emotionale Reaktionen hervor – von Begeisterung bis Ablehnung. SPD und FDP zeigen sich erfreut, dass die Debatte über die Zukunft des Stormarnplatzes neu angestoßen wird. Grüne und WAB äußern dagegen Unverständnis, sie wollen die Fußballfelder wie die CDU auf jeden Fall in der City behalten. Diesen Weg unterstützen auch die Linken.
Der ATSV-Chef hatte die Fraktionsvorsitzenden bereits vor gut zwei Wochen in einer Mail über seine Wünsche informiert. „Aus unserer Sicht ist es an der Zeit, das Planungsprojekt Beimoor-Süd als neue und zusätzliche Sportstätte mit entsprechender Sporthalle wieder aufzugreifen und zeitnah zu entwickeln“, heißt es in dem Schreiben.
Peter Egan, Fraktionsvorsitzender der WAB, bezeichnet die Forderungen des Vereinschefs als „unverfroren“. Er sagt: „Wir spendieren dem ATSV gerade für 1,25 Millionen Euro ein Umkleidehaus, das er sich gewünscht hat. Das haben wir uns ja nicht ausgedacht.“ Die Wählergemeinschaft wolle die Fußballfelder in der City erhalten – wegen der guten Erreichbarkeit. Zudem sei dies von den anderen Nutzern gewollt.
Containerlösung soll 800.000 Euro kosten
„Für uns gehört der Sport ins Zentrum“, sagt auch Christian Schubbert (Grüne), Vorsitzender des Sportausschusses. Er zeigt sich verärgert über den späten Zeitpunkt der Kritik. „Der ATSV war in die Planungen für das Umkleidehaus eingebunden.“ Noch in diesem Jahr sollen die Bauarbeiten beginnen. Westphal sagt, dem Verein sei das Umkleidehaus quasi „aufgedrängt“ worden, er wolle lieber eine Containerlösung. Diese sei „um ein Vielfaches günstiger“. Schubbert widerspricht: „Wir müssten Leitungen legen lassen und spezielle Duschcontainer anschaffen. Die Kosten lägen bei 800.000 Euro.“ Zudem sei das Haus extra so konzipiert worden, dass es sich bei Bedarf problemlos verlegen lasse.
Ein Sportzentrum im Gewerbegebiet könne auch aus Kostengründen nicht zeitnah realisiert werden, sagt Schubbert. „Da sprechen wir locker über zehn Millionen Euro.“ Das Geld werde für Investitionen in die Schulen, die bestehenden Sportanlagen und für den Neubau des Badlantic benötigt.
Die Linke spricht sich dafür aus, die bestehenden Fußballfelder zu sanieren. „Für uns gehört Jugend- und Sportkultur auf den Stormarnplatz“, sagt der Fraktionsvorsitzende Ali Haydar Mercan. Er plädiert dafür, die guten Synergieeffekte mit dem Juki 42, dem Bruno-Bröker-Haus und dem Peter-Rantzau-Haus weiter zu nutzen.
FDP und SPD fordern neue Debatte über Stormarnplatz
Thomas Bellizzi hingegen begrüßt den Vorstoß des ATSV. „Es ist gut, dass sich der Hauptnutzer klar positioniert“, sagt der FDP-Fraktionschef. „Eine Debatte über den Stormarnplatz ist dringend notwendig.“ Die Liberalen seien grundsätzlich offen für eine Verlegung der Sportstätte, könnten sich stattdessen einen Stadtpark auf dem Stormarnplatz vorstellen. Er plädiert dafür, angesichts der neuen Entwicklung das Projekt Umkleidehaus erst einmal auszusetzen, um nicht „Fakten zu schaffen“.
Ähnlich sieht das die SPD. Fraktionschef Jochen Proske ist dafür, mit allen Beteiligten noch einmal neu zu überlegen, welche die beste Lösung für Vereine und Sportbegeisterte in Ahrensburg ist. „Ich hoffe, dass sich die anderen Fraktionen jetzt offen dafür zeigen“, sagt er. Die Sozialdemokraten sprechen sich schon seit Langem für eine Verlegung der Fußballfelder aus. Proske sagt: „Bisher war das Problem, dass es innerhalb des ATSV unterschiedliche Meinungen zu dem Thema gab.“
Nach der Diskussionsrunde bröckelt nun auch innerhalb der CDU das klare Nein zur Verlegung. Inzwischen gibt es unterschiedliche Auffassungen zu dem Thema. So spricht sich der Stadtverordnete Eckehard Knoll offen für einen Umzug der Fußballfelder aus und kündigt an: „Ich werde versuchen, meine Fraktionskollegen davon zu überzeugen.“