Ahrensburg. Weitere Schmierereien an Schulen entdeckt. Bürgermeister erstattet Strafanzeige. Runder Tisch startet Unterschriftenaktion.

Das Ausmaß der fremdenfeindlichen Schmierereien im Ahrensburger Stadtgebiet wird immer größer: Auch die Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule und das Schulzentrum Am Heimgarten sind nach Angaben der Stadtverwaltung am vergangenen Wochenende mit rassistischen Parolen besprüht worden. Am Montag hatte die Polizei nur entsprechende Taten an der Flüchtlingsunterkunft am Reeshoop und der Kreissporthalle am Mühlenredder bestätigt.

Bürgermeister verurteilt die Schmierereien

In einer offiziellen Stellungnahme aus dem Rathaus heißt es: „Mit Abscheu und Bestürzung, aber auch mit Scham reagiert die Stadt Ahrensburg auf die Schmierereien. Sie distanziert sich mit aller Deutlichkeit von diesen Taten. Ahrensburg sagt Nein zu Fremdenhass und Intoleranz.“ Bürgermeister Michael Sarach verurteilt die Vorfälle aufs Schärfste, sagt: „Das stößt bei uns auf Entsetzen. Wir haben Strafanzeige erstattet.“ Er appelliert an mögliche Zeugen, sich umgehend bei der Polizei zu melden. „Wir werden alles dafür tun, um die Straftaten aufzuklären.“ Sollte die Polizei den oder die Täter ermitteln, werde die Stadt sie wegen Beschädigung öffentlicher Gebäude finanziell in Regress nehmen.

Polizei: Ermittlungen dauern noch an

Wie berichtet, hatten Unbekannte am Wochenende mit schwarzer, roter und blauer Farbe rassistische Parolen wie „Ausländer raus“ an verschiedene Fassaden gesprüht. Beamte des Staatsschutzes in Lübeck nahmen die Ermittlungen auf, baten Zeugen, sich unter der Telefonnummer 0451/13 10 zu melden. Ob daraufhin schon nützliche Hinweise eingegangen sind, will die Polizei auf Abendblatt-Anfrage nicht sagen. „Wir sind noch in der Auswertung. Die Ermittlungen dauern an“, sagt Sprecher Ulli Fritz Gerlach.

Auch der Runde Tisch Ahrensburg für Zivilcourage und Menschenrechte, gegen Diskriminierung und Rechtsextremismus zeigt sich entsetzt über die Taten. „Wir sind verärgert, wie massiv hier vorgegangen wird“, sagt Sprecherin Bernadette Kölker. „Die Parolen sind menschenverachtend, rassistisch, geschlechterdiskriminierend. Sie richten sich gegen demokratische Parteien und rufen zu Gewalt auf. Das ist übel.“

Schulen haben sich gegen Rassismus positioniert

Sie ist der Ansicht, dass die Orte bewusst ausgesucht wurden. „Die Schulen haben sich mit verschiedenen Aktionen gegen Rassismus positioniert“, sagt Kölker. Die Stadtverwaltung bestätigt das. So sind die Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule und die Berufsschule Mitglied des Netzwerkes „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, das Schulzentrum Am Heimgarten seit 1994 eine Unesco-Projektschule. Die Parolen seien der traurige Höhepunkt einer Entwicklung, die sich in den vergangenen drei Monaten zugespitzt habe, sagt Kölker. „Seit Dezember nehmen wir an Straßenlaternen verstärkt extremistische Aufkleber wahr. Sie werden dorthin geklebt, wo Migranten oder Menschen wohnen, die sich gegen Rassismus engagieren.“

Runder Tisch veröffentlicht Erklärung im Internet

Der Runde Tisch hat im Internet eine Erklärung veröffentlicht und ruft Privatpersonen und Institutionen dazu auf, sie zu unterschreiben. „Wir, die unterzeichnenden Organisationen, Initiativen und Privatpersonen, verurteilen diese rassistischen und nationalistischen Angriffe auf unsere offene und bunte Gesellschaft!“, heißt es darin. Und weiter: „Der Schutz der Menschenwürde und unserer demokratischen Werte ist unsere konkrete Aufgabe.“ Ali Haydar Mercan, Fraktionsvorsitzender der Linken und Mitglied des Rundes Tisches, sagt dazu: „Wir wollen zeigen, dass wir mehr sind.“ Es gebe Überlegungen, noch weitere Aktionen zu starten, zum Beispiel eine Demonstration. Mercan: „Aber das ist nur eine Idee, konkret geplant ist bisher nichts.“

Die Erklärung ist im Internet unter www.runder-tisch-ahrensburg.de zu finden. „Wir rufen die Menschen dazu auf, für demokratische Werte einzutreten“, sagt Kölker. Das Bündnis habe seit dem Wochenende viel Zuspruch erfahren. „Viele Menschen haben das Bedürfnis, sich zu positionieren.“

Stadt will Schmierereien schnell entfernen lassen

Der Landtagsabgeordnete Tobias von Pein (SPD) aus Ahrensburg hofft, dass die Polizei den oder die Täter bald ermitteln kann. Er sagt: „Rassismus und Antisemitismus dürfen wir niemals hinnehmen.“ Die Gesellschaft müsse sich dagegen wehren. „Wir müssen klar machen, dass wir ein solches Verhalten nicht tolerieren. Das heißt auch: Gemeinsam und konsequent für Vielfalt und Akzeptanz in unserer Demokratie eintreten.“

Die Stadt Ahrensburg kündigt an, dass sie die Schmierereien schnellstmöglich entfernen will. Unter der E-Mail-Adresse infoline@ahrensburg.de haben Bürger die Möglichkeit, extremistische Aufkleber, Plakate und Schmierereien im Ahrensburger Stadtgebiet zu melden.